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LEBENDFUTTER - Eine Übersicht.




Hier eine Liste von Lebendfuttertieren, die entweder im Handel erhältlich ist oder selbst gezüchtet werden kann.





Pantoffeltierchen (Paramecium caudatum)

Pantoffeltierchen, Paramecium Pantoffeltierchen sind neben den Rädertierchen die kleinsten Fischnährtiere. Sie zählen zum Stamm der Wimpertierchen (Ciliaten), deren gemeinsame Eigenschaft ein Wimpernkleid ist das den Körper mehr oder weniger bedeckt und mit dem Fortbewegund und Nahrungserwerb bestritten werden.

Die Gattung Paramecium umfaßt etliche Arten, die sich auch in ihrer Größe unterscheiden. Arten mit eingelagerten einzelligen Algen (Endosymbionten) kommen vor. Der größte Vertreter der Gattung ist Paramecium caudatum, gleichzeitig ist es das für die Futtertierzucht interessanteste.

Pantoffeltierchen ernähren sich von Bakterien, die sie mit ihren Wimpern in den Zellmund strudeln. Um Paramecien zu vermehren ist also ein Bakterienansatz nötig.

Dazu eignen sich verschiedene Methoden:
  • Milchkultur: In ein Glas abgestandenes Leitungswasser wird täglich eine kleine Menge Milch eingebracht, beginnend mit einem halben Tropfen am ersten Tag. Bakterien die Milch verwerten sind überall vorhanden, sie entwickeln sich von selbst sobald das Nahrungsangebot vorhanden ist. Sobald sie sich vermehrt haben kann die Menge Milch gesteigert werden - die Trübung der gleichen Menge Milch verschwindet schneller, bzw. im gleichen Zeitraum wird eine größere Menge Milch abgebaut. Nach 3 oder 4 Tagen sollten genug Bakterien vorhanden sein.
  • Ein Stück Steckrübe (Brassica napus subsp. rapifera, auch Steckrübe, Wruke, Kohlrübe, Erdkohlrabi etc genannt) wird ins Wasser eingebracht und dient als Nahrungslieferant für die Futterbakterien.
  • Ein Korn Reis, ein abgekochtes Weizenkorn oder ein Stück Haferflocke
Pantoffeltierchen, Paramecium Die letztgenannte Methode eignet sich vor allem als Reserveansatz, da hier eine geringere Vermehrungsquote durch die lange Standzeit von etlichen Wochen oder Monaten bis zur nächsten Fütterung ausgeglichen wird. Für eine intensive Vermehrung empfiehlt sich die Milchkultur.

Grundsätzlich benötigt man als Starterkultur einen Paramecienansatz aus dem Handel; Pantoffeltiere bilden keine Dauerstadien wie Eier, Cysten oder Ruhestadien (- jedenfalls nicht verläßlich).

Da die Körperhülle eines Pantoffeltierchens sehr elastisch ist gestaltet sich ein Aussieben schwierig. Man macht sich die Angewohnheit des Pantoffeltierchens zu nutze, gerne unter der Wasseroberfläche zu schwimmen und gibt den Ansatz in eine Gefäß mit einem langen, engem Hals, z.B. eine Grappaflasche. Nach einigen Stunden schwimmen die meisten Paramecien im dicht gedrängt im Flaschenhals und können mit einer Pipette entnommen werden.

Mehr Informationen zum Pantoffeltierchen gibt es hier


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Essigälchen (Turbatrix aceti)

Essigääälchen, Turbatrix aceti
Essigälchen
Essigälchen zählen ebenso wie Mikrowürmchen zum Stamm der Fadenwürmer (Nematoden) und sind mit ihnen sogar recht nahe verwandt. Allerdings sind Essigälchen mit 2 mm (Weibchen, 1 mm Männchen) kleiner als die Mikros und zumindest im Durchmesser auch etwas kleiner als frisch geschlüpfte Artemianauplien. Sie eignen sich daher gut als Jungfischfutter.

Ein weiterer Pluspunkt: Bei der Verfütterung sinken sie nicht ab und sterben, sondern bewegen sich mehrere Tage lang schlängelnd durchs freie Wasser, vorzugsweise unter der Wasseroberfläche. Andererseits sind sie generell gesehen nicht so leicht verdaulich wie Artemia, da sie wie alle Nematoden eine kollagenhaltige Außenhaut besitzen.

Falls die Verdauungsleistung eines Jungfisches noch so schwach ist dass diese Haut nicht durchdrungen werden kann bleibt das nahrhafte Körperinnere der Verwertung jedenfalls zum Teil entzogen.

Essigälchen ernähren sich von Essigsäurebakterien, sie brauchen also eine Umgebung in der Essigsäuregärung stattfindet. Dazu befüllt man ein 0,5-Liter-Glas je zur Hälfte mit naturbelassenem (Bio-)Essig und Leitungswasser und gibt einen Teelöffel Haushaltszucker dazu. Falls zur Hand noch ein kleines Stückchen Apfel.
Essigääälchen, Turbatrix aceti
Großaufnahme
Diese Mischung impft man mit einem bestehenden Ansatz an (Essigälchenansätze gibt es in etlichen Fachgeschäften und in zahlreichen Onlineshops.)

Als Schutz vor anfliegenden Insekten (v.a. Drosophila) kommt als Deckel ein Stück Gaze oder Nylonstrumpf drüber. Eine Kahmhaut die in den ersten Tagen entsteht löst man durch gelegentliches Umrühren auf. Schädlich ist sie nicht, behindert aber den Gasaustausch. Im weiteren Verlauf bilden sich oft schleimige Bodensätze oder Ablagerungen. Auch sie sind nicht schädlich und können im Glas verbleiben. Innerhalb einer knappen Wochen sollte der Ansatz reif sein zur ersten Entnahme.

Wenn man gelegentlich (alle paar Wochen) ein Teil der Flüssigkeit tauscht und einen Teelöffel Zucker nachschüttet läuft der Ansatz monatelang fast wartungsfrei und praktisch geruchlos.

Das größte Problem bei der Futtertiergewinnung ist die Trennung der essigsauren Substratflüssigkeit von den Älchen.
  • Aussieben: Mit einem Artemiasieb funktioniert das nicht, da die Maschenweite zu groß ist. Es sollten schon 20 mikrometer oder weniger sein, um Essigälchen auszusieben; solche Siebe sind eher selten und teuer.

  • Eine andere Möglichkeit besteht darin, etwas Kulturflüssigkeit durch einen Kaffeefilter laufen zu lassen. Zwar schlüpfen auch hier einige Älchen durch aber bei der Menge an Älchen die nachwachsen spielt das keine Rolle. Anschließend wird der Kaffefilter umgewendet und die Älchen können ausgespült werden.

  • Ein unbenutzter Zigarettenfilter wird in einen passenden Schlauch von 5 cm Länge gestopft, so dass er dicht anliegt. Der Schlauch wird über die Mündung eines kleines Haushaltstrichters gezogen. Aufrecht gestellt kann nun Substratflüssigkeit durchtropfen. Den Filter anschließend mit einem Wattestäbchen aus dem Schlauch herausschieben und die Älchen ausspülen.

  • Gleiche Variante wie oben, nur mit Filterwatte, so dicht wie irgend möglich verknüllt

  • Wer ein hohes, schmales Dekorationsglas besitzt (oder ein großes Reagenzglas) befüllt dieses zur Hälfte und schiebt dann einen Wattestopfen ein, so dass der genau an der Wasseroberfläche sitzt. Dann vorsichtig Leitungswasser nachfüllen. Die Essigälchen wandern im Verlauf einiger Stunden oder Tage durch die Watte ins klare Wasser und können z.B. mit einer Spritze oder einer Pipette abgesaugt werden.



Vor der industriellen Produktion von Essig war das Essigälchen ein normaler Bestandteil von gebrauchsfertigem Essig. Die Essige die heute in den Supermärkten stehen sind natürlich dank Pasteurisierung und Filtration frei von Essigälchen.

In der freien Natur sind es oft Drosophilafliegen, mit deren Hilfe sich die Essigälchen verbreiten.


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Mikrowürmchen (Panagrellus redivivus)

Mikrowürmchen.
Mikrowürmchen
Mikrowürmchen ("Mikros") sind wie ihre nahen Verwandten, die Essigälchen, Nematoden. Ihre einfache Haltung und Zucht machen sie zu einem der zuverlässigsten Lebendfutterquellen.

Zur Zucht befüllt man ein leeres Haushaltsglas mit Haferflocken und gießt sie mit etwas Milch auf. Dann ein erbsengroßes Stück Frischhefe zugeben und kräftig rühren. Da die Haferflocken einige Stunden brauchen um sich mit der Milch vollzusaugen sollte man einen Tag später nachprüfen ob die Konsistenz passt. Das Substrat sollte so viel Milch enthalten daß sich an der Oberfläche ein feiner Film Milch bildet. (Es funktioniert die 1,5 % genauso wie die 3,5% ige Milch, sogar nach Augenmaß verdünnte Schlagsahne tuts.)

Der Ansatz wird aus einer bereits bestehenden Kultur angeimpft und mit einem Deckel verschlossen, der nicht ganz luftdicht sein sollte. Optimalerweise bohrt man in den Deckel des Glases einige Löcher. Dank seiner Vermehrungsfreude ist nach 3 bis spätestens 5 Tagen die Populationsdichte soweit angestiegen daß die ersten Würmchen innen an den Glaswänden hochsteigen und mit einer Zahnbürste oder einem Wattestäbchen entnommen werden können.

(Warum sie hochsteigen ist eigentlich nicht ganz klar: Lange Zeit vermutete man einen durch die Gärung erhöhten Kohlendioxidgehalt in der Luft dicht über der Substratoberfläche - daher der Deckel, der die Kohlendioxidkonzentration anhebt. Aber auch ohne Deckel steigen die Würmchen die Glaswand hoch falls die Populationsdichte sehr groß ist. Vielleicht ergibt sich das einfach aus dem dichten Gedränge und Geschiebe.)

Ins Wasser eingebracht sinken Mikros allmählich auf den Boden, wo sie noch mehrere Stunden überleben, meist aber nicht mehr vom Beutemacher aufgefunden werden. Beim Reinigen der Mikros von Substratrückständen macht man sich das zunutze: In ein Glas Leitungswasser eingebracht und mal kräftig umgerührt sinken die Mikros zu Boden; das überstehende Wasser in dem die Substratreste rumschwimmen wird abgeschüttet.

Mehr Informationen zu Mikrowürmchen gibt es hier


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Hüpferlinge (Cyclops)

Cyclops. Hüpferling. Eingelagerte Fetttröpfchen.
Cyclops in Seitenlage:
Eingelagerte Fetttröpfchen.
Hüpferlinge zählen wie die Wasserflöhe zu den Krebstieren (Crustacea). Während aber Wasserflöhe mit ihren wedelnden Beinchen Sauerstoff aufnehmen und daher zur den Kiemenfußkrebsen gerechnet werden, dienen dem Hüpferling seine Bein-Fortsätze zur Fortbewegung. Er zählt deswegen zu den Ruderfußkrebsen. (Es sind tatsächlich nicht die langen Antennen, die beim Hüpferling den Vortrieb erzeugen, sondern die ansonsten flach auf der Bauchseite angelegten, kaum sichtbaren Beine.) Der Name Cyclops rührt von der altgriechischen Sage her - den antiken Titanen gleich besitzen sie nur ein einziges, großes Auge mittig in der Stirn.

Cyclops. Hüpferling.
Hüpferling.
Die Gattung Hüpferlinge (Cyclops) zählt zur großen und vielfältigen Gruppe der Ruderfußkrebse (Copepoda). Die meisten Arten von Ruderfußkrebsen leben im Meer und stellen dort einen Großteil des tierischen Planktons dar.

Ähnlich dem Krill in arktischen Gewässern dienen sie je nach Region und Jahreszeit ganzen Fischpopulationen als hauptsächliche Nahrung (z.B. dem Hering). Die marinen Arten unterscheiden sich erheblich in der Ernährung - es gibt Räuber, Filtrierer, Aasfresser und Parasiten. Die bekannten Putzerfische die bei Haien oder Walen lästige Parasiten entfernen zupfen ihnen vor allem parasitär lebende Ruderfußkrebse aus der Haut.

