..:  Kakerlakenparade  :..
      Kakerlakenparade - Logo

Die Platys




platys
Platys im Aquarium





Name und Einordnung



In der Biologie werden die Platys als "Xiphophorus maculatus" bezeichnet. Er zählt zur Unterfamilie der Lebendgebärenden Zahnkarpfen. Der Gattungsname Xiphophorus leitet sich von den griechischen Wörtern "xiphos" (Schwert) und "phorein" (tragen) ab ("maculatus" bedeutet gefleckt). Zu dieser Namensgebung kam es, als man den Schwertträger (X. helleri) entdeckte und dachte, seine Farbvarianten in räumlich entfernten Gewässern wären eigene Arten und man deswegen eine Gattung "Xiphophorus" aufstellte. Als bekannt wurde daß Schwertträger und Platys eng verwandt sind ordnete man beide als Arten der gleichen Gattung Xiphophorus ein.

Der bisherige Name der Platys, "Platypoecilus maculatus" überlebte, verkürzt, als deutscher (und englischer) Populärname (neben "Breitkärpfling" und "Spiegelkärpfling").

Wie schwierig die Einordnung innerhalb dieser vielfältigen Gattung ist, zeigt auch die lange Liste von veralteten lateinischen Artbezeichnungen (Synonymen) sowohl beim Schwertträger als auch beim Platy.

Lebendgebärende Zahnkarpfen erhielten ihren Namen - neben dem Umstand dass sie ihren Nachwuchs nicht in Eiern sondern als Jungfisch zur Welt bringen - wegen ihrer mikroskopisch kleinen "Zähne", mit deren Hilfe sie Algen und darauf siedelnde Mikroorganismen abweiden.

Ursprünglich nur in Amerika beheimatet (von USA bis Argentinien) wurden Lebendgebärende Zahnkarpfen (vor allem Guppys und Gambusen) zur Mückenbekämpfung an zahlreichen Orten in der Welt als deren biologischer Fressfeind eingesetzt, etwa in Malariagebieten in Indien, aber auch in Südeuropa zur Eindämmung von Mückenplagen in Tourismusgebieten. Zahlreiche weitere Besiedelungen folgten. War es seine Vermehrungsfreude, die ihn als biologische Schädlingsbekämpfer geeignet erscheinen ließen, so war es seine Anpassungsfähigkeit, die es ihm möglich machte, im Einsatzgebiet heimisch zu werden.

Heute sind Lebendgebärende Zahnkarpfen weltweit verbreitet, u.a. Hawaii, Israel, Hongkong, Fidschiinseln, Jamaika und anderen beliebten Urlaubsgebieten, so dass es schon mal passieren könnte, dass man in den schönsten Wochen des Jahres die wildlebenden Verwandten seiner Aquarienfische in freier Natur zu Gesicht bekommt. In Deutschland gibt es stabile Guppy-Populationen seit den 70er Jahren, allerdings ausschließlich an Stellen, wo warmen Wasser aus Industrieanlagen, Kraftwerken oder Thermalanlagen in den Lebensraum einfließt. Dort entwickelt er sich im Lauf der Generationen zur Wildform zurück. In naturbelassenen Gewässern ist er nicht überlebensfähig.

Von groben Beeinträchtigungen des regionalen Ökosystems durch die eingeführten Zahnkarpfen ist wenig bekannt, jedenfalls tritt sie sicher nicht in der Form auf wie das bei anderen eingeschleppten Arten der Fall ist (z.B Bufo bufo in Australien). Trotzdem hat allein schon die globale Ausbreitung innerhalb weniger Jahrzehnte dazu geführt daß sich ein Zweig der Biologie mit den Zahnkarpfen beschäftigt, der sich bezeichnenderweise "Invasionsbiologie" nennt.

Diese Erfolgsgeschichte wird nur noch übertroffen mit der Invasion der Aquarien in aller Welt. Einfach in der Haltung und Vermehrung und unglaublich variabel in der Farbgebung und Flossenform sind Lebendgebärende Zahnkarpfen - allen voran die Zuchtformen von Guppy und Platy - mit die beliebtesten Aquarienfische überhaupt. Die Ersteinführung eines Lebendgebärenden Fisches Ende der 1890er Jahre geriet zu einer Sensation, obwohl es der Einfleckkärpfling war, ein recht blasser schmuckloser Geselle.

Die Art Xiphophorus maculata - Platy wurde erstmals 1866 von Albert C. L. Günther (1830 - 1914) beschrieben, einem Schwaben der als führender Fischkundler seiner Zeit am British Museum London arbeitete und in seinem 8-bändigem Werk "Catalogue of fishes" gut achttausend Arten von tropischen und subtropischen Fischen erfasste. (Vermutlich erhielt er eine Sendung mit einigen Exemplaren von einem Forschungsreisenden.)

Erstmals in die Aquaristik eingeführt wurden die Platys von Frau Bertha Kuhnt durch die Vereinigten Zierfischzüchtereien Berlin-Conradshöhe im Jahre 1907. Genau wie bei der Einführung des Guppy lag der Preis für ein Exemplar anfangs im Bereich eines Monatslohns eines Arbeiters oder sogar darüber.



Die Tabelle ist natürlich nicht ganz exakt und kann aus graphischen Gründen auch nicht vollständig sein. Jede Gruppe ist unvollständig und einige Hierarchiestufen sind zur besseren Übersicht weggelassen (z.B die Einordnung in der Ebene Tribus/Zunft, also die Gattungsgruppe). Was sie zeigen soll ist die nähere Verwandtschaft des Platys und wer in dieser Sippe zu wem "gehört".


Neben den Lebendgebärenden Zahnkarpfen gibt es einige weitere Gruppen lebendgebärender Fische, die in Aquarien gehalten werden können:

Die Hochlandkärpflinge (Goodeideae), die in Flüssen und Seen des mexikanischen Hochlandes vorkommen; ihre Fortpflanzung kann man als echt lebendgebärend bezeichnen, da ihr Nachwuchs über eine Nabelschnur ernährt wird, bis er den Mutterleib verlässt. Nach der Geburt ist die Nabelschnur ansatzweise noch zu erkennen. Sie zählen zur gleichen Ordnung wie die Platys.

