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Nannochloropsis Salina





Nannochloropsis salina
Nannochloropsis salina.
Mikroskopaufnahme.


Nannochloropsis salina ist die wohl am leichtesten zu züchtende Salzwasseralge. Sie stellt ein gut geeignete, ja kaum verzichtbare Futteralge dar für marine Filtrierer wie Rädertierchen (z.B. Brachionus) oder Artemianauplien, aber auch Korallen und Schwämme in Riffaquarien.




Einordnung



Die taxonomische Einordnung von Mikroalgen ist höchst schwierig und ihre Richtigkeit stets von kurzer Dauer. Als sicher gilt die Einordnung zu den Stamenopiles, die sich durch zwei typisch ungleich lange Geißeln kennzeichnen. Diese Geißeln sind bei Nannochloropsis nicht mehr vorhanden.

Nannochloropsis ist keine Grünalge. Alle Grünalgen und damit auch die heutigen (Land-) Pflanzen haben ihre photosysthetisch aktiven Bestandteile innerhalb des Zellkörpers (Plastiden) dadurch erworben, indem eine ihrer Vorfahren in grauer Vorzeit (ca 1,3 Mrd. Jahre? ) einen Cyanobakterie erbeutete und diese nicht verdaute. Die Cyanobakterie blieb im Körper des Beutemachers lebte weiter; sie erhielt Schutz und mineralischen Dünger von ihrem Wirt, und lieferte im Gegenzug wertvolle Stoffwechselprodukte aus der Photosynthese, etwa Kohlenhydrate.

Aus den Nachkommen dieses epochemachenden Ereignisses entwickelten sich Grünalgen, Rotalgen und Glacocystophyceen.

Nun wiederholt sich der Vorgang - eine Rotalge wird erbeutet und nicht verdaut - und wieder entsteht eine Symbiose, ein Zusammenleben zum beiderseitigem Vorteil. Aus den Nachfahren dieses Ereignisses entstehen Braunalgen, Kieselalgen, Gelbgrüne Algen - und die Eustigmatales, zu denen Nannochloropsis gehört.

Noch heute weist der Plastid von Nannochloropsis, der Träger der Photosynthese im Zellinneren, ansatzweise eine Zellwand nach Vorbild der Cyanobakterien auf, direkt darüber eine weitere Zellwand, die von Rotalgen abstammt. Der restliche Inhalt der (Cyano- oder Rotalgen-) Zelle ist im Laufe der Jahrmillionen zurückgebildet worden.



Nannochloropsis ist häufig und weltweit verbreitet vor allem in K&uul;stennähe. Erstmalig wurde sie von D. J. Hibberd 1981 beschrieben.

  • Unterreich: Stramenopile = Heterokonta

    • Stamm: Heterokontophyta

      • Klasse: Eustigmatophyceae

        • Ordnung: Eustigmatales

          • Familie: Nannochloropsis


Sie ist eine von sechs Arten der Familie Nannochloropsis, die allesamt kleine rundliche Gebilde ohne aktive Fortbewegung und ohne ein besonderes Kennzeichen im Körperbau; sie lassen sich nur über eine Genanalyse unterscheiden.

Ein etwas griffigerer Name wie z.B. "Blau-", "Rot-", oder "Grünalge" steht damit leider nicht zur Verfügung.




Eigenschaften



Nannochloropsis ist eine grüne, kugelige bis leicht ovale Mikroalge mit einer Größe von 3 - 4 Mikrometern.

Sie ist äußerst stabil gegenüber Scherkräften wie sie bei Umwälzpunpen u. dgl. auftreten. Sie lebt frei suspendiert, d.h. die Algen treiben als einzelne Zellen frei im Wasser. Sie setzt sich nur minimal bis gar nicht am Behälterboden ab. In Mischkulturen ist Nannochloropsis salina so durchsetzungsstark, dass andere Algen in der Kultur über kurz oder lang aussterben.

Seit einiger Zeit ist Nannochloropsis als Lieferant für Biomasse und (wegen des hohen Gehalts an ungesättigten Fettsäuren) für Biokraftstoff im Gespräch.

Unter (optimalen) Laborbedingungen verdoppelt Nannochloropsis salina ihre Anzal in einem Ansatz in knapp 24 Stunden.

Chlorophyll a ist vorhanden, Chlorophyll b und c nicht.




Zucht



Nannochloropsis salina kann gut in kleineren oder mittleren ausrangierten Aquarienbecken oder in professionellen Röhren gezüchtet werden.

  • Becken sind günstig in der Anschaffung, allerdings bringen durch ihre offene Bauweise ein größeres Risiko der Kontamination mit anderen Algen mit sich. Auch die regelmäßige Durchmischung muss irgendwie improvisiert werden. Eine Abdeckung ist sinnvoll gegen Verdunstung.


