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Glas-Strudelwurm - Mesostoma ehrenbergi
Zweifellos stellt dieser an sich einfach gebaute Organismus ein besonders reizvolles Tier in den heimischen Teichen und Tümpeln dar.
Seine durchsichtiger Körper ermöglicht einen direkten Blick auf die inneren Organe, die zudem auch deutlich gefärbt sind.
Einordnung
Mesostoma ist ein Vertreter der Strudelwürmer (Turbellarien). Er ist damit keineswegs nahe verwandt etwa mit dem Regenwurm, auch wenn der Name das nahelegt.
Tatsächlich ist er weit primitiver gebaut als dieser und ist einer Gruppe zugehörig, zu denen auch die Planarien zählen.
Weitere Informationen über Planarien gibt es hier.
Zur Schreibweise: Vielfach findet sich die Bezeichnung "Mesostoma ehrenbergii", also mit doppeltem "i"; auch Streble und Krauter verwenden diese Bezeichnung.
Kükenthals Zoologisches Praktikum verwendet die Schreibweise mit einem "i".
Da die Google-Suchergebnisse mit 950 : 2000 für Kükenthal sprechen (klar unterstützt vom englischsprachigen Raum) und zahlreiche andere Fachbücher dies ebenso handhaben, soll - bei aller größter Wertschätzung für Streble / Krauter - dieser Schreibweise der Vorzug gegeben werden.
Körperbau
Mesostoma ehrenbergi besitzt einen blattförmigen, leicht konvexen Körper, dessen Kopfende sich verjüngt.
Das Hinterende läuft in einem schmalen, kurzen Zipfel aus.
Der gesamte Körper ist leicht konvex und stark dehnbar und erreicht ausgestreckt (beim zügigem Kriechen) eine Länge von 1,5 cm.
Mesostoma verfügt über einen einfachen Sehsinn:
Die paarig vorhandenen Becheraugen (Pigmentbecherocellen) sind als Vertiefungen in der Haut gebaut, in deren Grube einige Sehsinneszellen liegen.
Mit ihrer Hilfe läßt sich die Richtung des einfallenden Lichtes wahrnehmen - Bildsehen ist damit nicht möglich.
Lebensweise
Mesostoma ehrenbergi findet sich häufig an pflanzenreichen Uferzonen stehender oder schwachfließender, planktonreicher Süßgewässer, meist in schattigen, verkrauteten Ecken, wo es langsam kriechend oder als Lauerjäger auf Beute wartet.
(Selten bewegt sich Mesostoma auch freischwimmend durchs Wasser.)
Mesostoma ernährt sich bevorzugt von Wasserflöhen, Rädertieren und anderen Vertretern der Mikrofauna, die er mit (kaum sichtbaren) Schleimfäden erbeutet.
Dabei bewegt sich Mesostoma überraschend schnell - die Fäden werden also nicht wie ein Spinnetz ausgelegt sondern eher wie ein Lasso nach der Beute geworfen.
Die Beute wird durch den kräftig gebauten Schlund aufgenommen und im Darm verdaut.
Unverdauliche Reste werden wieder durch den Schlund ausgeschieden, anschließend wird der Darm mit Wasser gespült.
Die Lebenserwartung beträgt (mit großen individuellen Unterschieden) etwa 2 Monate.
Mesostoma sind wie alle Turbellarien Zwitter; während ihrer Lebensspanne werden zuerst männliche Geschlechtsorgane gebildet, danach erfolgt die Bildung weiblicher Sexualorgane und die Rückbildung der männlichen.
Eine Begattung dauert etwa 20 Minuten.
Die Annäherung ist bereits fortgeschritten. Die Unterseite jeweils zugewandt, die Körper um 180° gegeneinander gedreht
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... bringen sich die beiden Individuen ihre Körper praktisch in Deckungsgleichheit.
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Nach 20 Minuten ist alles vorbei. Da ein Individuum sich stets von einem Männchen zu einem Weibchen entwickeln ist ein Wiedersehen praktisch ausgeschlossen.
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Glas-Strudelwürmer vermehren sich sowohl über Subitaneier, die im Körper des Muttertieres innerhalb von 2 - 3 Wochen vollständig ausreifen.
Die daraus entstehenden Jungtiere verlassen den elterlichen Körper als selbständige kleine Mesostoma durch die Geschlechtsöffnung.
Diese Art der Vermehrung findet vor allem in Zeiten mit großem Nahrungsangebot statt.
Bei sich verschlechternden Bedingungen (Nahrungsknappheit, sinkende Temperaturen im Herbst etc.) oder auch spontan bilden Mesostoma Dauereier, die als kräftig rot gefärbte Kügelchen deutlich erkennbar sind.
Sie werden durch den Tod des Elterntieres freigesetzt und besitzen die typische Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit und Kälte, die Dauereier auszeichnet und mit deren Hilfe die Gattung Mesostoma den Winter überdauert.
In einem Jahr folgen etwa 3 Generationen aufeinander.
Haltung und Zucht
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Eine Salve Sommereier.
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Mesostoma. Ein Sommerei.
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Mesostoma ehrenbergi ist häufig anzutreffen, allerdings schwer zu finden. Am besten nimmt man an einer schattigen Stelle eines Weihers einiges an oberflächennahen Pflanzenmaterial mit und legt es zuhause in ein kleines, gut beleuchtetes Becken.
Früher oder später finden sich einige Tiere an den Pflanzen oder Glaswänden.
Die Tiere kleben nur schwach an einer Glasscheibe und können sehr leicht abpippetiert werden.
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Mesostoma im Dunkelfeld
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Keine Eier
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Die Fütterung erfolgt mit Wasserflöhen.
Dazu können an geeigneter Stelle eines Tümpels Daphnia entnommen werden, die mittels eines Artemia - Siebes verdichtet werden.
Bei Behältern ab einigen Litern Inhalt stabilisiert sich mitunter auch eine Daphnia-Population, die eigenen Nachwuchs hervorbringt.
Gelegentlich sollten die Verdauungsabfälle entsorgt und ein Teilwasserwechsel durchgeführt werden.
Dauereier benötigen eine mehrmonatige Ruhephase im Kühlschrank.
Der Standort soll nicht zu warm sein (um 20°C) und schattig.
Werden Mesostoma durch einen niedrigen Wasserstand dicht an die Wasseroberfläche gezwungen und prallem Sonnenlicht ausgesetzt verenden sie binnen weniger Minuten.
Mesostoma-Kulturen laufen oft nicht planmäßig:
Auch ohne erkennbaren Grund schalten die Elterntiere plötzlich um auf Dauereier und sehen ihrem baldigen Ende entgegen.
Hier hilft nur, eine gewisse Ortskenntnis zu entwickeln und sich mit Nachschub aus der freien Natur zu versorgen.
08. 08. 2012 - 27.08.0212
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