Lebendgebärende Halbschnäbler (Hemirhamphidae) oder Halbschnabelhechte: Ein hechtartiger Körper und eine räuberische Lebensweise legen nahe, dass diese Gruppe nicht nahe mit den Zahnkärpflingen verwandt ist. Sie zählen zur Ordnung Hornhechtartige (Beloniformes) und kommen in Atlantik, Pazifik und in Südostasien vor. Die Gattungen Dermogenys, Hemirhamphodon und Nomorhamphus, die im Süß- und Brackwasser von Südostasien lebt, sind lebendgebärend. Charakteristisches Merkmal ist ihr hornartig verlängerter Unterkiefer.

Vieraugenfische (Anablepidae): Ein hochinteressanter Fisch, der an Flüssen und Küsten im tropischen Südamerika lebt und dessen Augen durch ein lichtdurchlässiges Gewebeband horizontal in zwei Hälften geteilt ist, so dass er gleichzeitig über und unter Wasser sehen kann - eine erstaunliche Anpassung an ihre Nahrungsgewohnheiten: Neben Insekten sind das vor allem Rotalgen an den Stelzwurzeln von Mangroven im oberen Gezeitenbereich, die, abhängig von Jahreszeit und Wasserstand, mal über und mal unter der Wasseroberfläche sind.



Eierlegende Zahnkarpfen: Diese Bezeichnung wurde früher für Killifische verwendet, ist heute aber veraltet, da die Killifische eine andere Einteilung erfahren haben.




Weitgehend vollständige Liste der Xiphophorus-Arten (Stand 2009):


Lat. Name Dt. Name Erstbestimmung und Jahr
Xiphophorus alvarezi Blauer Schwertträger Rosen, 1960
Xiphophorus andersi Gelber Schwertschwanzplaty Meyer & Schartl, 1980
Xiphophorus birchmanni Lechner & Radda, 1987
Xiphophorus clemenciae Gelber Schwertträger Alvarez, 1959
Xiphophorus continens Rauchenberger, Kallman & Morizot, 1990
Xiphophorus cortezi Cortez-Schwertträger Rosen, 1960
Xiphophorus couchianus Nordplaty Girard, 1859
Xiphophorus evelynae Hochland-Platy Rosen, 1960
Xiphophorus gordoni Miller & Minckley, 1963
Xiphophorus helleri Schwertträger Heckel, 1848
Xiphophorus kallmani Meyer & Schartl, 2003
Xiphophorus kosszanderi Meyer & Wischnath, 1981
Xiphophorus maculatus Platy Günther, 1866
Xiphophorus malinche Rauchenberger, Kallman & Morizot, 1990
Xiphophorus mayae Meyer & Schartl, 2002
Xiphophorus meyeri Schartl & Schröder, 1988
Xiphophorus milleri Catemaco-Platy Rosen, 1960
Xiphophorus mixei Kallman, Walter, Morizot & Kazianis, 2004
Xiphophorus montezumae Montezuma-Schwertträger Jordan & Snyder, 1899
Xiphophorus monticolus Kallman, Walter, Morizot & Kazianis, 2004
Xiphophorus multilineatus Rauchenberger, Kallman & Morizot, 1990
Xiphophorus nezahualcoyotl Neza-Schwertträger Rauchenberger, Kallman & Morizot, 1990
Xiphophorus nigrensis Rosen, 1960
Xiphophorus pygmaeus Zwergschwertträger Hubbs & Gordon, 1943
Xiphophorus roseni Meyer & Wischnath, 1981
Xiphophorus signum Komma-Schwertträger Rosen & Kallman, 1969
Xiphophorus variatus Papageienkärpfling Meek, 1904
Xiphophorus xiphidium Schwertplaty Gordon, 1932



Eine vollständige Artentabelle für die Gattung Xiphophorus kann auch immer nur vorläufig sein, da immer wieder neue Arten entdeckt werden (man lese sich mal die Jahreszahlen der Erstbestimmung durch), andererseits bereits bekannte Arten ihren Status als "Art" verlieren können, wenn sie sich nur als farbliche Varianten einer anderen Art herausstellen.

Eine Bildergalerie zu diesen Arten findet sich auf Xiphophorus.org.

Von all diesen Xiphophorus-Arten sind drei intensiv züchterisch bearbeitet worden: Der Papageienkärpfling, der Schwertträger und der Platy.




Vorkommen



Die Atlantikseite von Mittelamerika: Mexiko, Guatemala, Honduras (d.h. die Landzunge zwischen Nord- und Südamerika, Richtung Golf von Mexiko). Hauptsächlich die Flussysteme des Rio Papaloapan und des Rio Coatzacoalcos. Das bevorzugte Habitat sind flache und sumpfige Tümpel und Weiher, die mit den großen Fließgewässern in Verbindung stehen. Der Platy ist also kein tropischer Fisch, sondern subtropisch. Ich kann mir auch vorstellen - ohne dort gewesen zu sein - dass es dort im Frühjahr / Herbst öfter regnet und der Platy daher an wechselnde Wasserstände und -eigenschaften von Natur aus besser angepasst ist als andere Fische und daher im Aquarium trotz Zucht immer noch vergleichsweise robust gegenüber Pflegefehler ist. Eine Einladung zur Nachlässigkeit soll das aber sicher nicht sein.




Geschlechtsunterschiede



Platy Weibchen: ca. 5,5 cm gross
Platy Männchen: Ca 3,5 - 4,5 cm, etwas kräftiger gefärbt als das Weibchen;


Platy Männchen Platy Weibchen
Platy Männchen
Platy Weibchen


Leicht zu unterscheiden da die Männchen (links) ein Begattungsorgan (Gonopodium) besitzen, eine Umbildung der Afterflosse, mit der sie die Weibchen (rechts) begatten.