Die Gattung Hüpferlinge (Cyclops) ist weltweit vertreten und lebt im Süßwasser. In Mitteleuropa kommen sie mit etwa 20 Arten vor allem im Pflanzendickicht stehender und langsam fließender Gewässern vor. Die einzelnen Arten lassen sich nur schwer unterscheiden, oft nur an Details an der Schwanzgabel (Furca) und an den Schwanzborsten - aus aquaristischer Sicht ist das aber nicht notwendig.

Ihren Namen verdanken sie den ruckartigen Bewegungen. Dabei schlagen die Beine auf der Bauchseite des Pumpfes nach hinten und lassen den Körper nach vorne schnellen. (Der Schwanz und die Antennen sind nicht beteiligt.)

Körperbau
Cyclops. Hüpferling.
Meerwasserhüpferling (?)
Hüpferlinge werden zwischen 0,5 und 2,5 mm lang (mit Schwanz). Zwar gehörn sie zu den Krebsen, welche normalerweise einen Rückenschild (Carapax) besitzen, bei ihnen ist dieser Schild (wie bei den Artemia) zurückgebildet. Der Körper besteht aus drei Teilen: Das Kopf-Bruststück, eine Brust und der Hinterleib .

Das erste Antennenpaar dient neben der Fortbewegung als Balancierelement und als Sinnesorgan; beim Männchen zusätzlich als Greiforgan bei der Begattung. Das zweite Antennenpaar ist deutlich kürzer und kaum noch sichtbar. Es dient meist dem Nahrungserwerb.
Cyclops. Hüpferling.
Harpacticoida
Die weiteren Freßwerkzeuge (Mandibeln und Maxillen, praktisch nicht zu sehen) sind der Art des Nahrungserwerbs angepasst. Filtrierer erzeugen mit dem zweiten Antennenpaar einen Wasserstrom, den sie auf die Fresswerkzeuge lenken und durchseihen, Räuber reißen Stücke aus ihrer Beute und saugen sie mit Unterdruck, die sie im Schlund erzeugen, ein. Pflanzen- und Partikelfresser schneiden sich ebenfalls mundgerechte Stücke aus ihrer Beute. Der Verdauungskanal durchzieht den Körper als gerade Röhre und endet an der Furca.

Bei vielen Arten Hüpferlingen ist ein Herz nicht ausgebildet; die Zirkulation der Körperflüssigkeit wird durch die Darmperistaltik bewirkt. Atmungsorgane sind nicht vorhanden, die Sauerstoffaufnahme geschieht also durch die Haut. Ihr Körper ist damit relativ weich und Verdauungssekreten leicht zugänglich.

Fortpflanzung
Cyclops. Nauplius.
Hüpferling - Nauplius.
ca 0,2 mm
 
Hüpferlinge sind grundsätzlich zweiggeschlechtlich. Bei der Begattung umklammert das Männchen das Weibchen mit seinen zu diesem Zweck umgestalteten Antennen; einige Zeit bewegen sie sich so als "Doppeldecker" durchs Wasser. Dabei bringt es sein Sperma in die Samentasche des Weibchens. Sie liegt im ersten Hinterleibssegment, also in direkter Nachbarschaft zu der Stelle, an der später die Eisäckchen befestigt sind. Dort stehen sie dem Weibchen theoretisch längere Zeit zur Verfügung - tatsächlich treten aber innerhalb von Minuten die Eier durch den Eileiter nach außen und werden dabei mit dem bevorratetem Sperma befruchtet. Beim Austritt ins Wasser tritt ein Sekret hinzu welches aufquillt und erhärtet, es formt und schützt den Eiballen. Liegen die beiden Austrittsöffnungnen der Eileiter bei einer Gattung nahe bei einander, so bildet sich ein einzelnes Eisäckchen, liegen sie deutlich getrent von einander, so sind es zwei.

Cyclops mit zwei Eisäckchen
Cyclops mit zwei Eisäckchen
 
Nach dem Schlupf entwickelt sich der Nauplius, der sich als Filtrierer von Schwebepartikeln im Wasser ernährt, über sechs Häutungen zum Copepodid. Während die ersten fünf dieser Häutungen vor allem dem Wachstum dienen, tritt mit der sechsten eine deutliche Änderung der Form hin zum erwachsenen Tier ein. Nach weiteren sechs Häutungen ist das Tier geschlechtsreif.

Hüpferlinge erreichen eine Lebensspanne von etwa einem Jahr und können in dieser Zeit etwa zehnmal für Nachkommen sorgen.

Da während der Wintermonate die Wasserflöhe als Dauereier überleben, können Hüpferlinge in dieser Zeit deren Rolle übernehmen. Wer also auch im Winter seinen Fischen was frisches aus der Natur vorsetzen will kann versuchen, Hüpferlinge zu keschern.

Bei ungünstigen Umständen, etwa drohender Austrocknung des Lebensraums, können haltbare Dauereier (Zysten) gebildet werden.

Gefahren
Wie erwähnt attackieren manche Arten von Cyclops als Räuber ihre Beutetieren, stechen sie an und saugen oder reißen Stücke heraus und vertilgen sie. Sie gehen dabei auch auf Beute, die nicht kleiner ist als sie selber, etwa Daphnia. Für junge Fischbrut kann das durchaus gefährlich werden. Daher sollten lebende Hüpferlinge, die nicht sicher als ungefährlich eingestuft sind, oder insbesonders aus einem Tümpel gefangene Hüpferlinge nicht in ein mit kleinen Jungfischen besetztes Becken eingebracht werden.

Nährwert
Hochwertiges Futter! Die Zusammensetzung von Hüpferlingen hinsichtlich ihres Eiweiß- und Fettgehaltes entspricht in hervorragender Weise den Anforderungen des Fischstoffwechsels. Ebenso tragen die Ernährungsgewohnheiten der Hüpferlinge dazu bei, ihre Beutemacher mit wertvollen Inhaltsstoffen zu versorgen; die massenhaft von Hüpferlingen verzehrten Kieselalgen liefern mehrfach ungesättigte Fettsären, die sie als Tröpfchen im Körper einlagern.

Leider ist es bis jetzt nicht gelungen, Hüpferlinge zuverlässig in Massen zu züchten. In der Regel greift man daher in der Aquaristik auf gefriergetrocknete Tiere aus dem Handel zurück.

Mehr Informationen zu Hüpferlingen gibt es hier.


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Moina (Moina macropoda)

Moina.
Moina. Trächtig.
Der Japanische Wasserfloh oder Japanischer Kugelwasserfloh zählt zur gleichen Familie Daphniidae wie die bekannten mitteleuropäischen Wasserflöhe Daphnia pulex und Daphnia magna. Als typischer Vertreter der Blattfußkrebse ernährt er sich indem er mit seinem Beinen Partikel und kleine Lebewesen aus dem Wasser filtert.

Das für Krebstiere typische Rückenschild (Carapax) ist beim Wasserfloh so weit um den Körper gezogen daß es einen Hohlraum bildet in dem die Beine sich befinden. Die aus dem Wasser gefilterte Nahrung wird dann entlang einer Rinne zum Mund gefördert. Da er mit einer Größe von 1,5 bis knapp 2 mm relativ klein ist kann er auch weniger großen Fischen als Nahrung dienen.

Die Vermehrung erfolgt meist parthenogenetisch, d.h. ohne Paarung. Erst bei sinkenden Temperaturen kommen Männchen zur Welt, die mit den Weibchen winterharte Dauereier zeugen. (Da es im Zuchtansatz nicht winterlich wird, läuft auch die Vermehrung kontinuierlich ab, einen "eingebauten" jahreszeitlichen Zyklus gibt es nicht.)

Zucht
Seit seinem Erscheinen in der Aquaristik Anfang der 80er Jahre gibt es unterschiedliche und widersprüchliche Anleitungen und Rezepte zu seiner Zucht. Der Grund liegt wohl weniger in der Unberechenbarkeit seiner Anforderungen an die Umwelt sondern an einer Spaltung der Züchter in zwei Lager. Alle Modelle jedoch beginnen mit einem oder besser mehreren Behältern mit einem Fassungsvermögen von 1 bis 10 Litern. Das Wasser sollte abgestanden sein, altes Aquarienwasser ist in Ordnung. Die Wasserwerte spielen keine Rolle solange sie nicht extrem sind. Hell aber nicht sonnig sollte der Behälter stehen.

Moina.
Moina. Zuchtglas, ca 2,5 l
Die eine Hälfte wünscht sich eine hohe Vermehrungsquote und füttert daher die Tiere täglich mit Trockenhefe, Frischhefe oder Preis Microplan. Die Moina sollten dabei ständig im Futter stehen, die durch die Hefe hervorgerufene Trübung sollte zu keinem Zeitpunkt ganz verschwinden. Die dabei auftretende Sauerstoffknappheit die die Moina dicht unter die Wasseroberfläche treibt, wird als ein die Vermehrung begünstigender Faktor gewertet. Von Schnecken wird abgeraten, die halten das Milleu nicht aus, verenden und verpesten das Wasser. Gleichzeitig beklagt man aber die große Instabilität einer Moinazucht, die Anfälligkeit des Wassers "umzukippen" und das hartnäckige Auftrteten einer Kahmhaut. Dem versucht man mit großer Reinlichkeit gegenzusteuern d.h. die Wände frei von Algen halten und gewissenhafter Wasserwechsel. Nun, keine ökologisches System kann man permanent hochtourig fahren ohne daß es mal aus dem Ruder läuft und übel riecht.

Die andere Hälfte bevorzugt tendenziell größere Behälter und füttert mit Haferflocken (Ca 1 - 3 Flocken pro Liter und Woche) Von der darin enthaltenen Stärke ernähren sich Kleinstlebewesen, die den Moina wiederum als Nahrung dienen. Blasenschnecken sollen Häutungsreste der Moina vertilgen. Eine solche Kultur kann über Monate hinweg stabil laufen und kommt auch mit nur einer Fütterung pro Woche aus. Allerdings ist die Vermehrungsquote relativ bescheiden.

Will man beiden Modellen das jeweils positive abgewinnen, so beginnt man eine Zucht mit täglicher Hefefütterung. (Es würde zu lange dauern bis sich an den Haferflocken genug Einzeller entwickelt haben.) Später kann man versuchen den Bedarf extensiv mit größeren Behältern und längerfristiger Ernährung (d.h. Haferflocken) zu decken.

Das gezeigte Glas enthielt vormals gefüllte Paprika und lieferte über Monate bei Haferflockenfütterung ziemlich konstant 30 bis 50 Moinas pro Woche, die mit einem selbstgebauten feinen Kescher herausgefischt wurden. Mit im Glas waren einige Blasenschnecken, unbeabsichtig eine große Anzahl einer Gattung Wenigborster (kleine weissliche Würmchen von 5 mm Länge) sowie darin belassene Algen.

Zum Nährwert von Moina gibt es widersprüchliche Angaben; generell verfügen Wasserflöhe nur über einen sehr geringen Fett- und einen geringen Proteinanteil. Sie sind daher als Alleinfutter, besonders für Jungfische, nicht geeignet. Auch wenn manchmal höhere Fett- und Proteinanteile behauptet werden: Es gibt keinen stichhaltigen Grund warum Moina macropoda hier eine Ausnahme machen sollte.


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Wasserflöhe (Daphnia u.a.)

Planktonbecken am Balkon.
Planktonbecken am Balkon 54Liter
Ostseite, ohne Abdeckung.
Die Bezeichnung "Wasserfloh" ist eigentlich nicht ganz wissenschaftlich - immerhin handelt es sich auch um keinen Floh, sondern um eine Gruppe aus dem Unterstamm der Krebse, genauer: Blattfußkrebse (= Kiemenfußkrebse). Mit ihren etwa 90 Arten siedeln sie in Mitteleuropa in jedem Gewässer von der kleinen Pfütze bis zum großen Binnensee mit Ausnahme schnellfließender Bäche. Meist leben sie in pflanzenreichen Uferzonen, wo sie meist Plankton und Detritus aus dem Wasser filtrieren. Ihr Rückenschild ist links und rechts über den Körper seitlich verlängert so daß es zwei Schalen bilden die bauchseitig zusammentreffen und einen Hohlraum bilden, in dem sich die Beinchen befinden.

