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Mittelmeergrillen - Gryllus bimaculatus



Mittelmeergrillen - Gryllus bimaculatus
Mittelmeergrille


Haltungs- und Zuchtbedingungen von Mittelmeergrillen und drei weiteren Grillenarten, die ich hier vorstelle, sind sehr ähnlich. Unterschiede bestehen geringfügig in der Größe, den Entwicklungszeiten und im Zirp- und Sprungverhalten. Eine ungefähre vergleichende Tabelle dazu hier. Daher habe ich die Rubrik "Heimchen" detailliert gehalten, die Ansprüche der anderen drei Arten sind -soweit nicht anders angegeben - so ähnlich, dass die Beschreibung des Heimchens als Vorlage für alle Grillen dienen kann.


Heimchen Mittelmeergrillen Steppengrillen Kurzflügelgrillen




Mittelmeergrillen werden auch Zweifleckgrillen genannt. Namensgebend sind dabei die beiden hellen Flecken am Flügelansatz der adulten Grillen.

Ein weiterer, in Züchterkreisen weniger gebräuchlicher Name ist Mittelmeer-Feldgrille.

Charakteristisch sind auch die gelben Augen; sie sind ein deutliches Erkennungsmerkmal dieser Grillenart. Diese gelben (oder weißen) Augen sind das Ergebnis einer Züchtung - die in freier Natur lebenden Tiere besitzen schwarze oder jedenfalls natürlich gefärbte Augen. Die gelbäugigen Grillen sind vermutlich blind und orientieren sich an den Gerüchen ihrer Umgebung - für nachtaktive Tiere wie Grillen ist das gar nicht so schwierig.






Aussehen und Vorkommen



Die Farbtöne gehen von einem hellen Braun wie bei den Heimchen bis hin zu einem glänzenden Schwarz, wobei manchmal auch rotbraune Töne durchscheinen, etwa bei den Beinen mancher Tiere.

Die Larven sind meist gleichmäßig braun gefärbt und ändern im Laufe ihrer Entwicklung zum Erwachsenen die Färbung.

Äußerlich ähnlich wie die Heimchen (acheta domesticus) bevorzugen sie wärmeres Klima. Ihr natürliches Vorkommen beschränkt sich daher - anders als der Kosmopolit Heimchen - auf den Mittelmeerraum von Spanien bis Griechenland, oft in Küstennähe in sandigen Dünen.


Mittelmeergrillen - Gryllus bimaculatus Mittelmeergrillen - Gryllus bimaculatus
Jungtier
Zirpen





Von allen hier vorgestellten Grillen weist die Mittelmeergrille die stärkste Panzerung auf, die vor allem den Kopf- und Brustbereich schützt. Dadurch sind sie auch die lauteste Art, da ihr schallerzeugender Apparat am stabilsten gebaut ist. Ebenso ist sie mit 30 mm bis 33 mm Körperlänge die größte Art.




Nahrung



Wenig wählerischer Opportunist und Allesfresser! Diverses Obst und Gemüse (z.B. Karotten, Gurken oder Löwenzahn) in Kombination mit einer Art Trockenfutter (etwa Katzen - oder Hundefutter) oder diverse Grundnahrungsmittel (Haferflocken) werden angenommen; Auch hier gilt: Salat aus dem Supermarkt ist oft so sehr mit Pestiziden belastet, dass er als Futter für Insekten nicht mehr geeignet ist. Eine solche Nahrungsquelle stellt damit ein Risiko dar.




Haltung



Haltung und Vermehrung läuft im Grunde genauso wie bei den Heimchen, jedoch sind etwas höhere Temperaturen nötig, so dass man um ein Heizgerät kaum herumkommt, wenn man eine Zucht aufmachen will. Optimal ist eine Temperatur von konstant 27° - 30°C.

Ob man von "oben" per Glühbirne heizt oder von "unten" mit Hilfe eines Heizkabels unter dem Behälterboden ist im Prinzip egal, ich würde letzteres bevorzugen wegen des geringeren Stromverbrauchs.

Zur Vermehrung dient eine kleine Plastikbox, die mit nährstoffarmer Erde, Kokoshumus oder (Weiss-) Torf oder gar Schaumstoff gefüllt ist und deren Inhalt ständig feucht aber nicht unbedingt patschnass gehalten werden muss.

In dieses Substrat leben die begatteten Weibchen mit Hilfe ihres Legebohrers ihre Eier ab.

Ein Netz darüber schützt die Eier davor, von ihren eigenen Eltern gefressen zu werden. Nach etwa zwei bis drei Wochen bei Raumtemperatur ist mit dem Schlupf der ersten Jungtiere zu rechnen.

Spätestens jetzt sollte der Eiablage-Behälter aus dem Zuchtbehälter entnommen und in einen eigenen, abgesicherten Schlupfbehälter gestellt werden. Ein gutes Anfangsfutter für alle Junggrillen ("Micros") ist z.B. fein zerbröseltes Fischfutter.