Nahrung



Allesfresser. Neben dem üblichen Flockenfutter auch Frostfutter (schwarze Mückenlarven etc.), dazu verschiedene Arten von Lebendfutter wie etwa Artemia und Wasserflöhe (da sind sie ganz wild drauf, Daphnia magna ist allerdings fast schon zu groß). Gelegentlich Grindal. Weiße Mückenlarven mögen sie nicht sonderlich gerne, werden aber gefressen. Fast nutzlos sind dagegen Drosophila - Fliegen auf der Wasseroberfläche, die bei mir nur ein bestimmtes Männchen überhaupt frisst; die anderen Fische kauen drauf rum und spucken die Fliege wieder aus - vermutlich der Flügel wegen oder weil sie durch das Flockenfutter so verwöhnt sind daß sie nichts mehr fressen was von einer Chitinschale umgeben ist. (Einige Tage Fasten sollte solche Empfindlichkeiten beheben.) Die Drosophila-Maden dagegen sind sehr beliebt.

Dazu kommt Pflanzenkost wie überbrühte Erbsen, Salatgurken und Paprika. Das Grünzeug werden die Fische zwar nicht restlos auffressen, aber doch gerne dran zupfen, so wie sie sich auch gerne mit den Fadenalgen im Aquarium beschäftigen und dabei mit ihren winzigen Zähnchen sowohl die Algen selber als auch die darauf lebenden Mikroorganismen abweiden. Auch eine Kahmhaut wird gerne abgeschlürft.

In meinem Aquarium sind Salatgurken am beliebtesten. Eine 3 bis 5 mm dicke Scheibe wird im Gefrierfach einige Stunden durchgefroren, anschließend für etwa eine Minute in nicht mehr kochendes Wasser gelegt. Damit wird die Zellstruktur des Pflanzenmaterials teilweise zerstört - die Scheibe wird weich und lapprig. Mit einer Anglerschnur kann man die Gurke in Oberflächennähe ins Aquarium hängen. Auch lange Strohhalme lassen sich über einer Kerze in etwa S-förmig verbiegen wenn man sie 20 cm über der Flamme hält und den Strohhalm dauernd dreht. Keinesfalls Metalldrähte wie Kupfer verwenden!

Ne klasse Sache ist auch Spirulina bzw spirulinahaltige Flocken (eine sehr gesunde Alge, die auch für Menschen als Nahrungsergänzungsmittel angepriesen wird). Sie kann eine gute Ausfärbung unterstützen, immerhin enthält sie mehr als zehnmal so viele Carotinoide wie Karotten..

Platy.
Artemia - Verfütterung
per Tischtennisball
Gerade Jungfische ernähren sich recht gut von Algen und den darauf siedelnden Mikroorganismen; wer einen eingefahrenen HMF (Hamburger Mattenfilter) in seinem Becken hat bietet ihnen damit eine gute Lebensgrundlage. Extra dazufüttern mit einem speziellen Futter ist dann mitunter nicht mehr nötig. Wer es trotzdem machen will, kann eine kleine Prise Flockenfutter mit drei Fingern zerbröseln (nicht zerpulvern) und das zeitgleich mit der Fütterung der ausgewachsenen Fische ins Becken zu den Jungen einbringen. Die Alten interessieren sich definitiv zuerst mal für die größeren Brocken, da bleibt meist genug Zeit für den Nachwuchs nen Happen oder zwei zu erwischen. (Wer gezielt einen Wurf Jungfische großziehen will kommt aber um eine gezieltere Füttrung nicht herum, am besten in einem separaten Becken.)

Platys besitzen keine Mägen wie z.B. Säugetiere oder manche andere Fische wie Salmler. Stattdessen dient der vergrößerte erste Abschnitt ihres Mitteldarms dazu, das gefressene Futter anzusammeln und es bedarfs- und portionsgerecht an den eigentlichen Verdauungstrakt weiterzugeben. Da die enzymatische Zerlegung von Eiweiß am besten in stark saurem Millieu stattfindet, der pH-Wert im Mitteldarm ist allerdings noch nicht mal schwach sauer ist, fällt die Effizienz der Eiweißverdauung bei Platys eher mager aus. (Die Möglichkeit Eiweiß durch Pepsin zu spalten entfällt.) Sie erfolgt durch Enzyme der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) wie Trypsin, ebenso über Enzyme, die in den Darmsystemen der Beutetiere vorhanden sind. Der weitere Verlauf des Mitteldarms ist gewunden und dadurch relativ lang, was ein klassischer Hinweis auf einen hohen Anteil von pflanzlicher Kost ist. Das charakterisiert den Platy im Grunde als Pflanzenfresser mit tierischen Beilagen, wobei kleinpartikuläres, gemischtes Futter am besten verdaut wird. Das Abweiden von Algen und - wichtiger - deren mikroskopischem Aufwuchs ist also kein Zeitvertreib oder ein Zeichen von großem Hunger, sondern stellt einen substantiellen Teil des Nahrungserwerbs dar und liefert dem Platy gut verdauliche Nahrung. (Während Algen eher schwerverdaulich sind liefert der Aufwuchs wie Rotatorien u.a. wertvolle mehrfach ungesättigte Fettsäuren.) Man sollte daher in einem Platybecken nur die Frontscheiben algenfrei halten, die Seitenscheiben und die Rückwand stellen gewissermaßen den Gemüsegarten der Platys dar.




Lebensweise



Verhalten
Gesellig, aber kein enger Schwarmfisch. Standorttreu; Aufenthalt im Becken: Mitte oder oben, oder dort wo das Futter ist.

Die Fische leben in einem lockeren Verband (dh. ohne "Synchronschwimmen"), wobei ein dominantes Männchen mehrere Weibchen umkreist und von seinen Rivalen fernzuhalten versucht. (Dominante Männchen sind auch deutlicher gefärbt - ein genügend großes Becken vorrausgesetzt kann es auch mehrere dominante Männchen geben.) Dieses Konkurrenzverhalten kann sich schon mal darin äußern daß ein "Platzhirsch" einen unterlegenen Rivalen pfeilschnell durchs halbe Aquarium jagt. Verletzungen kommen dabei allerdings nicht vor. Das soll nicht heißen dass unterlegene Männchen gar nicht zum Zuge kommen - sie müssen sich nur ein bisschen geschickter anstellen. In einem vom "Pascha" unbemerkten Moment irgendwo im Dickicht zwischen dichten Pflanzenbewuchs schlägt dann ihre Stunde.