Diese Beinchen erzeugen mit ihren wedelnden Bewegungen abwechselnd Über- und Unterdruck und saugen so Umgebungswasser von vorne in die Schale, filtrieren es mittels rechenartiger Kämme und drücken es nach hinten aus dem Körper wieder heraus. Gleichzeitig wird -ebenfalls mittels der Beine - die Sauerstoffaufnahme bewerkstelligt. Die Fortbewegung erfolge über unterschiedlich lange, verzweigte Antennen, deren genaues Aussehen zur Artbestimmung hilfreich ist.

Wasserfloh.
Daphnia sp. Unbekannte Art,
Wildfang.
Ihre Häufigkeit macht sie zu einem wichtige Glied in der Nahrungskette, da sie die Nährstoffe, die schwebende Algen mittels Photosysthese erzeugen, großen Tieren wie Fischen verfügbar machen. Ebenso leisten sie einen kaum zu unterschätzenden Dienst dabei, das Seewasser zu filtrieren und einigermaßen durchsichtig zu halten.

(Jeder, der sich nach der Neuanlage eines Gartenteiches mit einer Algenblüte konfrontiert sieht, kann fasziniert zusehen wie nach dem Animpfen mit Wasserflöhen allmählich das Millionenheer der Schwebealgen zurückgedrängt wird bis das Wasser schließlich kristallklar ist und die Sonne bis auf den Grund reicht und in ihren Strahlen ein Millionenheer von Wasserflöhen funkelt.)

Wenige Arten leben räuberisch; da die Beine hier dem Beutefang dienen, fehlt die Schale.

Die systematische Einteilung der einzelnen Arten ist nicht eindeutig und wird diskutiert. Deutlich voneinander unterscheidbar sind aber folgende Gattungen:

    .
  • Daphnia
  • Zwei große, verästelte Antennen sorgen für eine ruckartige, hüpfende Fortbewegung. Das Hüpfen und das Absinken zwischen zwei Sprüngen verhalfen der ganzen Gruppe zu ihrem Namen.
  • Bosmiden
  • Ihre Antennen sind kleiner und arbeiten häfiger und gleichmäßiger, so daß die Tiere eher schwirren. Mit ca. 2 mm meist deutlich kleiner als Daphnia sp. (Unter der Lupe fällt die langgezogende Oberlippe auf die wie ein Rüssel erscheint.)


Wasserfloh. Daphnia magna.
Daphnia magna.
Aus dem Fachhandel.
Geht es in der Aquaristik um Wasserflöhe ist meist die Art Daphnia magna (Größe 5 mm beim Weibchen) oder Daphnia pulex (ca 3 mm beim Weibchen) gemeint. Diese beiden Arten, vor allem aber Daphnia magna zeichnen sich durch eine einfache Haltung und eine konstante Vermehrungsfreude bis zur Massenvermehrung aus

Zur Zucht verwendet man ein größeres Becken; 54l sind gut geeignet. Ein wenig nahrhafte Gartenerde liefert, als Bodengrund mit Kies abgedeckt, das Nährstoffdepot, von dem sich freischwebende Algen und andere Kleinlebewesen ernähren. Stellt man das Becken ins Freie, so ist ein halbschattiger Standort von Vorteil. Wasserflöhe lieben kühles, sauerstoffreiches Wasser, und in der prallen Nachmittagssonne sinkt mit steigender Wassertemperatur der Sauerstoffgehalt. Andernfalls ist eine Beleuchtung nötig um den Algenwuchs zu erzeugen den die Wasserflöhe als Nahrung brauchen.

Eine zusätzliche Fütterung mit frischer Hefe oder einigen Tropfen aus einem Heuaufguß ist möglich aber nicht unbedingt erforderlich. Natürlich funktionieren auch Behälter wie Regentonnen oder Mörtelwannen.

Reines Regenwasser sollte meiner Meinung nach vermieden werden da die Wasserflöhe für ihre Körperschale Kalk benötigen. Zwar besteht sie aus Chitin, wird aber mit Kalk versteift. Pflanzen sind nicht unbedingt nötig, aber nachdem in praktisch jeder Lebensumgebung eines Wasserflohs Pflanzen vorkommen sollte man sie ihm auch in einem Zuchtbehälter nicht verweigern. Die bekannte Wasserpest (Egeria densa) ist anspruchslos und stört am wenigsten beim Rauskeschern der Daphnien. In Becken, die im Freien stehen, gibt sie aber schon mal den Geist auf, bleicht aus und löst sich auf.

Wasserflöhe vermehren sich während des Sommers asexuell, d.h. es kommen nur Weibchen vor, die in ihren Körpern wiederum Weibchen mit identischem Erbgut produzieren (Klone). Die Trächtigkeitsdauer ist temperaturabhängig und beträt nur wenige Tage. Nach der Geburt folgen innerhalb etwa einer Woche fünf Häutungen bis zum Erwachsenenstadium. Weitere Häutungen folgen in größerem Abstand. Sobald die Lebensbedingungen sich verschlechtern (Temperatur, Tageslänge, Nahrungsangebot) werden Männchen gebildet, die deutlich kleiner sind als die Weibchen.

Mit ihnen tritt die Wasserfloh-Population in eine kurze Phase geschlechtlicher Fortpflanzung ein, in der winterharte Dauereier gebildet werden. Sie sind besonders groß, hartschalig und enthalten viel Dotter. Ihre Entwicklung im Körper der Mutter unterbrechen sie nach einigen Schritten; bei einer Häutung des austragenden Weibchens werden sie dann freigesetzt und steigen zur Wasseroberfläche wo sie unscheinbar und für Feinde ungenießbar den Winter überdauern. Aus ihnen schlüpfen im kommenden Frühjahr wieder Weibchen, die wiederum nur Töchter hervorbringen. (Einige Arten kennen auch mehrere sexuelle Phasen pro Jahr.)
Wasserfloh. Bosmiden.
Bosmiden.
Größe ca. 1 mm


Sobald man das Becken aufgestellt hat empfielt es sich mit dem Einsetzen der Wasserflöhe einige Tage zu warten damit sich einige Futteralgen bilden können. Ebenso empfehlenswert ist der Einsatz von Schnecken, die die Hätungsreste der Daphnien vertilgen und damit das Becken sauber halten. (Blasenschnecken sind unscheinbar, robust und unkompliziert.)

Nicht unbedingt nah verwandt, aber oft in gleicher Umgebung auftretend sind die Muschelkrebse. Sie sind aber als Futtertiere praktisch ungeeignet da sie wegen ihrer harten Schale von Fischen meist nicht angenommen werden.

Der Nährwert von Wasserflöhen ist gering. Ihr Nutzen besteht zum einen in der Aktivierung des Beutefangverhaltens der Fische, zum anderen führt seine kalk- und chitinhaltige Schale zu einer Abschilferung von alten Darmzotten und toten Zellen im Innern des Verdauungsapparates. Damit fördert er die Darmregeneration. (Chitin ist nicht so sehr spitz und spröde - was z.B. Käfern ihre Härte verleiht ist eingelagertes Sklerotin, sichtbar als Schwarzfärbung.) Ebenso sind Futtergaben von Daphnia hilfreich bei einer vorangegangenen Überfütterung mit fett- oder kollagenreicher Kost (z.B. Enchyträen). Im Handel erworbene lebnende Daphnia können keine Krankheiten übertragen. Durch die problemlose Zucht sind Verunreinigungen mit anderen Organismen (Planarien etc) außerordentlich selten.

Ausführliche Informationen zu Wasserflöhen gibt es hier.


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Mexikanischer Bachflohkrebs(Hyalella azteca)

Mexikanischer Bachflohkrebs, Hyalella atzteca.
Mexikanischer Bachflohkrebs
Der kleine Bruder des europäischen Bachflohkrebses Gammarus pulex. Er ähnelt ihm stark in Aussehen und Lebensweise, ist aber deutlich unkomplizierter und toleranter in der Haltung, da sein Anspruch an den Sauerstoffgehalt des Wassers deutlich geringer ist. Auch bleibt es mit knapp 10 mm Länge etwas kleiner als Gammarus. Ebenso tolerant ist er gegenüber Temperaturschwankungen - bei 15°C ist er schon gehalten worden, unter widrigsten Bedingungen, was ihm schließlich den Beinamen "Kampfkrebs" einbrachte, der nur seiner Widerstandsfähigkeit geschuldet ist, nicht einer Aggressivität, denn aggressiv ist er nicht.

Die Art hielt Einzug in die Welt der Aquaristik etwa 1998. Vermutlich über den Magen-Darmtrakt zweier Lebendgebärender Zahnkarpfen, die aus Mexiko von Günter Daul importiert worden, waren fanden Eier des mexikanischen Bachflohkrebs Eingang in die Aquarien von Herrn Bernd Poßeckert, als der die beiden Fische von ihm erhielt. Über zehn Jahre später, eben 1998, führte ein Leserbrief in einem Aquaristikmagazin, den Herr Poßeckert beantwortete und dabei seine Flohkrebse vorstellte, zu einem größeren Interesse der Aquarianer an diesem Futtertier.

Seine Farbe variiert je nach Ernährung; Gurke färbt ihn leicht grün, es gibt aber auch bräuliche Varianten (vermutlich bei überwiegender Ernährung aus dem Bodengrung) und Varianten mit orangen Farbtupfern.

Herkunft
Der Mexikanische Bachflohkrebs besiedelt Flüsse, Seen und Tümpel von der Baumgrenze Nordamerikas bis Mexiko; auch Brackwasser. (In Südamerika besetzen andere Bachflohkrebsarten die biologische Nische.) Er hält sich bevorzugt im Mulm in Bodennähe oder im (groben) Bodensubstrat und in pflanzenreichen Arealen auf, wo er sich hauptsächlich von totem pflanzlichen Material (Detritus) und gelegentlich von Aas ernährt. Bodenmulm, der einen hohen Anteil an organischen Material aufweist scheint die Hauptnahrungsquelle in freier Natur zu sein. Durch seine Häufigkeit stellt er ein wichtiges Glied in der Nahrungskette dar, auch für Wasservögel.

Haltung und Zucht
Hyalella atzteca an einer Gurke
Fressgelage
Die Tiere stellen nur geringe Ansprüche an Temperatur und Wasserqualität. Trotzdem sollte - um eine ordentliche Vermehrungsquote zu erreichen - das Wasser einigermaßen hart sein (ab 5 - 10°) und die Temperatur bei 25 - 28°C liegen. Der pH-Wert sollte über 6 liegen - man muss schon grob danebengreifen um das nicht zu erfüllen. Als Behälter taugt alles ab der Größe eines Gurkenglases. Eine Lüftung um den Sauerstoffgehalt zu erhöhen ist nicht nötig. Pflanzen dienen als Deckung; Lavamoosbüschel oder Riccia sind genauso geeignet wie Wasserpest. Als Bodenbelag dient eine dünne Schicht Sand; Vogelsand ist dabei wohl nicht geeignet weil er scharfkantig ist - feiner Aquariensand ist abgerundet und die Wühler raspeln sich damit nicht die Chitinhaut durch. Eine ordentliche Schicht Mulm auf dem Boden ist empfehlenswert und sollte nicht entfernt, sondern wenn überhaupt nur reduziert werden. Schnecken sind eigentlich nie verkehrt.

Falls die Wasserqualität selbst für einen Hyalella atzteca unerträglich wird - sei es durch Faulstoffbildung an der doch zu dicken Mulmschicht oder was auch immer - zeigen sie das an indem sie versuchen aus dem Wasser herauszukriechen. Ein Wasserwechsel bringt die Sache kurzfristig wieder ins Lot. (Auch in einem extrem kleinen Behältnis von der Größe eines Fingerhutes versucht Hyalella zu fliehen und krabbelt aus dem Wasser heraus.) Ich habe in meinem Becken lange versucht ohne Filter auszukommen, da ich wenig intensive Zucht in relativ großem Volumen betreiben wollte. Trotzdem kippte wiederholt das Wasser und blieb dauerhaft sehr trüb, gerade bei gelegentlichen proteinhaltigem (tierischem) Futter. Ein Filter ist also zu empfehlen. Kleine Innenfilter, die als "garnelensicher" bezeichnet werden gibt es für unter 20 Euro. Eine Haltung zusammen mit Wasserflöhen, z.B. Daphnia pulex ist ausgezeichnet möglich.