Bei 25°C schlüpfen die Jungtiere nach knapp 2 Wochen, bei 30°C nach etwas über einer Woche; Die geschlüpften Tiere erreichen die Geschlechtsreife bei 25°C nach etwa 8 Wochen, bei 30°C etwa nach 6 Wochen. Die Entwicklung verläuft einigermaßen uneinheitlich, Nachzügler sind häufig.

Mittelmeergrillen haben angeblich einen Eigengeruch oder Eigengeschmack, der von Bitterstoffen verursacht wird. Empfindliche Tiere spucken die Grillen nach dem Beuteschlag wieder aus. Ich kann das nicht bestätigen - sie riechen nach nichts. Was die Hierodulas betrifft kann ich nicht erkennen dass sie die Mittelmeergrillen weniger mögen als irgend eine andere Grillenart.


Ein krasses Beispiel dafür, wie sehr die Färbung variieren kann. Beide Tiere waren in der gleichen Packung, stammen also aus der gleichen Population.


Mittelmeergrillen - Gryllus bimaculatus Mittelmeergrillen - Gryllus bimaculatus
braun gesprenkelt
schwarz-glänzend



So wie die Heimchen am wildesten auf Gurken sind, so ist die Nummer eins der Mittelmeergrillen wohl der Apfel.


Mittelmeergrillen - Gryllus bimaculatus Mittelmeergrillen - Gryllus bimaculatus
an einem Apfel
und einer Gurke



Beim Verfüttern sind Mittelmeergrillen deutlich einfacher in der Handhabung als Heimchen; sie springen deutlich weniger und mit ein bisschen Geschick und einer Pinsette kann man eine Mittelmeergrille sicher in den eigenen vier Wänden aus dem Haltungsbehälter in eine Hierudula-Box transportieren, ohne dass sie entwischt und mit ihrem Zirpen das eigene Heim unbewohnbar macht.

Die Methode, die Tiere eine viertel Stunde in den Kühlschrank zu stellen und erst dann zu verfüttern wenn sie kältestarr sind geht hier genauso.

Auch bei Mittelmeergrillen empfiehlt sich eine im Kühlschrank vorgekühlte Tasse, die in den Grillenbehälter gestellt wird und in die die Grillen von ihren Papprollen oder Eierkartons hineingeschnipst werden. Die Kälte macht die Tiere starr und sprungunfähig; wer sicher gehen will, stellt die Tiere eine weitere Viertelstunde abgedeckt in den Kühlschrank. (Nicht ins Gefrierfach, das macht die Grillen über Stunden scheintot und liefern den Beutemacher keine Bewegungsreize - manche wachen viel später wieder auf, andere sterben tatsächlich.)


Hier mal die offizielle Tabelle zum Nährgehalt einer Mittelmeergrille, laut Verpackung:

Feuchtigkeit 73 %
Rohprotein 18 %
Rohfett 6 %
Rohasche 1 %


Dem bleibt im Grunde nur hinzuzufügen dass jedes Futtertier, welches Tage oder Wochen im Supermarkt ohne frisches Futter zubringen musste, irgendwann kaum noch einen nennenswerten Nährwert aufweist, da es selbst kurz vor dem Verhungern steht. Diese Angaben bieten also im Grunde einen eher symbolischen Nutzen.

Man kann sehr schön sehen mit welcher Gier sich frisch gekaufte Futtertiere auf ein Stück Gurke o.ä. stürzen.




Häutung einer Mittelmeergrille



Mittelmeergrillen - Gryllus bimaculatus: Häutung.



In üblicher Grillenmanier quillt sie aus ihrer alten Haut heraus; bei Grillen geht das recht schnell (eine Minute höchstens) da in dieser Zeit auch die Gefahr besteht, auch von Artgenossen angefressen werden. Man sollte daher in der Haltungsbox viel Versteckmöglichkeiten schaffen, etwa zerknülltes Zeitungspapier, Tannenzapfen, gefaltetes Papier übereinandergeschichtet, ineinander gestellte Eierkartons etc. Da wie bei allen Grillenarten die Jungen oft bei gleichen Bedingungen unterschiedlich schnell heranwachsen sind solche Refugien umso mehr zu empfehlen.




Zum Schluss



Im Prinzip sollte es möglich sein, verschiedene Grillenarten zu vergesellschaften, dh im gleichen Behälter zu halten. Allerdings hab ich das noch nicht ausprobiert. Da man als Züchter sicher grosszügig füttert gibt es Streit wohl eher um die Weibchen und damit innerhalb der Art. Allerdings ist bei Mittelmeergrillen, die gerne sehr gesellig leben, eine Rangfolge bekannt, die mitunter in sichtbaren, wenn auch harmlosen Auseinandersetzungen ausgefochten wird. Vielleicht war das der Grund warum diese beiden Racker so sehr in Rage kamen:









Mittelmeergrillen scheinen deutlich stressempfindlicher zu sein als die anderen Heimchenarten. Häufige Todesfälle beim Transport, aber auch nach einem Transport können über kurz oder lang nicht allein den Haltungsbedingungen zugeschrieben werden. Vermutlich reagieren sie deutlich empfindlicher als andere Grillen auf Temperaturschwankungen und allgemeinen Stress.










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