  • Röhren aus zwei gleich hohen säulenförmigen durchsichtige Behältern meist aus Acryl, die ineinander gestellt sind und oben und unten abgedichtet sind. Im Zwischenraum befinden sich die Algen, im (trockenen) inneren Raum durchzieht eine Neonröhre den Behälter von oben nach unten. Sie haben gegenüber Becken den zwei Vorteile: Filtert man die Zuluft zum Luftausströmer über einen Sterilisator ist eine ausgezeichtete Abschirmung von Eindringlingen gegeben. Das nützt vor allem langsam wachsende Arten von Plankton. Durch die Beleuchtung von innen wird das Licht weit effektiver genutzt, höhere Leuchtdichten sind möglich. Dadurch sind Zuwachsraten und Konzentrationen möglich, die um ein mehrfaches höher liegen als bei Becken. Oft werden Röhren mit konstanter Populationsdichte betrieben, d.h. beginnend mit einer Fünftelfüllung wird entprechend dem Zuwachs täglich Frischwasser nachgefüllt.


Nannochloropsis salina. Becken.
12-Liter-Becken mit einer
30Watt-Birne. Ein Reflektor
wurde später nachgerüstet.
Als Dünger eignet sich Hydrokulturdünger oder Aquariendünger; "normaler" Pflanzendünger für Blumenerde ist nicht geeignet. Die Düngung sollte vorsichtig und sachte durchgeführt werden, weniger düngen hat oft den besseren Effekt. Bei plötzlicher starker Düngung reagiert Nannochloropsis mit einer kurzzeitigen Wachstumshemmung.

Als optimaler Temperaturbereich gelten 20 - 28°C, pH um den Neutralpunkt, Salzgehalt bei 3,0 - 3,5%.

Als Beleuchtung genügen als Minimalanforderung die gleichen Werte, die für ein normales Aquarium gelten; 0,5 Watt pro Liter, mit Reflektor. Nach oben ist dem prinzipiell keine Grenze gesetzt, allerdings habe ich schlechte Erfahrungen mit Dauerbeleuchtung gemacht. Eine Dunkelpause von 4 Stunden pro Tag scheint nötig zu sein (andere Züchter verneinen das). Alle tageslichtähnlichen Spektren funktionieren ("Warmton hell" etc).

Eine CO2 - Düngung ist nicht erforderlich. Hilfreich kann sie bei intensiver Zucht sein (hohe Düngergaben und hohe Lichstärke).

Bei Mangelernährung zeigt sich fahle Blässe und Gelbstich.

Nannochloropsis salina. Fensterbank.
Nannochloropsis salina.
Fensterbankkultur.
Eine Sicherungskultur kann mehrere Wochen im Kühlschrank aufbewahrt werden (4°C, Dunkelheit). Beim Reaktivieren sollte Temperatur, Helligkeit und die Düngerkonzentration allmählich, über mehrere Tage auf die normalen Werte angeglichen werden.

Links im Bild: Eine provisorische Kultur an der Fensterbank (Ostseite).

Als Dünger wurde Aquariendünger zusammen mit einer reichlich portionierten Erdabkochung verwendet. Diese passable Dichte wurde im Verlauf von anderthalb Wochen erreicht, der Anfangszusand war nichts weiter als ein fahlgelblicher Schleier am Glasboden. Tägliches Umrühren war nicht nötig; der Deckel mit dem Stein obendrauf verhindert übermäßige Verdungstung.

Durch eine günstige Witterung bekam das Glas etwa 3 Stunden Sonne pro Tag. Eine zusätzliche Beleuchtung fand nicht statt.





Düngervergleich



In diesem kleinen Experiment habe ich versucht, die Wirkung verschiedener Düngemethoden am lebenden Objekt auszuprobieren.


Nannochloropsis salina. Düngervergleich.


Zum Einsatz kamen folgende Methoden:
  • Erdabkochung aus Gartenboden
  • Aquariendünger
  • Blumendünger für Erdkultur
  • Abwasser von aufgetautem Frostfutter
  • Ein Spezialdünger aus dem Internet
  • keine Düngung (als Vergleich)


Im Ergebnis lieferten Frostabwasser und die Erdabkochung praktisch nichts. Etwas besser der Blumendünger, deutlich übertroffen von Aquariendünger (in vorgeschriebender Dosierung). Mit einer Düngung durch handelsüblichen Aquarienvolldünger (mit Eisen etc) ist eine Nannochloropsis-Zucht durchaus zu machen.

Das beste Ergebnis lieferte erstaunlicherweise eindeutig der gekaufte Dünger K2 vom Korallenplanet.




Nährstoffgehalt



Nach "Chemicals from Microalgae", Zvi Cohen, 1999 enthält Nannochloropsis salina in hohem Maße mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Insbesondere Eicosapentaensäure (eine Omega-3-Fettsäure), kann abnängig von den Kulturbedingungen bis zu 40% Anteil an allen Fettsäuren haben. Die mehrfach ungesättigte Fetts&aumol;ure Arachidonsäure macht bis zu knapp 10 % aller Fettsäuren aus.

Allerdings schwanken die Wert stark in Anhängigkeit von den Umweltbedingungen, die Schwankungen gehen vermutlich auf stakt variierende Mengen an eingelagerten (gesättigten) Speicherlipiden zurück - derzeit ein weites, ertragreiches Feld für Dissertationen.







Letzte Änderung: 24.03.2012







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