Problematisch ist eher der Streß, der durch zu dichten Besatz bzw. einem zu kleinen Becken oder zu viele Männchen für zu wenige Weibchen hervorgerufen wird. Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, immer deutlich mehr Weibchen als Männchen im Becken zu haben und den unterlegenen Männchen durch Bepflanzung Deckung zu verschaffen. (Und auch den Weibchen, die vom Platzhirsch einstweilig die Nase voll haben..) Zwei Männchen im Becken ist die schwierigste Konstellation (so wie auch bei manchen Buntbarschen), da sie im Dauerstreit liegen. Sind es mehr als zwei, verteilt sich die Aggressivität auf alle Männchen und es gibt für das einzelne Männchen deutlich weniger Stress im Becken. (Randbemerkung: Platys, die unterschiedlich gefärbt sind oder unterschiedliche Flossen haben kommen natürlich genauso gut zurecht miteinander wie gleich gefärbte Platys.)

Außerdem sind Platys verdammt schwer zu fotographieren. Sobald sie mich sehen kommen sie alle angeschwommen, aber wenn ich den Fotoapparat hebe machen sie kehrt. Dem trauen sie nicht.

Fortpflanzung
Falls die deutlich sichtbare Balz und Paarung von Erfolg gekrönt ist, wirft das Weibchen nach einer Tragzeit von knapp 4 Wochen (ca. 24 Tage) zwischen 10 und 70 Junge; je älter das Weibchen desto mehr. (Falls ein Platy ohnehin schon an das Ende seiner Lebensspanne angelangt ist, ist es meist eine schwere Geburt, die ihm dann den "Rest" gibt.) Eine Begattung reicht dabei für mehrere Würfe, allerdings ist auch nur jede zehnte Begattung biologisch erfolgreich. Weibchen sind daher genau genommen praktisch ständig trächtig.

Bei hochträchtigen Weibchen kann man die Augen der noch im Mutterleib befindlichen Jungfische erkennen. Ein Trächtigkeitsfleck, wie das bei anderen Xiphophorus-Arten der Fall ist wird nicht sichtbar. Direkt bei der Geburt platzen die Eihüllen auf, die etwa 8-9 mm großen Jungfische verlassen den Mutterleib und sinken zu Boden. Von dort aus versuchen sie die nächsten Stunden, die Wasseroberfläche zu erreichen, um ihre Schwimmblase mit Luft zu füllen; während dieser Phase sind sie schwer gefährdet, da sie mit ihren weithin sichtbaren zuckenden Bewegungen Feinde anlocken, und dazu zählen in erster Linie ihre Eltern.

In freier Natur fallen die Jungfische zunächst in Bodenvertiefungen oder werden von altem Pflanzendickicht geschützt. Stunden später sind die Eltern lägst nicht mehr vor Ort, eine angeborere Fresshemmung gegenüber dem eigenen Nachwuchs war also evolutionsbedingt nicht nötig. Im Aquarium fehlt nun ein solcher Reflex.

Etwa einen oder knapp zwei Tage später beginnen sie zu fressen. Bei guter Ernährung werden sie mit knapp 4 Monaten geschlechtsreif. Wann sie ihre volle Größe erreichen ist schwer zu sagen - das ist auch Definitionssache. Auch nach 9 Monaten wächst ein Platy noch, natürlich nur mehr sehr langsam.

Aufzucht der Jungfische
In einem Becken, das einigermaßen mit Pflanzen bewachsen ist und in dem es einige ruhige Stellen gibt werden es immer wieder Jungplatys schaffen, den Nachstellungen ihrer älteren Artgenossen zu entkommen. Nicht selten wächst die Anzahl der Platys so sehr im Lauf der Zeit, das der Aquarienhalter eher nicht mehr recht weiß, wohin mit den Platys.

Platy.
Ablaichbox: Obstnetz,
Gitter am Boden
Falls man aber gezielt viele Jungtiere erhalten will, kommt man nicht drumrum, rechtzeitig nach der Geburt Jungtiere und Elterntier voneinander zu trennen. Steht ein großes leeres Aquarium zur Verfügung kann man das Muttertier mit einem Netz in das Becken einhängen - bei der Geburt fallen die Jungen zwischen den Maschen nach unten in eine sichere Zone. Dazu sollten die Maschen zwischen 5 und 8 mm Weite aufweisen. Groß genug sollte es auch sein - Stress verursacht Fehlgeburten, bei denen die Jungfische noch nicht fertig entwickelt sind und sterben. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Jungfische aus dem Platybecken herauszufischen und sie innerhalb eines solchen Schutznetzes im großen Becken der Elterntiere aufzuziehen. Das ist aber ebenfalls eher eine theoretische Option - Jungfische sind enorm schwer zu fangen. Auch müsste das Netz so engmaschig sein damit die Kleinen nicht herausschwimmen dass ein vernünftiger Wasserdurchsatz und entsprechende Sauerstoffversorgung/Abfallentsorgung nicht gesichert ist. (Einen Teil des Filterwssers könnte man mit einer kleinen Leitung abzweigen und in den Innenraum des Netzes einleiten.)

Platy.
Ablaichbox mit
Gitterboden
Der Königsweg besteht aus einem separaten Ablaichkasten, in den das Muttertier kurz vor der Geburt eingesetzt wird. Das Wasser darin sollte aus dem Aquarium stammen in dem der Fisch sich vorher befunden hat. Bei manchen solcher gekauften Separarkästen sind nun Rippen auf den Boden, zwischen die die Kleinen fallen oder es sind V-förmige Zwischenwände eingezogen die unten an der Spitze nicht ganz zusammenlaufen - es gibt da einige Tricks und Methoden den Nachwuchs praktisch unmittelbar nach der Geburt abzusondern. Auch ein Gitter das auf dem Behälter einige Zentimeter über dem Boden ausgebreitet ist und behelfsmäßig z.B. mit Kieselsteinen befestigt ist, genügt. Hat man so etwas nicht zur Hand, kann man auch den Behälter schlicht abdunkeln. Was die Größe betrifft kann man da schon ein bisschen generös sein - bei Online-Auktionshäusern gibt es solche Kästen für unter 10 Euro - bevor man stressbedingt einen Wurf verliert sollte man es dem Platyweibchen zumindest ein bisschen angenehm machen und für genügend Platz sorgen und auch ein paar Pflanzenstücke mit reingeben. Immerhin macht sie einige harte Stunden durch.