Zur Ernährung eignen sich besonders Scheiben von Biogurken, die man für eine halbe Minute in nicht mehr kochendes Wasser gelegt hat - danach sind die Kleinen ganz verrückt. Auch Bananenscheibchen oder gekochte Kartoffeln in ganz kleinen Stücken. Als "Grundversorgung" dienen einige tote Laubblätter. (Die Art ist wohl egal, bei mir sind es Ahornblätter.) Mexikanische Bachflohkrebse können zwar weder Cellulose noch andere Stoffe der Blätter verwerten, dafür aber die zahllosen Mikroorganismen die darauf siedeln. Viele Züchter berichten von Kaninchenpellets, die sehr gerne gefressen werden.

Auch an totem Fleisch zeigen sie sich interessiert, wenn auch nicht jede Quelle interessant zu sein scheint. In meiner Zucht sind es mit der Fliegenpatsche erlegte Fliegen, die angenommen werden; auch Tetra-Wafer für pflanzen- und fleischfressende Bodenbewohner wird angenommen. Eine andere akzeptierte Quelle für tierisches Protein kann ich nicht bestätigen. (Welstabs, Fischfutter, Katzenfutter etc wird ignoriert.)

Im meinem Flohkrebsbecken befindet sich ein Teppich Wasserlinsen, der etwa die Hälfte der Wasseroberfläche bedeckt. Zum einen fühlen sich die Flohkrebse, die ja in der freien Natur klassische Beutetiere sind, sicherer und lassen sich von der Seite leichter beobachten. Andererseits bieten die Unterseiten der Wasserlinsen Oberfläche zum Abweiden und schließlich, wenn die Wasserlinsen absterben, werden sie selbst zur Nahrung, sinken ab und erzeugen einen Bodengrund, der sich ausgezeichnet zum Durchwühlen eignet.

Eine Möglichkeit, die Flohkrebse zu füttern besteht darin kleine Säckchen an einer Schnur einzuhängen, die mit Gurke etc. befüllt sind und in die die Tiere hineinschwimmen können. Bei Bedarf zieht man ein Säckchen heraus und wäscht es in das Aquarium mit den zu fütternden Fischen. Ein trichterförmiges Sieb oder ein Artemiasieb in das man etwas Futter als Lockstoff legt funktioniert genauso.

Bei der Begattung packt das etwas größere Männchen das Weibchen an seinem Rücken und schleppt es für einige Tage in dieser Umklammerung durchs Becken. Dann erfolgt die Paarung. Die 10 - 20 befruchteten Eier befinden sich bis zum Schlupf gut sichtbar an der Bauchseite des Weibchens in Taschen, wo sie geschützt und mit Sauerstoff versorgt sind. 10 Tage nach der Paarung schlüpfen die Jungen, nach weiteren knapp 4 Wochen und ca 8 Häutungen sind sie geschlechtsreif, nach etwa 3 Monaten ausgewachsen.

Bei aller Robustheit reagiert Hyalella empfindlich auf chemische Verunreinigungen des Wassers. Er gilt als Indikatororganismus für Wasserverschmutzungen mit Pestiziden.

Warnung bei Garnelen
Mexikanische Bachflohkrebse können junge Garnelen überwältigen und fressen; im Laufe der Generationen führt daher eine Population von Mexikanischen Bachflohkrebsen in einem Garnelenbecken zwangsläufig zum Aussterben der Garnelen. Vermutlich gibt es kaum Substanzen die gezielt die Krebse töten, für die Garnelen aber ungiftig sind da sie über eine ähnliche Körperbiologie verfügen. Bachflohkrebse aus einem Becken zu eliminieren stellt sich als recht schwierig dar, da die Eier sehr resistent sind und auch Austrocknen ohne Probleme überstehen. Ich hatte solche Probleme noch nicht, aber vermutlich würde ich ernsthaft den Einsatz von Kaliumpermanganat in Betracht ziehen. Auch können Bachflohkrebse einige Zeit am feuchten Kescher überleben; Falls man also ein oder mehrere Garnelenbecken pflegt sollte man sich einige Gedanken über einige simple Quarantänemaßnahmen machen.


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Artemia (Artemia salina et alii)

Artemia. Adulte Tiere.
erwachsene Artemia.
Artemia sind kleine Krebstiere, die im extremen Salzwasser leben. Ihr Trumpfblatt im Spiel der Evolution ist ihre sehr hohe Verträglichkeit was den Salzgehalt betrifft; sie fühlen sich in Gewässern wohl in denen es kein Fisch mehr aushält. Viele natürliche Feinde haben sie daher nicht; entsprechend schmal ist auch ihre Abwehr gehalten. Ein Panzer fehlt völlig, was sie zu leicht verdaulichem Futter macht.

Artemia werden in der Regel als frisch geschlüpfte Nauplien verfüttert; die Eier die es im Handel gibt stammen meist aus dem Großen Salzsee in Utah, wo sie industriell für den Handel abgefischt werden.

Artemia. Frisch geschlüpft.
Artemia, frisch geschlüpft.
Um sie zum Schlüpfen zu bringen gibt man sie in Salzwasser (Salzgehalt 3,5%, also 35 Gramm Salz pro Liter). Optimal ist naturbelassenes Meersalz, ohne Jod Fluor und Rieselhilfen (E535), da solche Zusätze die Schlupfquote senken. (Inwieweit sich z.B. Jod auswirkt ist umstritten und schwer nachweisbar da die Zählung schwierig ist).

Mindestens genauso wichtig für die Schlupfquote ist die Qualität der Eier, die von Jahr zu Jahr schwankt (wie auch der Preis), und die auch bei mehrmonatiger Lagerung deutlich sinkt. Eine Lagerung der Eier im Kühlschrank ist unbedingt zu empfehlen.

Für kleinere Mengen von Artemia taugen die Artemiaschales sehr gut, bei größeren Mengen benötigt man eine kräftige Durchlüftung, da sonst die Nauplien sich untereinander so verheddern dass sie absterben. Meist realisiert man das in Form einer Flasche, Luftschlauch und Membranpumpe. Ein Ausströmerstein ist nicht erforderlich.

Da sich Artemia zum Licht hin bewegen lässt es sich bei geeigneter Beleuchtung so einrichten, dass die leeren Eihüllen und die geschlüpften Artemia in unterschiedlichen Ecken der Flasche schwimmen. Dann kann man die Artemia gezielt absaugen ohne allzu viele Eihüllen zu erwischen. Mittels spezieller feinmaschiger Artemiasiebe werden die Nauplien aus dem Salzwasser ausgesiebt.

Artemia stellen durch ihren mittleren Fett- und hohem Eiweißgehalt ein wertvolles Futter gerade für Jungfische dar.

Mehr Informationen gibt es hier.


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Schwarze Mückenlarve (Culex pipiens u.a.)

Culex pipiens, Stechmücke.
Culex pipiens. Larve.
Vermutlich ist das am meisten gehasste Tier dieses Planeten die weibliche Stechmücke. Hier geht es nun um ihre Larven.

Der Name Schwarze Mückenlarven bezeichnet Larven von verschiedenen Stechmückenarten. Ihnen gemeinsam ist daß die weiblichen Tiere, sobald sie zur Mücke geschlüpft sind, Blut saugen. (Was wohl der Grund dafür ist daß es diese Larven im Handel nur tiefgefroren oder getrocknet gibt). Diesem Nachteil gegenüber steht der Vorteil eines hervorragenden Nährwertes; zahlreiche Aquarianer berichten von einer erhöhten Fruchtbarkeit ihrer Fische nach der wiederholten Verfütterung von Schwarzen Mückenlarven.

In Europa sind über hundert Arten von Stechmücken heimisch. Aquaristisch relevant ist in erster Linie Culex pipiens (Gemeine Stechmücke oder auch Nördliche Hausmücke), wohl auch deswegen weil sie schlicht die häufigste Art darstellt. Zuchtstationen in Osteuropa betreuen einfach die Gewässer in denen die Larven sich entwickeln - welche Stechmückenart dort ablaicht ist zweitrangig. (Ebenso zweitrangig wie die Art wie die Weibchen sich ihre Blutmahlzeit holen - zum Glück sind sie nicht besonders wählerisch und statt einer Gartensiedlung tuts auch ein Schweinestall, wo die Mücken sich ihr Lebendfutter suchen)

Culex pipiens, Stechmücke. Eischiffchen.
Eischiffchen
Die weiblichen Stechmücken, die den Winter in Hausmauerritzen etc verbracht haben, beginnen im zeitigen Frühjahr die Suche nach einer Blutmahlzeit. Säugetiere und Vögel sind ihre Beute, deren Proteine sie für die Entwicklung der Eier benötigt. (Männchen ernähren sich von zuckerhaltigen Pflanzensäften. - Auch andere Kleininsekten verbringen ihr Larvenstadium im Wasser. Da sie aber stabile, dauerhafte Gewässer wie Seen bevorzugen, können sie eine deutlich längere Entwicklungszeit einkalkulieren - eine Zeitspanne, die lange genug ist um sich soweit mit Proteinen zu bevorraten dass sie als adulte Insekten nicht nur nicht stechen, sondern bisweilen bis zur Eiablage gar keine Nahrung mehr aufzunehmen brauchen.)

Ihre 200 bis 300 Eier legt sie zu einem Schiffchen verbunden ab in Seen und Teichen, aber gerne auch Wasserpfützen, Regentonnen und anderen mehr oder weniger originellen kleinen Behältern, wie im Freiland gelagerte LKW-Reifen. Bevorzugt werden dabei stark nährstoffhaltige, eutrophierte Kleingewässer, die den Larven viel Nahrung liefern. Da in den Schiffchen zwischen den einzelnen Eiern sich Luft befindet und das Schiffchen insgesamt wasserabweisend ist kann es nicht untergehen. Die nach wenigen Tagen (Richtwert: 36h) schlüpfenden Larven ernähren sich filtrierend von Schwebstoffen und Plankton.

Praktisch unverwechselbar ist ihr Erscheinungsbild: Aus ihrem Hinterleib entspringt eine Atemröhre mit der sie - knapp unter der Wasseroberfläche hängend - atmosphärische Luft atmen. Bei Störungen flüchten sie mit peitschenden Bewegungen des Körpers ins tiefere Wasser. Nach knapp drei Wochen und vier Häutungen erfolgt die Verpuppung.

Der Hinterleib ist nun bei der Puppe quasi um den Brustbereich herumgewickelt, die Atmung erfolgt durch zwei Hörnchen am Kopf. Bei der Verfütterung von Larven und Puppen ist bisweilen zu beobachten daß Fische auf den Puppen drauf rumkauen und sie wieder ausspeien, wieder einsaugen und weiterkauen. Offenbar sind Puppen härter oder zäher als die Larven. Wer lebendige Schwarze Mückenlarven ins Aquarium einbringt sollte daran denken dass im gleichmäßig warmen Wasser die Zeit bis zum Schlupf der fertigen Steckmücke wegen der fehlenden Nachtabkühlung noch deutlich kürzer ist.

Culex pipiens, Stechmücke. Puppe.
Culex pipiens: Puppe.
Zur Zucht von lebenden Larven: Da Stechmücken ihren Nachwuchs bevorzugt in stark eutrophiertes ("dreckiges") Wasser ablegen, empfiehlt es sich, eine Wanne, einen Eimer oder Regentonne im Freien aufzustellen und das Wasser darin mit einigen Handvoll Brennesseln oder Heu anzureichern. Auch sein kleines Geschäft mal da reinzumachen kann rein biologisch sehr hilfreich sein, um legewillige Mückenweibchen anzulocken. Sobald die ersten Puppen zu sehen sind sollte man sich aber schleunigst überlegen wie man sein Schlafzimmer mückendicht kriegt. Die Eischiffchen abzufischen und ins Aquarium zu setzen ist eine elegante Methode, gerade jungen Fischen lebendiges und nahrhaftes Futter zeitlich verteilt vorzusetzen.