Die Aufzucht erfolgt mit Artemia und Jungfischfutter aus dem Handel; je öfter man füttert desto besser (bis zu 5 Mal täglich). Morgens und abends, also zwei Mal täglich ist aber ausreichend. Täglicher Wasserwechsel von über 50% mit abgestandenem Wasser, nach dem Füttern. Ein bisschen veralgtes Grünzeug sollte im Jungfischbecken auch vorhanden sein. Zum einen verschwenden die Jungfische dann weniger Energie in Fluchtbewegungen wenn sie ein Versteck haben und die Aufbaustoffe aus dem Futter werden in Körpermasse investiert. Andererseits sind gerade die darauf wachsenden Mikroorganismen für Jungfische ein wertvolles Futter.

In einem chonologischen Bericht hab ich vor einiger Zeit mal mitgeschrieben und mitfotografiert wie so eine Aufzucht aussehen kann.

Populationsdichte
Falls die Platy-Population von einem Fressfeind dauerhaft kontrolliert werden soll, empfiehlt sich ein kleiner Schwarm Zebrabärblinge (Danio rerio). Eine andere Möglichkeit ist der Gemeine Hechtling (Aplocheilus panchax). Sein bevorzugtes Gebiet ist unter der Oberfläche und verkrautete Zonen, also genau die Stellen, in denen sich der Platy-Nachwuchs üblicherweise vesteckt. Fische unter 1,5 cm haben keine Chance. Er verträgt auch ebenso hohe Wasserhärten wie die Platys. Manchmal werden auch Kakaduzwergbuntbarsche eingesetzt. Diese Tiere neigen aber wie fast alle Buntbarsche zu Revierbildung und spontaner Aggressivität gegen andere, gleichgroße Fische.

Um das eine Ungleichgewicht nicht durch ein anderes zu ersetzen und der Platy-Überbevölkerung eine Massenvermehrung von Platy-Jägern folgen zu lassen, sollte man die Jägertruppe nicht gemischtgeschlechtlich einsetzen. In der Regel empfiehlt sich ein Trupp Weibchen.




Zwergmännchen



Platys wie auch Schwertträger und Papageienkärpfling neigen dazu im Aquarium "Frühmännchen" bzw. Zwergmännchen auszubilden. Das heißt, männliche Tiere von knapp 2 cm beginnen ihr Geschlechtsorgan auszubilden. Verpaaren sich diese Frühmännchen mit Weibchen, so treten von Generation zu Generation mehr und kleinere Tiere auf. Der Stamm "verzwergt". Früher oder später wird sich diese Population nicht mehr fortpflanzen können. Um das zu verhindern, müssen die "verzwergten" Tiere aussortiert werden oder man trennt die frühreifen Männchen rechtzeitig so lange von den Weibchen bis sie ihre volle Größe erreicht haben.




Wassereigenschaften



  • GH 5 - 25

  • Temperatur: 19 - 25 Grad Celsius (Jungfische bleiben bei höheren Temperaturen etwas kleiner)

  • pH 7 - 8,5


In seinem Buch "Handbuch Aquarienwasser" schreibt Krause dass Platys (generell Guppys und Zahnkarpfen) bei genügend Sauerstoff CO2 - Konzentrationen von 800 ppm vertragen.




Aufsalzen



Sollte man nur aus medizinischen Gründen machen - wer bei gesunden Tieren aus nichtigen Gründen das Wasser aufsalzt hat im Falle einer Erkrankung einen Trumpf bereits aus der Hand gegeben. Grob gesagt erzwingt das Salz im Wasser eine beschleunigte Erneuerung der äußeren Schleimhäute. Damit lassen sich Parasiten die auf der Außenhaut sitzen oder Verpilzungen bekämpfen. Ursachenforschung wie es soweit kommen konnte ist trotzdem anzuraten. Richtwert: 1 Teelöffel auf 50 Liter.




Zuchtformen des Platy



Da bereits die Wildform des Platys außerordentlich variabel ist und er sich zudem mit dem Schwertträger (Xiphophorus helleri) und dem Papageienkärpfling (Xiphophorus variatus) kreuzen läßt, die auch ihrerseits eine ziemliche Variablilität aufweisen, haben sich im Lauf der Zeit eine Vielzahl von Züchtungen und Varianten herausgebildet. (Naturformen sind im Handel kaum mehr zu finden.) Generationen von enthusiastischen Aquarianern betrieben und betreiben Hochzucht (im Unterschied zur Vermehrungszucht) und gerade deutsche Züchter, die einer Generation entstammen, die ihre Kindheit in den Kriegs- und Nachkriegsjahren verbringen mußte, haben große Leistungen in diesem unpolitischen Hobby erbracht. Ein großer Anteil an dieser Farbvielfalt geht auf sie zurück.

Die Merkmale des Platys lassen sich einteilen in die Kriterien
  • Zeichnung am Schwanz
  • Zeichnung am Körper
  • Grundfarbe
  • Deckfarbe
  • Flossenform
  • Beschuppung: Metallischer Glanz


Zucht

Platy.
Komet
Die Urform des Platy so wie sie im heimatlichen Verbreitungsgebiet in Mexiko vorkommt ist - verglichen mit den heutigen Züchtungen - unscheinbar: Ein helles aber eher blasses Silbergrau am ganzen Körper.