Will man einen Behälter Mückenlarven "eliminieren", da die Puppen kurz vor dem Schlupf stehen, ist es nicht unbedingt ratsam, das ganze einfach umzukippen. Puppen haben einen Notschlupf-Meachanismus, der es ihmem ermöglicht, etwas vorzeitig zu schlüpfen, wenn sie Trockenheit spüren. Auch hilft es nichts, Spülwasser dazuzukippen um ihnen das Atmen unmöglich zu machen. Die einzig sichere Methode ist am Rande des Beckens eine starke Pumpe zu installieren, die die Wasseroberläche stark in Unruhe versetzt, so daß Atmung und Schlupf nicht mehr möglich sind.

Will man die Larven von den Puppen trennen um letztere zuerst zu verfüttern gibt man (nach Bremer) einige Eisstückchen ins Wasser - die Larven sinken nach unten, die Puppen können mit einem engmaschigen Kescher abgefischt werden.

Wie bei jedem Frostfutter ist auch bei den Schwarzen Mückenlarven nicht zweifelsfrei festzustellen, unter welchen Bedingungen sie gezüchtet werden, da meist in Osteuropa oder Asien produziert wird. So manche versteckte Daunenfeder in den Frostfutterwürfeln läßt aber vermuten dass sie aus Gewässern stammen die künstlich mit Hühner- oder Entenmist angereichert werden.


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Rote Mückenlarve (Chironomus plumosus)

Rote Mückenlarven stellen das Larvenstadium der Zuckmücke (Chironomidae) dar, die auch Tanzmücken oder Schwarmmücken genannt werden. Im Spätsommer oder frühem Herbst schlüpfen abends die adulten Tiere in großer Zahl und bilden mitunter spektakuläre Hochzeitsschwärme, die an Rauchschwaden erinnern. Nach der Paarung werfen die Weibchen von Chironomus plumosus ihre Eipakete auf die Wasseroberfläche, die dort gallertartig aufquellen und absinken. Beiden Elterntieren sind nur wenige Tage als Lebensspanne gegönnt, das Männchen stirbt nach der Paarung.

Rote Mückenlarve, Chironomus plumosus.
Rote Mückenlarven
Die Larven leben am Boden von Seen oder Tümpeln und ernähren sich von den herabsinkenden totem Plankton, v.a. Kieselalgen. Aus kleinen Sandpartikeln, Schlamm und Speichelsekret bauen sie sich eine Wohnröhre, in der sie mit wellenförmigen Körperbewegungen einen Wasserstrom erzeugen, der ihnen sowohl Frischwasser für die Atmung als auch Nahrung verschafft.

Charakteristisch für die Roten Mückenlarven ist ihre rote Farbe, die von Hämoglobin herrührt, dem Blutfarbstoff, der auch beim Menschen als Sauerstoffträger fungiert. Mit seiner Hilfe sind Rote Mückenlarven in der Lage, auch in Seen zu überleben, die einen hohen Nährstoffgehalt aufweisen und in denen deswegen in Bodennähe zu manchen Zeiten Sauerstoffmangel auftritt. Das Hämoglobin erhöht dabei die Effizienz der Sauerstoffgewinnung, der über die ganze Körperoberfläche stattfindet. Bei völligem Fehlen von Sauerstoff sind rote Mückenlarven in der Lage, ihren Stoffwechsel zeitweilig von Atmung auf Gärung umzustellen (partielle Anoxibiose - Mehrfachzucker wird abgebaut wofür kein Sauerstoff notwendig ist). Freilich muß der Sauerstoff, der dabei kurzfristig gespart wird, später zusätzlich nachgeholt werden, um die Stoffwechselprodukte der Gärung zu verarbeiten.

Rote Mückenlarve, Chironomus plumosus.
Kopf mit Stummelbeinen.
Der Körper der Chironomus-Larve gliedert sich in einen deutlich abgesetzte Kopfkapsel mit kauenden Mundwerkzeugen, drei Brustsegmenten und sechs Hinterleibsegmenten. Das erste Brustsegment trägt ein Paar Stummelfüße, das letzte Segment trägt einen paarigen Nachschieber. Beide Paare sind mit Borsten besetzt und sorgen gemeinsam für eine schnelle Fortbewegung. Aktives Schwimmen ist nicht möglich.

Rote Mückenlarve, Chironomus plumosus: Nachschieber.
Nachschieber.
Art ohne Blutkiemen.
Ist der Winter überstanden, erfolgt in darauffolgenden Sommer nach vier Larvenstadien die Verpuppung. Sie erfolgt in der Wohnröhre; die Puppe ist nun frei beweglich im Wasser und hängt zum Atmen unter der Oberfläche. Bei Störungen flüchtet sie nach Stechmückenart in die Tiefe. Nach wenigen Tagen - wie auf ein geheimes Signal hin, die genauen Zusammenhänge sind unerforscht - schlüpfen die Puppen und es beginnt wieder der Hochzeitsflug.

Durch ihre Fähigkeit, auch in stark nährstoffhaltigen - umgangssprachlich "dreckigen" - Gewässern überleben zu können, hat den Roten Müclkenlarven (wie auch den Tubifex) den Ruf eingebracht, Schadstoffe zu enthalten. Tatsächlich ist es aber in Unterschied ob ein Gewässer mit Giften aus nahen Industrieanlagen (z.B. Schwermetalle) verseucht oder ob es lediglich stark mit organischem Material angereichert ist, sei es durch Humuseinwaschungen bei starkem Regen, Laubeinfall im Herbst oder auch nicht vorschriftsgemäßer Gülleausbringung. Im zweiten Falle ist gegen Rote Mückenlarven nichts einzuwenden. - Bleibt zu bemerken dass in Mitteleuropa beides manchmal Hand ind Hand geht. Wer also selbst auf die Jagd geht, sollte sich das Gewässer mal genauer ansehen.
Rote Mückenlarve, Chironomus plumosus: Blutkiemen.
Blutkiemen.


Beim Einbringen ins Aquarium sinken Rote Mückenlarven schnell zu Boden, werden aber wohl aufgrund der roten Signalfarbe gierig gefressen. Der Nährwert ist durchschnittlich.

Bisweilen wird berichtet, die Stummelfüße der Roten Mückenlarve verletze die Magenwand oder Darmschleimhaut einiger weniger, empfindlicher Fischarten, insbesondere bei Jungfischen - mit tödlichen Folgen. Dieser Verdacht kann nicht vollends ausgeräumt werden; es bleibt also ratsam sich in den einschlägigen Foren über die jeweilige Fischart auf dem Laufenden zu halten.

In einem offenen Behältnis lassen sich Rote Mückenlarven im Kühlschrank etwa ein bis zwei Wochen lagern, bevor sie absterben. Tote Tiere erkennt man leicht durch die schnell verblassende rote Färbung.

Zuckmücken stechen nicht. Der Name Zuckmücke rührt von den gelegentlichen schlagenden Bewegungen der Vorderbeine beim adulten Individuum her, die in Ruhe frei nach vorne gerichtet sind. Durch ihr massenhaften Vorkommen am Bodengrund stellen sie eine wichtige Nahrungsgrundlage im Gewässer, aber auch für manche Vogelarten dar. Ebenso überragend ist ihre Rolle bei der Selbstreinigung von Gewässern.


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Weiße Mückenlarve (Chaoborus sp. / Chaoborus crystallinus)

Weiße Mückenlarve, Chaoborus crystallinus.
weiße Mückenlarve
Die weiße Mückenlarve, Glasmücke oder Glasstäbchen ist die Larve der Büschelmücke. Dieser Name umfaßt mehrere Gattungen, von denen in Mitteleuropa drei Gattungen heimisch sind. Sie beinhalten 14 Arten, von denen die häufigste Art vermutlich Corethra plumicornis ist. Die Art um die es hier geht ist Chaoborus crystallinus, die ebenfalls in Europa heimisch ist. Büschelmückenlarven lieben klares, kühles Wasser als natürlichen Lebensraum; ihr Vorhandensein gilt als ein Indikator für gute Wasserqualität.

Weiße Mückenlarve, Chaoborus crystallinus: Kopf. Die Larven sind etwa 10 bis 16 mm lang und quasi durchsichtig. Durch je zwei paarige (luftgefüllte) Tracheenbläschen im Brustsegment und im siebten Hinterleibssegment getragen, schweben sie meist regungslos im Wasser. Durch Veränderung in ihrem Inhalt können sie wie ein Heißluftballon nach oben oder unten schweben. Durch peitschenartige Bewegungen mit ihrem fächerartig auslaufendem Hinterende führt die weiße Mückenlarve auch aktive Schwimmbewegungen aus. Sie leben räuberisch in klaren Teichen und Seen wobei sie tagsüber sich im Boden verstecken und nachts auf Beutefang gehen.

Weiße Mückenlarve, Chaoborus crystallinus: Puppe.
Puppe
Zu ihrer bevorzugten Beute zählen Wasserflöhe und Hüpferlinge, die sie mittels ihrer druckwellensensiblen Antennen ortet und packt. Oft schwebt sie in eine günstige Position seitlich neben dem Beutetier und schleudert sich dann mit einer plötzlichen Peitschenbewegung des Hinterleibs an die Beute. Die Sauerstoffaufnahme erfolgt über die Körperoberfläche.

Die Puppen von Büschelmücken besitzen nur noch ein Paar Tracheenbläschen, sie hängen daher aufrecht im Wasser.

Weiße Mückenlarve, Chaoborus crystallinus: Kopf im Dunkelfeld. Das Aussehen der Erwachsenen erinnert an das von Steckmücken, allerdings trägt das Männchen einen Büschelartigen Fortsatz am Kopf, von dem auch der Name abgeleitet ist. Sie ernähren sich je nach Gattung teils von Nektar; mitunter ist ihre Lebenszeit als Imago so begrenzt dass eine Nahrungsaufnahme nicht erfolgt. Die Fressorgane sind dann funktionsunfähig. Meist halten sie sich in der Nähe von Gewässern auf. Büschelmücken stechen nicht.

Anders als Stechmücken, die nur etwa drei Wochen brauchen dauert die Entwicklung mehrere Monate. Eine Population Büschelmücken produziert zwei Generationen im Jahr: Eine Generation schlüpft Anfang August, die zweite Ende September. Es überwintern nur die Larven.

Weiße Mückenlarve, Chaoborus crystallinus: Tracheenbläschen.
Tracheenbläschen
Ein großer Vorteil der Chaoborus-Larven: Sie gehen im Aquarium nicht unter und sterben, sondern schwimmen munter weiter. (Auch wenn ihnen die Temperatur eines Aquariums nach wenigen Tagen den Garaus machen dürfte.) Auch Fluchtreflexe haben sie auf Lager: Ein Tremolo an Schwanzschlägen katapultiert sie 10 cm durch das Wasser - für jeden halbwegs normalen Fisch ein äußerste Anstachelung der Jagdinstinkte.

Weiße Mückenlarve, Chaoborus crystallinus.
Chaoborus verdaut mit
kräftigen peristaltischen
Bewegungen eine zuvor
gefressene Artemianauplie
Weiße Mückenlarven sind gut dazu geeignet, in einer verkrauteten Ecke quasi heimlich ins Becken gesetzt zu werden, so daß die Fische eher gelegentlich ein Beutetier zu sehen bekommen. Das natürliche Verhalten, ständig nach Fressbarem zu suchen wird dadurch bestärkt, wenn dann und wann eben doch Beute zwischen den Wasserpflanzen zu finden ist. Die Außenhaut ist relativ hart und widerstandsfähig, wenn auch ohne Kollagen wie alles Insektenfutter. Der Nährwert ist durchschnittlich, der Fettgehalt sehr gering.

Chaoborus ernähren sich räuberisch - einer jungen Fischbrut können sie schon mal gefährlich werden. Allerdings dürfte die Obergrenze der Beutegröße bei wenigen Millimetern (mittlerer Wasserfloh) erreicht sein.