Es gibt zwei Arten von Zucht: Vermehrungszucht und Hochzucht. Während die Vermehrungszucht zum Ziel hat, möglichst viele Nachkommen hervorzubringen, liegt bei der Hochzucht die Zielsetzung anders: Hier soll durch gezielte Kreuzungen eine Population geschaffen werden, die ein bestimmtes neues Aussehen hat. Am Ende einer erfolgreichen Hochzucht steht eine Gruppe von Tieren (ein Stamm) die alle das gewünschte Aussehen haben und die dieses Aussehen zuverlässig auf ihre Nachkommen weitervererben, so daß man durch Vermehrungszucht viele gleiche Jungtiere erzeugen und - falls man das vorhatte - verkaufen kann. Sogar einen eigenen Namen kann man sich für die Züchtung ausdenken.

Platy.
Guanin-Glanz
Zucht (Hochzucht) bedeutet immer auch Inzucht - anders ist es nicht möglich, ein bestimmten Ziel hinsichtlich Farbe oder Flossenform zu erreichen. Das heißt, man verpaart jeweils innerhalb eines Wurfes die besten Tiere miteinander - und das über mehrere Generationen. Züchtet man aber auf zu kleiner Basis, d.h. mit nur wenigen Zuchtpärchen, so wird man nach einigen Generationen feststellen daß der Nachwuchs kränkelt, deformiert zur Welt kommt oder unfruchtbar wird.

Bei der Rückkreuzung sucht man sich ein dem Zuchtziel besonders gut entsprechendes Tier heraus (meist ein Männchen) und verpaart es mit einem Geschwister. Aus dem Nachwuchs nimmt man ein Weibchen und verpaart es wieder mit dem gleichen Männchen, dh. seinem Vater. Aus den hieraus resultierenden Wurf wird wieder ein Weibchen mit dem gleichen Männchen (jetzt Großvater) verpaart, und so weiter. Was sie hier anhört wie der Familienstammbaum einer Sekte führt im Aquarium zu einer guten Festigung des Erbgutes des ersten Männchens.

Platy.
Arnoldi
Linienzucht bedeutet die effizienteste Methode, sich dem Ideal anzunähern ohne Inzuchtprobleme zu bekommen. Dabei wird ein Männchen mit zwei seiner Schwestern verpaart. Der Nachwuchs wird getrennt aufgezogen und etwa drei bis fünf Generationen durch jeweilige Geschwisterverpaarung weitergezüchtet. Nach dieser Generationenfolge nimmt man ein Männchen der einen Linie und verpaart es mit einem Weibchen der anderen Linie und umgekehrt. Wieder werden die Würfe der beiden Weibchen getrennt aufgezogen. Führt man mehrere Linien und wechselt systematisch durch spricht man von Rotationszucht. Wie man sich vorstellen kann braucht es hierzu eine beträchtliche Zahl von Aquarien, gerade wenn man das Problem der Frühmännchen bedenkt. Solche Verfahren sind interessant für kommerzielle Züchter, die Jungfische in großen Mengen über einen längeren Zeitraum in konstanter Qualität verkaufen.

Ein anderes Problem, das einem die Züchtung verhageln kann ist die Vorratsbefruchtung. Spermien der Lebendgebärenden Zahnkarpfen sind ziemlich haltbar; einmal begattet kann ein Weibchen bis zu sechs Mal werfen. Spermien aus neuen Begattungen werden natürlich ebenfalls gespeichert, aber in der Reihenfolge der Begattungen verwendet. In dieser Zeit steht sie für weitere Zuchtexperimente nicht zur Verfügung. Noch schlimmer, ein junges Weibchen speichert die Spermien aus einer Begattung mit einem älteren Männchen bis es selbst geschlechtsreif ist und wird davon trächtig. Es ist also ungeheuer wichtig, rechtzeitig Männchen und Weibchen voneinander zu isolieren.

Steht einem Platy ein arteigener Geschlechtspartner nicht zur Verfügung so kann er sich mit einem Schwertträger oder Papageienplaty fruchtbar paaren, auch wenn er dem Geschlechtspartner der eigenen Art stets den Vorzug geben würde. Die roten Farbtöne sind so entstanden. Platyvarianten, in denen vor wenigen Generationen ein Schwertträger eingekreuzt wurde, sind größer und kräftiger gebaut.

Natürlich wird ein verantwortungsvoller Züchter Platys mit anderen Xiphophorusarten nicht so weit kreuzen dass die typischen Proportionen eines Platy ganz verloren gehen. Daneben würde sich auch das Balzverhalten ändern - fraglich, ob dann eine Massenvermehrungszucht noch möglich ist. Die verschiedenen Züchtungen sind in der biologischen Systematik "Rassen" innerhalb der Art.


Platy.
Krebs
Heute hat sich die Jungfischproduktion stark auf den asiatischen Raum verlagert (v.a. Singapur), wo oft zahlreiche Papageienkärpflinge, Schwertträger und Platys im Freiland im selben Becken im Freiland gehalten werden; nach einiger Zeit fischt man ab und sortiert die interessanten Varianten, die sich ergeben haben aus, um sie weiter zu züchten und das Erscheiningsbild erbfest zu machen - oder sie zu verkaufen. Auch in Florida gibt es Fischfarmen, die das so praktizieren. Züchter nennen das abwertend Ramschzucht; abwertend deswegen weil die Tiere die man beim Kauf aus solchen Zuchstationen erhält zur gezielten Weiterzucht nicht geeignet sind, da ihre Abstammung unbekannt ist.

Ein Problem bei der schwarzen Zeichnung an Schwanz und Körper ist die Gefahr des Farbkrebses (Melaninsarkoms) der durch ein Zuviel an Pigmenten ausgelöst wird. Gerade bei Kreuzungen, bei denen beide Elternteile starke Färbungen aufweisen, z.B Arnoldi und Halbschwarz quer, kann das zu Ausfällen führen. Abhilfe schafft hier nur das Einkreuzen von nicht schwarz pigmentierten Tieren.

In einem Aquarium, in dem verschiedene Platy-Varianten leben passiert genau das gleiche: Verschiedene Muster kreuzen sich und es kommen neue, anders aussehende Platys zur Welt. Wenn man nun nicht gerade ein bestimmtes Ziel vor Augen hat und aus dem Aquarium alle Fische aussortiert die dem nicht entsprechen (Schwarmzucht) sondern eher sich überraschen läßt, welche Variationen sich einstellen, - wenn also der Platyhalter den natürlichen Feind ersetzt und nur kranke, deformierte (oder wirklich total häßliche) Tiere regelmäßig entfernt, dann haben wir ein gutes Abbild der Evolution im Wohnzimmer - allerdings einer menschengemachten Evolution, so wie das dem Kulturfolger und Haustier Platy zukommt.



Schwarze Zeichnungsmuster auf den Schwanzstil und der Schwanzflossen



Einfleck Zwillingsfleck Komet Halbmond
Mond Mond und Halbmond Halbm. mit Zwillingsfl. Mond mit Zwillingsfleck



Das Standardwerk über Zuchtformen, Teichfischers "Zuchtformen der Lebendgebärenden" scheint sich hier in einem Detail zu irren: Die hier als "Halbmond mit Zwillingsfleck" bezeichnete Variante betitelt er als "Mond/Zwillingsfleck", die hier als "Mond mit Zwillingsfleck" bezeichnete Variante lautet bei ihm "Mond komplett (Mickymousezeichnung)". Unter einer Abbildung eines Mickymaus-Platys scheint es wieder logisch: Die Zeichnung des abgebildeten Mickymaus-Platys wird als "Mond und Zweifleck" eingeordnet. Die wenigen Quellen die das Internet zu diesem Thema bietet haben diesen Fehler meines Wissens allesamt übernommen. Falls ich mich irre bitte ich um Berichtigung. (Bernhard Teichfischer: Guppy, Platy, Schwertträger und Molly - Zuchtformen der Lebendgebärenden. Dähne verlag 2004)



Zeichnungsmuster am ganzen Körper


Halbschwarz längs Arnoldi Wagtail Halbschwarz quer
liniert Keil schwarze Seite punktiert
getigert gefleckt gescheckt schwarz



Als Tuxedo-Zeichnung wird Halbschwarz längs bezeichnet. Es finden sich aber auch Beispiele bei denen der Keil ebenfalls so bezeichnet wird.

Während bei der Wagtail-Zeichnung nur die Flossenstrahlen schwarz pigmentiert sind erstreckt sich die Färbung beim Arnoldi-Muster auch auf die Bereiche zwischen den Flossenstrahlen.

Punktierte Platys werden auch "Pfeffer und Salz" genannt.

Das getigerte Muster kenne ich nur von dem "Blutenden Herz", einer Variante bei der die Zeichnungsfarbe Rot in Streifen auf einer weißen Grundfarbe erscheint.

Gefleckte, gescheckte und linierte Fische sind eher theoretisch zu verstehen - so weit läßt sich die Natur doch nicht dressieren. Im Aquarium sieht das immer einigermaßen unregelmäig aus und durchgehende schwarze Linien hab ich noch nie gesehen. Linierte Fische kenne ich außerdem nur von Schwertträgern (X. helleri), das Muster sollte sich aber züchterisch auf den Platy übertragen lassen.


Flossenform


Spitzschwanz Deltaflosser
Fahnenflosser (Simpson) Lyraflosser



Die Simpson-Variante war die erste Flossenvariante; sie kam in den 60er Jahren aus den USA in Form des Simpson-Schwertträgers. Diese Variante kann einen genetisch gekoppelten Zwergenwuchs aufweisen.

Bei Lyraflosser-Männchen ist das Begattungsorgan (Gonopodium) so stark verlängert daß eine Paarung nicht mehr möglich ist. Man weicht daher aus auf eine Verpaarung eines Lyra-Weibchens mit einem Normalflosser-Männchen; der Nachwuchs ist zur Hälfte lyraflossig.

Pinselschwanz-Platys sind eigentlich keine beabsichtigte Züchtung. Vielmehr entstehen sie aus der Ausfaserung der zum Spitzschwanz verlängerten Flossenstrahlen. (Hier hätte man in der nicht sonderlich originellen Namensgebung mal nen kreativen Schub beweisen können indem man das einen Quastenflosser nennt.)


Grundfarben

  • Weiß:
    Pigmentmangel am kompletten Körper. Teil sind die Augen dunkel, teils rot (Albino)

  • Gelb

  • Rot

  • Orange

  • Graugrün:
    Die Wildfarbe des Platys.

  • Marygold:
    Gelb, das sich von Kopf zum Schwanz hin in ein Rot übergeht.




Deckfarben

Man kann die Deckfarben analog zu den schwarzen Zeichnungsmustern auch als farbige Zeichnungsmuster sehen;
  • Dorsalrot:
    Rote Einfärbung der Rückenflosse

  • Caudalrot:
    Rote Einfärbung der Schwanzflosse

  • Dorsalgelb:
    Gelbe Färbung der Rückenflosse

  • Caudalgelb:
    Gelbe Färbung der Schwanzflosse

  • Bronze

  • Zoniertes Rot: eine begrenzte Rotfärbung von Kopf, Kehle oder einer Körperregion

  • Blau




Beschuppung

Wenn Platys in ihren Schuppen Guanin einlagern (eigentlich ein Stickstoff-Stoffwechselabfallprodukt), so entsteht ein metallischer Glanz ("Spiegel"). Dieser Effekt kann sowohl auf der Grundfarbe als auch auf den Zeichnungsmustern auftreten. Ein klein wenig Guaninglanz tritt bei allen Platys auf, zumindest bei sehr heller Beleuchtung wird das sichtbar. Tiere die keinerlei Guanin anlagern sehen auch bei starker Beleuchtung matt oder samtig aus.


Vererbung

All diese Merkmale sind im Erbgut eines Tieres codiert - genauso sind aber Merkmale codiert die in einem Tier nicht zur Geltung kommen. Ein vereinfachtes Beispiel: Wenn man zwei rote Platys kreuzt, kann es passieren daß das Weibchen neben vielen roten Jungen auch einige gelbe kriegt - Warum? In den Vorfahren der beiden oder eines der beiden Elterntiere gab es gelbe Platys und das zugehörige Gen war im Erbgut der roten Eltern-Platys vorhanden, wennauch inaktiv.