Eine Lagerung der Weißen Mückenlarven ist im Kühlschrank in einem offenem Behälter etwa zwei Wochen möglich. Man kann sie aber auch in einem größeren Einmachglas auf der Fensterbank halten. Durch gelegentlichen Wasserwechsel und nicht allzu dichten Besatz sorgt man für sauberes Wasser, als Futter gibt man sparsam frisch geschlüpfte Artemianauplien. Sie steigern auch den Nährwert der Büschelmückenlarven. Ein kühler Standort ohne Sonneneinstrahlung ist empfehlenswert (z.B. das klassische Nordfenster).


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Grindal - Würmchen (Enchytraeus buchholzi)

Grindal auf Seramis
Grindal auf Seramis
Grindal sind der kleine Bruder der Enchyträen und zählen wie sie zur Ordnung der Wenigborster, die auch den Regenwurm und die bekannten Tubifex umfasst. Mit etwa 10 mm bleiben die Grindal allerdings deutlich kleiner.

Ihre Zucht erfolgt in normalen Frischhalteboxen von etwa 20 x 30 cm, in dessen Deckel einige Löcher zur Frischluftzufuhr gebohrt sind. Als Substrat dient feuchtes aber durchlüftetes Material, meist in einer Mischung aus ungedüngtem Torf und auflockernden Zusätzen wie Perlite oder Holzspänen. Aber auch Seramis oder Schaumstoff kann verwendet werden. Das Substrat muss regelmäßig mit einer Sprühflasche nachgefeuchtet werden. Das Animpfen erfolgt über einen bereits bestehenden Ansatz.

Als Nahrung füttert man Schmelzflocken, Haferflocken oder auch Fischfutter. Die Entnahme der Grindal erfolgt über eine Glas- oder Plastikscheibe, die man nach der Fütterung auf das Futter obendrauf legt. Unter ihr versammeln sich die Grindal und kleben an der Scheibe.

Grindal sind ziemlich eiweiß - und fetthaltig. Als Aufbaufutter sind sie daher hervorragend geeignet, nicht allerdings als Alleinfutter für erwachsene Fische, da sonst die Tiere verfetten. Ein- oder zweimal die Woche sind die Grindal aber eine willkommene Abwechslung.

Mehr Informationen gibt es hier


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Enchyträen, Weißwürmer (Enchytraeus albidus)

Salzwasserenchyträen.
"Salzwasserenchyträen"
aus dem Handel
Ebenso wie die Grindal-Würchen sind Enchyträen weißliche Würmchen, allerdings mit bis 5 cm Länge wesentlich größer. In freier Natur leben Enchyträen in den oberen Schichten nährstoffreicher, humoser Böden. Sie teilen den Lebensraum mit den Regenwürmern, deren direkte Konkurrenten sie sind. In saurem Milleu, an das Enchyträen besser angepasst sind, sind sie im Vorteil.

Zur Zucht wird eine größere Wanne oder optimalerweise eine Holzkiste mit humoser Erde benötigt. Auch Styroporkisten wie die Thermoboxen funktionieren, allerdings sollte man auf Staunässe achten. Walderde soll am besten funktionieren, aber Kompost geht auch. Wird die Erde der Natur entnommen stellen sich über kurz oder lang Regenwürmer ein.

Eine Sterilisation der Komposterde im Backofen / Dampfkochtopf ist aufwändig, geruchsintensiv und oft nicht wirksam. Empfehlenswert ist daher eine Haltung in (kräftig gewässertem) Torfgranulat oder auch in normaler, ungedüngter Blumenerde aus dem Handel. Anders als Regenwürmer können Enchyträen nicht selber Gänge durchs Substrat fressen. Sie sind daher auf einen lockeren, spaltenreichen Bodengrund angewiesen. Temperaturen um die 18°C sind optimal, ein Standort im Keller ist bestens. Gelegentlichen Besprühen mit Wasser hält das Substrat feucht; es darf nie austrocknen, aber auch nicht patschnass sein.

Gefüttert werden die Enchyträen mit in Wasser aufgekochten Haferflocken. Zahlreiche andere Rezepte sind im Umlauf, die Haferflocken mit Milchpulver oder Hefe mischen. Neu gefüttert wird erst dann wieder wenn das alte restlos aufgefressen wurde. Bei Neuansätzen, deren Individuenzahl noch gering ist, empfiehlt sich eine sparsame aber tägliche Fütterung, bei eingefahrenen Zuchten ergibt sich etwa 2 bis 3 Mal die Woche.

Zur Entnahme wird - genau wie bei den Grindal- ein etwa handtellergroßes Stück Glas auf das Substrat gelegt, am besten gleich nach dem Füttern auf das Futter obendrauf. Einige Minuten später kleben zahlreiche Enchyträen an der Scheibe und können herausgenommen werden.

Gelegentlich gibts im Handel kleine Beutelchen mit Enchyträen, die in Salzwasser schwimmen. Ob es sich dabei ebenfalls um Enchytraaeus albidus handelt, darf bezweifelt werden. Weitere Informationen über diese Tierchen stehen noch aus.


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Bachröhrenwürmer (Tubifex)

Bachröhrenwürmer, Tubifex.
Tubifex
Als Tubifex wird in der Aquaristik üblicherweise der Gemeine Bachröhrenwurm Tubifex tubifex bezeichnet ( von tubus = Röhre, facere = machen), auch wenn mitunter andere Arten unter diesem Namen im Handel zu finden sind (freilich ohne das auf die Packung zu schreiben). Er zählt zu den Ringelwürmern, genau wie der Regenwurm oder die beiden Enchyträen E. albidus und E. buchholzi (Grindal). Tubifex tubifex ist in Europa weit verbreitet.

Mehr noch als die Roten Mückenlarven Chironomus stehen Tubifex in dem Ruf, als Bewohner schadstoffhaltiger Gewässer selbst Schadstoffe anzureichern und diese als Beute an den Fisch weiterzureichen. Tubifex gelten als klassische Bewohner (Bioindikator) von Gewässern der Gewässergüteklasse III bis IV ("sehr stark verschmutzt", ) bzw. der Trophiestufe III bei nicht fließenden Gewässern, wo er im Bodengrund meist massenhaft auftritt. Charakteristisch für solche Gewässer sind hohe Konzentrationen an organischem Material, hohe Nährstoffgehalte, Algenblüten an der Oberfläche bei gleichzeitiger Ansammlung von Faulschlamm und Sauerstoffmangel am Bodengrund. Das Wasser ist trüb und nicht ganz geruchsfrei ("Altwassergeruch"). Tubifex lebt oft auch in Abwasserkanälen, zusammen mit Roten Mückenlarven.

Bachröhrenwürmer, Tubifex.
Tubifex: Kopfpartie.
Tubifex wird ca 2 bis 7 cm lang wobei vor allem sein Dehn- und Streckvermögen zu diesen Längenunterschieden führt. Sein stark dehnbarer Körper ist in gleichartige Segmente unterteilt, von denen jedes (außer das erste) zwei bauchseitige und zwei rückenseitige gegabelte Borsten aufweist. Am Gewässerboden lebt er Kopf voran in einer selbstgebauten, mit Schleim ausgekleideten Wohnhöhle.

Die im Freien verbleibende hintere Hälfte seines Körpers führt schlängelnde Bewegungen aus, um neues Wasser zuzuführen (Undulation). Die Sauerstoffaufnahme erfolgt über den Darm (Darmatmer). Dabei wird der Enddarm stark gedehnt, um Wasser einzusaugen; bei der folgenden Kontraktion wird das Wasser in den Mitteldarm gedrückt, wo der Sauerstoffübergang hauptsächlich stattfindet.

Seine Nahrung besteht aus Detritus, d.h. totem, zerfallendem organischem Material das aus höheren Wasserregionen zu Boden sinkt. Bei längerem Sauerstoffmangel stoppt die Nahrungsaufnahme und der nun leere Darm steht gänzlich der Atmung zur Verfügung. Meist tritt er in großen Kolonien auf, auch dadurch bedingt dass Tubifex Lebensbedingungen verträgt, in denen Konkurrenten nicht mehr überlebensfähig sind. Im Hamburger Hafen treten z.B. Populationen auf mit einer Individuendichte von bis zu 1 000 000 pro qm.

Bachröhrenwürmer, Tubifex.
Tubifex: Körper.
Erstaunlich dass Tubifex eine weitere Indikatorqualität verfügt: Je geringer der Sauerstoffgehalt des Wassers desto weiter strecken sie ihnre Hinterleib ins Wasser hinaus. Die Frequenz der schlängelnden Bewegung erhöht sich dabei, bis sie durch den Anstieg von CO2 gehemmt wird. Ebenso lassen Tubifex, die sich nicht richtig in den Schlamm eingraben wollen, auf eine Schadstoffbleastung des Bodenschlamms schließen.

Ebenso wie die Roten Mückenlarven verfügen Tubifex über hämoglobinhaltiges Blut. Das Hämoglobin der Tubifex besteht allerdings nicht aus zwei Untereinheiten wie bei Wirbeltieren sondern aus hunderten, was zu einer erhöhten Effizienz führt. (Diese Variante nennt sich Erythrocruorin: Seine höhere Sauerstoffaffinitä, d.h. ein stärkerer Bindungswille führt dazu daß auch bei niedrigen Sauerstoffkonzentrationen der Umgebung eine möglichst hoher Sauerstoffgehalt im Blut erreicht wird.)

Dem Hämoglobin verdankt der Tubifex die Fähigkeit, mehrere Tage bei sehr geringen Konzentrationen von Sauerstoff zu überleben. Bei vollständiger Abwesenheit wird der Stoffwechsel zeitweilig auf nicht sauerstoffverbrauchende Varianten umgestellt (Glykolyse). Das Stoffwechselabfallprodukt ist dabei Milchsäure. Um sie - sobald wieder Sauerstoff verfügbar ist - weiter zu verarbeiten muss umso mehr Sauerstoff aufgenommen werden (Erholungsatmung). Vermutlich kann Tubifex so mehrere Tage ohne Sauerstoff überleben.

Das Rückenblutgefäß ist dick und kordelartig geschlängelt.

Bachröhrenwürmer, Tubifex.
Tubifex: Borsten.
Tubifex sind Zwitter. Die Geschlechtsorgane liegen in den Segmenten 10 bis 12. Paarungszeit ist jahreszeitlich gesehen von Hochsommer bis in den frühen Herbst. Bei der Paarung legen sich Tubifex parallel aneinander so dass ihre Geschlechtssegmente aneinander liegen. Durch einen paarig ausgebildeten Penis wird das Sperma in die Spermatasche des Partners übertragen (10 / 11. Segment.) Ein Sekret bildet nun über den weiblichen Geschlechtsorganen (11./12: Segment) eine feste manschettenartige Struktur um den Wurm, in die die noch unbefruchteten Eier abgegeben werden. Diese Manschette wird nun ein Stück nach vorne geschoben so dass sie über dem 10./11. Segment von den Spermien aus der Spermientasche befruchtet werden können. Schließlich löst sich die Manschette ringförmig von der Wurmoberfläche und der Tubifexwurm gleitet aus ihr heraus. Die ringförmige Manschette kontrahiert zu einem grauen Kokon, aus dem die jungen Tubifex schlüpfen und sich rasch im Schlamm vergraben. Dort versuchen sie, den den kommenden Winter zu überstehen.

Tubifex knäueln sich mit einer unglaublichen Hartnäckigkeit zu Tubifexknödeln zusammen; um sie dennoch einigermaßen einzeln verfüttern zu können und auch den Fütterungszeitraum zu strecken, gibt es trichterförmige Tubifex-Siebe, die an der Wasseroberfläche schwimmen oder per Saugfuß an einer Beckenwand befestigt werden. Die von oben eingebrachten Tubifex schlägeln sich allmählich durch die Löcher und werden von den darunter bereits gierig wartenden Fischen gefressen. Tubifex, die nicht gefressen werden können sich im Aquarienkies oder in einer schwer zugänglichen Ecke des Aquariums vergraben - das dürften aber nur einzelne Exemplare sein, so daß jedes normale Aquarium biochemisch damit spielend fertig wird.

Bachröhrenwürmer, Tubifex. Trichter.
Tubifex-Trichter zur
kontrollierten Verfütterung
Ratsam ist eine zwei - oder dreitägige Wässerung von Tubifex, insbesondere dann wenn man sie selbst frisch gefangen hat. Ziel ist eine Darmentleerung, dessen Gehalt an Bakterien exorbitant hoch sein dürfte. Das sollte den Keimdruck reduzieren.

Leider funktioniert diese Methode nicht, um eventuell aufgenommene Schadstoffe (Schwermetalle etc.) auszuspülen - diese werden vor allem im Fettgewebe gespeichert. Wer seine Tubifex selber fängt, geht also ein Risiko ein. Das gleiche Risiko besteht meiner Meinung nach auch bei gekauften Tubifex. Da die industrielle Produktion von Tubifex in Europa stark zurückgefahren wurde, nachdem er als Krankheitsüberträger identifiziert wurde, ist eine Zucht für den Aquaristikbedarf nicht mehr rentabel. Vermutlich werden die heute verkauften Tubifex in Osteuropa oder Asien produziert; eine Qualitätskontrolle gestaltet sich daher sehr schwierig.

Ebenfalls ist es ratsam, abgestorbene Tiere täglich zu entfernen. Dazu kippt man die Tubifex in ein hohes Glas, z.B. ein Gurkenglas und lässt Wasser einlaufen. Die toten Tiere werden mitverwirbelt, während die lebendigen sich im Käuel festhalten. Den Überstand abschütten solange das Wasser in Bewegung ist. Etliche Fische fressen auch tote Tubifex und riskieren eine Darminfektion.

Tubifex wurde nachgewiesen als Überträger des Krankheitserregers Myxobolus cerebralis, der Forellen, Lachse und Saiblinge parasitisch befällt und die Drehkrankheit verursacht. Die Gefährlichkeit dieses Erregers für tropische Fische konnte bislang nicht bestätigt, aber auch nicht widerlegt werden. Einfrieren oder Trockenen der Tubifex tötet den Erreger zuverlässig ab.

Zur Zucht waren schraubenförmige Einsätze in Handel, die in größere Putzeimer gestellt wurden. Mittels einer Pumpe wurde ständig vom Boden Wasser nach oben an den Anfang der Schraube transportiert. In der leichten Schräge entlang der Schraube befanden sich die Tubifex ständig in einer leichten Strömung. Trotz angeblich guter Vermehrungsraten verschwand dieses Produkt wieder von Markt - solche Konstruktionen für den Hausgebrauch taugen bei Tieren mit schneller Generationenfolge, bei Tubifex leider weniger. (Des weiteren darf bezweifelt werden ob die Begriffe Haltung und Zucht so säuberlich getrennt wurden wie das nötig ist .. aber einen Knäuel Tubifex 6 Wochen lang am Leben zu halten ist zweifellos auch ein Erfolg.) Die natürliche Haltung und Zucht von Tubifex dürfte relativ aufwendig sein: Eine größere Wanne, z.B. eine ausrangierte Badewanne im Garten, in der viel Fallaub und / oder Kompost liegt, könnte diesem Wurm behagen. Die Geruchsbelästigung ist natütlich inklusive. Ich habe bislang noch von niemandem gehört der diesen Aufwand eingegangen wäre.

Tubifex verfügen über einen hohen Nährwert bei erhöhtem Fettanteil.


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Eintagsfliegenlarven (Ephemeroptera)

Eintagsfliegenlarven.
Baetis rhodani. Nymphe.
ca. 8 mm
Klassischerweise zählen die Eintagsfliegenlarven zum selbstgefangenen Lebendfutter - noch nie habe ich gehört, dass sie im Handel verfügbar gewesen wären. Merkwürdig eigentlich, denn ihr Auftreten ist oft massenhaft und ihr Standort ist verläßlich.

Je nach Art bevorzugen sie stehende oder langsam fließende Gewässer und besiedeln dort verkrautete Uferzonen, wo sie sich meist von lebenden oder abgestorbenen Pflanzen ernähren. Manche Arten lieben Totholz, einige Arten filtrieren Nahrungspartikel aus dem Wasser. Besonders dort, wo hohes Gras ins Wasser übergeht, sind sie unterhalb der Wasseroberfläche an den Grasstengeln zu finden.

Die etwa 100 in Mitteleuropa heimischen Eintagsfliegenarten variieren stark in der Größe. Gemeinsames zuverlässiges Erkennungsmerkmal ihrer Larven sind die drei fädigen Hinterleibsanhänge (mit Ausnahme der seltenen Epeorus sp., die schnellfließende Bäche besiedelt und nur zwei Hinterleibsanhänge aufweist).

Das unterscheidet sie auf den ersten Blick von der Steinlarve, die paarige Hinterleibsangänge besitzt. Ebenso charakteristisch sind ihre Tracheenkiemen, die an den Hinterleibsegmenten 5 bis 7 paarig ausgebildet sind und teils Büscheln ähneln, teils blattartig ausgeprägt sind.. Mit ihrer Hilfe kann die Eintagsfliegenlarve Sauerstoff direkt aus dem Wasser entnehmen.

Eintagsfliegenlarven.
Nymphe, ca. 2,5 mm
ohne Anhänge
Die Entwicklung vom Ei zum Insekt erfolgt indirekter Linie, ohne Verpuppung. Die Larven werden daher auch als Nymphen bezeichnet. Ihre Entwicklungszeit beträgt ein bis zwei Jahre (bei größeren Arten) und verläuft in zahlreichen Häutungen (um die 15 bis 25). Bereit mit der vorletzten Häutung verwandeln sich die Larven zum flugfähigen Insekt und verlassen das Wasser. Diese Subimagos haben noch behaarte, trübe Flügel; eine weitere letzte Häutung verwandelt den Subimago in das adulte, flugfähige und geschlechtsreife Insekt..

Erwachsenen Eintagsfliegenlarven verbleiben nur wenige Stunden bis wenige Tage, um sich zu verpaaren und Eier abzulegen. Abends verlassen sie ihre Verstecke und versammeln sich in großen Hochzeitsschwärmen über der Wasseroberfläche. In ritualisierten Paarungsflügen findet die Begattung statt, die Eiablage folgt direkt danach. Bei Arten, die stehende Gewässer bewohnen, erfolgt die Eiablage oft nach Libellenart, bei der das Weibchen knapp über der Wasserfläche fliegend ihren Hinterleib immer wieder punktweise unter Wasser taucht. Danach sterben sie und werden oft massenhaft am Seeufer angespült.

In so einer kurzen verbliebenen Lebensspanne ist Nahrungsaufnahme nicht mehr nötig - die Freßwerkzeuge sind verkümmert, selbst der Darm hat seine Funktion zu einem Luftsack geändert, der den Insektenkörper von innen stützt. Die Vorderbeine der männlichen Imagos sind teils stark verlängert und zu Greiforganen modifiziert, die zum Festhalten bei der Begattung dienen.

Eintagsfliegenlarven.
ältere Larve: Anlagen für
die Flügel bereits erkennbar.
Eintagsfliegenlarven verfügen im Gefahrenfall über einen effizienten Fluchtreflex. Dabei wird der Hinterleib samt den drei Hinterleibsanhängen delfinartig schnell auf- und abgeschlagen und die Larve macht sich ruckartig aus dem Staub - für Fische natürlich eine echte Herausforderung.

Kleinlibellenlarve.
Keine Eintagsfliegenlarve:
Das ist eine Kleinlibellenlarve.
Tracheenkiemen fehlen.
Die meisten Arten von Eintagsfliegenlarven bevorzugen sauberes Wasser mit geringem Nährstoffgehalt. Sie dienen daher klassischerweise als Indikatoren für Wasserqualität der Güteklasse I bis II (sauber bis gering verschmutzt). Durch ihre Artenvielfalt besiedeln sie stehende und fließende Gewässer in der ganzen Länge, wobei Bäche einen Schwerpunkt bilden. Dort stellen sie neben Steinfliegenlarven und Köcherfliegenlarven einen wesentlichen Teil der Bodenbewohner. In Gewässern mit mäßiger Verschmutzung treten nur noch wenige Arten auf - diese allerdings oft massenhaft und daher interessant für den Aquarianer, der mit Gummistiefel und Kescher auf Beutefang geht. In der Regel handelt es sich dabei um Baetis rhodani.

Eintagsfliegen bilden eine ziemlich urtümliche Gruppe innerhalb der Insekten. Bernsteinfunde sind häufig und deuten auf ein entwicklungsgeschichtliches Alter von 50 Mio Jahren hin, Versteinerungen lassen 200 Mio Jahre vermuten. Sichtbar wird das an der Flügelaufhängung: Anders als neuere Insekten, die ihre Flügel auf den Hinterleib dachförmig auflegen, stehen bei den Eintagsfliegen (wie bei den ebenso alten Libellen) die Flügel auch in Ruhe senkrecht von Körper ab.

Wer seine frisch gefangene Art genauer bestimmen will, dem sei die Fliegenfischerseite von Jürgen Gaul empfohlen.






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Fruchtfliege (Drosophila sp.)

Fruchtfliege, Drosophila sp.
Drosophila.
Drosophila bezeichnet die Familie der Taufliegen, von denen in Mitteleuropa etwa 50 Arten heimisch sind. Sie ernähren sich von gärendem pflanzlichem Material, in das sie auch ihre Eier ablegen. In der Aquaristik dienen sie in erster Linie als Anflugfutter (d.h. ins Wasser gefallene Insekten), aber auch die Maden sind verwertbar, wenn man sie aus dem Substrat wäscht. Falls sie den Fischen zu flink sind stellt man sie für 5 Minuten ins Gefrierfach. Die Kälte tötet sie oder macht sie jedenfalls bewegungsunfähig.

Fruchtfliege, Drosophila sp. Zucht.
Brutbatterie.
Von zwei Arten gibt es flugunfähige Mutationen: Drosophila melanogaster (2,5mm beim Weibchen, Männchen etwas kleiner) und Drosophila hydei (3,5mm). Abgesehen von der geringfügig längeren Entwicklungszeit der mutierten Arten gegenüber den natürlichen ist die Flugunfähigkeit eine große Erleichterung im Umgang mit ihnen.

Ich würde zwar nicht grundsätzlich von den natürlichen Formen absehen, sie stechen nicht, sind kaum hörbar und alles in allem sehr harmlos. Aber eine unvorsichtige Bewegung, ein Deckel der nicht dicht sitzt und man hat die Wohung voll mit ihnen, was einfach ein bisschen lästig ist.

Die Zucht gestaltet sich bei beiden gleich, nur D. hydei benötigt eine etwas längere Entwicklungszeit. Dazu mischt man sich ein Zuchtsubstrat, für das es zahlreiche Rezepte gibt, die praktisch alle funktionieren.

Ein Beispiel:
  • Alter, zermantschter Apfel
  • Banane, evtl auch die Schale
  • Ein Esslöffel Haushaltszucker
  • Ein Stück Frischhefe, etwa ein halber Teelöffel
  • Haferflocken
Diesen Futterbrei gibt man in ein leeres Einmachglas. Die Haferflocken im Rezept dienen auch dazu Stauwasser zu verhindern; um damit sicherzugehen kann man auch als erstes eine 1 cm hohe Schicht nur aus Haferflocken einbringen, die überschüssiges Wasser aufsaugt. Auf das Substrat kommt nun ein bisschen Klettermaterial für die Fliegen, z.B. Holzwolle, etwas Papier etc. Dann wird das ganze dicht aber nicht luftdicht verschlossen. Mein Favorit in Sachen abdichten sind Nylonstrümpfe, aber auch Gaze oder ein Socken funktioniert. Die Entwicklungszeit ist art- und stark temperaturabhängig und dauert von der Eiablage bis zum Schlupf überschlägig 10 bis 25 Tage.

Mehr Information gibt es in der Abteilung Drosophila.


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Goldfliege (Lucilia sericata)

Goldfliege, Lucilia sericata. Die neun Arten umfassende Gattung Goldfliege ist heimisch in Europa und Asien und zählt zu den Schmeißfliegen; als Lebendfutter sind vor allem ihre Larven interessant. Adulte Goldfliegen ernähren sich mit Vorliebe von totem Fleisch, das sie mit ihrem Leckrüssel aufnehmen, aber auch von anderen organischem Material, das sich in Zersetzung befindet, etwa Exkremente. Außerdem besuchen sie Blüten, wo sie Nektar aufnehmen.