Methoden wie Rückkreuzung etc. sollen solche versteckten Gene eliminieren. Sind keine versteckten dh. inaktive, abweichende Gene mehr vorhanden, so kann man davon ausgehen dass man bei der Nachzucht in Sachen Aussehen auch keine Überaschungen mehr erleben wird. Das Erbgut ist damit reinerbig. Wenn nun das Erbgut der Elterntiere, die verschiedene Merkmale aufweisen, sich mischt werden manchen Merkmale im Aussehen des Nachwuches bevorzugt, andere nicht. Welche Merkmale nun dominieren ist ne schwierige Frage - die Wildfarbe soll beispielsweise über alle Zuchtfarben dominieren. Daneben gibt es Merkmale, die stets gemeinsam vererbt werden, weil sie auf dem gleichen Chromosom sehr nahe beieinander sitzen.

Um das mal klar zu sagen - wer gezielt züchten will, d.h. ein bestimmtes Bild vor Augen hat und eine Population heranziehen will, deren Nachkommen verläßlich genauso aussehen wie die Muttertiere (reinerbig), kommt nicht umhin sich gründlich mit den Vererbungsregeln zu beschäftigen; ein kurzer Besuch beim Wikipedia-Eintrag zu den Mendelschen Regeln reicht da keineswegs. Erschwerend kommt hinzu dass (nach Teichfischer) Platystämme aus Honduras mithin drei Geschlechtschromosomen besitzen - mit bisweilen überraschenden, für den Amateur vollends unverständlichen Folgen (z.B. 75% eines Wurfes sind Weibchen oder 100% sind Männchen). Man muß schon sehr genau wissen was man tut und über genügend Behälter und einen langen Atem verfügen.


Standardnamen für bestimmte Züchtungen

  • Korallenplaty:
    rot am ganzen Körper. Außerdem fehlt ihm ein Wirbel, er erscheint deshalb besonders hochrückig.

  • Blutendes Herz:
    Weiße Grundfarbe, darüber getigertes Rot im vorderen Körperbereich.

  • Dotterblumen-Regenbogen:
    Arnoldiflossen, marygold mit Spiegel.


Es gibt zwar noch einige weitere Handelsnamen, allerdings sind die Bezeichnungen nicht eindeutig und teils auch widersprüchlich.


Wer wissen will welche Zeichnungs- und Farbkombination nun genau in seinem Becken rumschwimmt, dem sei die Galerie auf Platys.net empfohlen.

Bei der Art, die ich im Becken habe handelt es sich bei der Farbe um "sunset", bei der Zeichnung um "Micky Mouse", hervorgegangen aus einem "Mond" und einem "Zwillingsfleck".


Standards
Um etwas System in die wuchernde Vielfalt der Züchtungen zu bringen stellt die "Deutsche Gesellschaft für lebendgebärende Zahnkarpfen, DGLZ" Standards auf, um Erscheinungsbilder zu definieren. Damit sollen auch Maßstäbe gesetzt werden, nach denen die Arbeit von professionellen Züchtern bewertet wird. Andererseits ist es das Verdienst der DGLZ, dass Qualzüchtungen wie der Ballonplaty nicht in den Standard aufgenommen wurden - mit ein Beitrag dazu dass sich dieses Erscheinungsbild auf dem Europäischen Markt nicht etablieren konnte. Weiterhin halten Mitglieder der DGLZ die Wildformen der Fische und leisten damit einen Beitrag zur Erhaltung der genetischen Vielfalt.




Links und Literaturhinweise zur Platyhaltung und Zucht



  • Platys.net
    Grosse Bildergalerie mit zahlreichen Variationen und Züchtungen, detaillierte FAQ.

  • Günther Schramm: Zuchtformen
    Erstklassige Galerie eines überaus versierten Züchters mit zahlreichen, außergewöhnlich guten Fotos verschiedenster Züchtungen.

  • Guppytreff Berlin
    Profesionelle Züchter - hervorragende Galerie. Für passionierte Laien und für Amateure die mal Profiluft bei langjährigen Experten schnuppern wollen. (Auch für Platys.)

  • VDA - Arbeitskreises Lebendgebärende Aquarienfische
    Arbeitskreis mit regelmäßigen Vereinstreffen und einem Vereinsmagazin. Wissensgewinnung- und Austausch zu allen vitalen Wild- und Zuchtformen von lebendgebärenden Aquarienfischen.


  • Bernd Teichfischer: Guppy, Platy, Schwertträger und Molly - Zuchtformen der Lebendgebärenden Zahnkarpfen.140 S. (Empfehlung.)

  • Michael Kempkes: Lebendgebärende Zahnkarpfen 96 S.

  • Helmut Stallknecht: Lebendgebärende Zahnkarpfen und ihre Zuchtformen 107 S.

  • Johannes Horst Schröder: Vererbungslehre für Aquarianer. Die Grundlagen planmäßiger Fischzucht. 85 S.

  • Kurt Jacobs: Die lebendgebärenden Fische der Süssgewässer (526 S. - voluminöses Standardwerk, vergriffen)






Warum keine Fische aus Plastik ?



Es gibt ja doch Leute die sich Pflanzen aus Plastik ins Aquarium reinstellen - mit gutem Grund. Sie halten einfach länger, kriegen keine gelben Blätter, sehen weder überlang aus vor dem Putzen, noch gestutzt nach dem Putzen - mit einem Wort: Sie sind dekorativer.

Warum sollte man sich nicht auch Fische aus Plastik reinsetzen, die nicht krank und nicht alt werden und bei guter Fabrikation auch nach 10 Jahren nicht ausbleichen? Ich denke dann wäre das keine Aquarium mehr. Es geht nicht (nur) darum eine dekorative Ecke zu kreieren, sondern (vor allem) um ein Stück eingefasste Lebendigkeit. Wer es damit aufnimmt wird Unwägbarkeiten und Überaschungen erleben - und übernimmt Verantwortung. Das kann gerne dekorativ sein. Sicher ist es aber auch spannend, fesselnd und hochinteressant.







letzte Änderung: 30. Dez 2009











.:  :. 
 2006 - 2014 www.kakerlakenparade.de