Die Vermehrung erfolgt in verwesendem Fleisch. Goldfliegen sind dank ihres Geruchsinnes eine der ersten Tierarten, die sich in freier Natur an einem Kadaver einfinden, wo sie ihre Eier ablegen. Ein Gelege kann dabei mehrere hundert Eier umfassen. Die unterschiedlichen Arten können dabei am Geruch feststellen wie weit fortgeschritten die Verwesung ist und fliegen den Kadaver zu unterschiedlichen Zeitpunkten an, um ihre Eier zu legen. (In der Gerichtsmedizin macht man sich diesen Umstand zu nutze, um den Todeszeitpunkt einer Leiche zu ermitteln.)
Goldfliege, Lucilia sericata.
Zuchtglas


Zur Zucht empfielt sich eine Plastikbox, die man mit einem geeigneten Deckel abdichtet. Ein Nylonstrumpf, der über den Behälter gespannt ist und auf dem der Deckel sitzt ist geeignet. Als Nahrung für die Maden taugt feuchtes Katzenfutter aus der Dose. Man sollte sich überlegen, ob man das Katzenfutter in Gläser verfüllt oder lieber gleich auf den Boden der Faunabox schüttet, immerhin muss man das ganze auch wieder saubermachen, was bei einem solch üblen Geruch wie er sich hier entwickeln wird kein Verngügen ist. Dazu einige Maden / Puppen als Elterntiere, zehn Individuen sind vollkommen ausreichend, da sonst das Nahrungssubstrat für die Maden nicht ausreicht.

In den meisten Angler- / Terraristikgeschäften firmieren diese Maden als Pinkies. (Tatsächlich sind sie aber nicht rosa sondern weiß) Sobald die Elterntiere ausgeschlüpft sind benötigen sie auch Zuckerwasser (als Lieferant für Kohlenhydrate). Realisieren läßt sich eine Tränke etwa mit einem umgedrehten Deckel eines Einmachglases o.ä, in den etwas Watte oder ein Taschentuch aufgelegt wird. Verwendet man als Deckel der Box einen zurechtgeschnittenen Nylonstrumpf kann man etwas Zuckerwasser oben auf den Strumpf gießen und mit dem Finger auf der gewünschten Stelle den Strumpf nach unten drücken; dort sickert es durch und tropft im Idealfall genau auf die Tränke.

Goldfliege, Lucilia sericata: Puppe.
Goldfliege: Puppe.
Beim Schlupf sprengt das Tier mit einer am Kopf befindlichen Blase den Deckel der Puppe auf und kriecht heraus. Diese Stirnblase ist noch einige Zeit sichtbar. Bei Zimmertemperatur (ca 20°C) erfolgt die erste Paarung nach sieben Tagen, bereits einen Tag später sind kleine Maden sichtbar. Am zehnten Tag nach dem Schlupf sind im Behälter zahllose Maden unterschiedlicher Größe sichtbar. Falls sie in Massen herumwandern, statt sich im Substrat aufzuhalten ist ihre Nahrung vermutlich erschöpft und/oder zu flüssig geworden. Eine weitere Dose Katzenfutter, die man einfach dazukippt ist nun angezeigt.

Goldfliege, Lucilia sericata: Falle.
Goldfliege: Falle.
Eine Möglichkeit, die Maden etwas geschickt herauszusammeln besteht in einer Falle: Dabei nutzt man den Umstand dass Maden, insbesondere wenn die Nahrung knapp wird, durchaus Wanderungen unternehmen und dabei auch Glaswände hochkrabbeln. Für die Falle befüllt man ein kleineres Glas mit etwas Katzenfutter und verschließt es mit einem durchbrochenem Deckel, in den ein Nylonstrumpf eingehängt wird. Dieses präparierte Glas stellt man in den Behälter mit den hungrigen Maden, die in Richtung des Futters kriechen und im Nylonsack landen. Gut, man könnte auch den Strumpf einfach über das Glas stülpen und mit einem Haushaltsgummi fixieren, aber Maden vermeiden es, über das Nylon zu laufen.

Wirklich gut funktioniert diese Falle aber nicht; auch bei gezielt erzeugtem Nahrungsmangel verirren sich nur überraschend wenige Maden in die Falle. Eine Verbesserung wäre etwa, den Strumpf durch eine Reuse zu ersetzen, also etwa ein Haushaltstrichter, der anstelle des Strumpfes unter den Deckel geklebt wird; diese Konstruktion könnte man auch auf den Behälterboden legen (statt aufrecht hinstellen) um den Zugang zu erleichtern.

Goldfliege, Lucilia sericata.
frischgeschlüpfte Goldfliege mit
Blasebalg am Kopf
Bei allen Experimenten hat sich eine simple Methode noch als die beste herausgestellt: Leere 1,5-Liter Colaflaschen mit abgesägtem Oberteil dienen als Behälter, die nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden. Sie werden mit simplen nassem Katzenfutter befüllt und irgendwo im Freien aufgestellt; die Fliegen finden ihren Weg. Sobald nach einigen Tagen die Maden groß genug sind wird der Zuchtbehälter mit Wasser aufgefüllt, die Maden schwimmen nach 5 Minuten alle oben und werden herausgekeschert. In einem danebenstehenden Gefäß mit Leitungswasser können sie zeitnah gewaschen werden. Die Plastikflasche wandert ohne Umwege in den Müll.

Auch wenn die Maden einige Zeit vor dem biologisch vorgesehenen Verpuppungszeitpunkt aus dem Substrat genommen werden, reicht die aufgenommene Nahrung für eine "Not"-Verpuppung. Um sich Elterntiere für die nächste Generation zu sichern, einfach einige möglichst große Maden in ein kleine Box geben und dunkel stellen.

Keineswegs soll verschwiegen werden, dass das so ein Zuchtansatz eine Geruchsbelästigung entwickelt die anfangs als widerlich bezeichnet werden mag, sich nach wenigen Tagen aber zu bestialisch steigert. Eine Abdeckung die wenig luftdurchlässig ist kann eine gewisse Abmilderung bringen, eine Zucht in normalen Wohnräumen stelle ich mir aber grundsätzlich problematisch vor.

Bei so vielen wenig appetitlichen Details sei ein Nutzen dieser Art nicht verschwiegen: In der Humanmedizin werden keimfrei gehaltene Maden gezielt zur Reinigung von Wunden benutzt, da sie ausschließlich totes Wundgewebe vertilgen und gesundes Gewebe nicht angehen.

Die Maden stellen sehr eiweiß- und fettreiche Kost für größere Fische / Reptilien / Insekten dar. Da sie im Wasser recht schnell zu Boden fallen wo sie verenden ist bisweilen eine einzelne Verfütterung angezeigt.


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Terfly (Krullfliegen, Terreflies, stummelflüglige Stubenfliege; Musca domestica)



Trivia
Terfly, Krullfliegen, Terreflies, Stummelflüglige Stubenfliege.
Terfly: Einzeltier..
Terfly sind nichts anderes als die bekannte Stubenfliege (Musca domestica), die durch eine Mutation verkrümmte Flügel hat und dadurch flugunfähig ist. Eine weitere Mutation sorgt für eine (angeblich) verminderte Sehfähigkeit. Blind sind sie jedoch keineswegs. Alle anderen Eigenschaften der Stubenfliege werden dadurch nicht beeinflusst. Da die Terfly relativ bewegungsfreudig sind und auch keine Anstalten machen sich zu verstecken, reizen sie als Futtertiere auch den Jagdinstinkt ihrer Beutemacher.

Die Mutation die zu verkrümmten Flügeln führt vererbt sich rezessiv, d.h. verpaart sich ein flugunfähiges Elternteil (Terfly) mit einem flugunfähigem (normale Stubenfliege), so sind alle Nachkommen flugfähig. Diese Einkreuzung rückgängig zu machen dürfte ziemlich langwierig sein - ein Neuanfang ist weit weniger aufwändig. Weiterhin gibt es Berichte, wonach spontane Rückmutationen auftreten - in einer an sich reinen Zucht treten plötzlöich flugfähige Exemplare auf. Sie auszusondern geht recht leicht, man muss nur den Behälterdeckel kurz öffnen.

Haltung und Zucht
Zur Zucht dient eine handelsübliche Plastikbox, die licht- und luftdurchlässig sein soll. Da die Terfly durch die Deckel der Fausaboxen durchkriechen können, empfielt es sich, sie mit einem Nylonstrumpf abzusichern. (Der Strumpf wird dabei ungefähr an den oberen Oberschenkeln abgeschnitten und verknotet. Die freibleibende Öffnung, der Bauch also, wird über die Faunabox gezogen.)

Als Futterstelle für die erwachsenen Terfly dient ein flaches Schälchen, z.B. ein umgedrehter Gurkenglasdeckel. Mit dem Futter selbst ist man nicht wählerisch, angenommen wird alles was süß und nahrhaft ist. Eine Mischung aus Haushaltszucker, Fischfutterflocken, zerbröseltes Trockenkatzenfutter und Haferflocken hat sich bewährt; eine andere Mischung tuts wohl genauso. Ein zweites Schälchen, das mit einem mit Wasser oder Zuckerwasser angefeuchtetem Taschentuch gefüllt ist dient als Tränke. Gelegentlich sollte es nachgefeuchtet werden, dazu kann man auf den Nylonstrumpf einige Tropfen draufgeben und genau über dem Schächen mit dem Finger auf den Strumpf drücken, dann tropft es durch. Stubenfliegen können mit ihrem Saugrüssel eigentlich nur flüssige Nahrung aufnehmen, trockene Nahrung wird eingespeichelt und dann aufgesaugt.

Zur Zucht der Maden nimmt man ein Gefäß von etwa 300 bis 500 ml Inhalt, in das das Zuchtsubstrat eingebracht wird. Rezepte dafür gibt es viele, immerhin ist die freilebende Stubenfliege darin auch nicht wählerisch und kommt auch gut zurecht mit einem Kuhfladen. Für den Hausgebrauch taugt folgendes, relativ gerucharme Rezept:
  • 12 EL Haferflocken oder Weizenkleie
  • 3 EL Milchpulver
  • 2 EL Haushaltszucker oder Traubenzucker
  • 1/2 Teelöffel frische Hefe
  • 1/3 Tasse Wasser


Zutaten 1 - 3 trocken vermischen, dann die Hefe in Wasser auflösen und in die Mischung unterrührn. Das ganze braucht nicht zu flüssig zu werden, eine breiig-pappige Konsistenz passt, sonst ertrinken die Fliegen, die ihre Eier darauf ablegen. Wem dabei auffällt, dass dieser Brei auf den ersten Blick doch vor allem Kohlenhydrate enthält, während Tiere für das Wachstum doch in erster Linie Proteine brauchen, der sei freundlich darauf hingewiesen, dass in Haferflocken wie auch in Weizenkleie etwa 15 % Protein enthalten ist (genau wie z.B. in Reis). Trotzdem bevorzugen die Terfly, wenn sie die Wahl haben, eindeutig einen Zuchtbrei, in den einige aufgekochte Stücke Trocken-Katzenfutter miteingerührt sind.

Terfly, Krullfliegen, Terreflies, Stummelflüglige Stubenfliege: Behälter.
Terfly: Zuchtbehälter.
Andere Rezepte verwenden Gries, Schmelzflocken oder Kinderbrei.

Bereits drei Tage nach dem Schlupf der Terfly beginnen die ersten Paarungsversuche und einen weiteren Tag später sind die ersten Eier bereits gelegt. (Die Entwicklungszeite variieren auch hier stark mit der Temperatur.) Weitere 7 - 10 Tage später erfolgt die Verpuppung der neuen Maden.

Spätestens jetzt sollte man das Substrat aus dem Behälter entnehmen und luftdurchlässig abdichten, beispielsweise mit den Beinen der bereits zerschnittenen Nylonstrumpfhose. Nach weiteren 5 Tagen erfolgt der Schlupf. (Alles bei Zimmertemperatur im milden Sommer, also ca. 20 - 24°C.) Vom Einbringen des Zuchtsubstrates in eine Population bereits geschlechtsreifer Terfly bis zum Schlupf der neuen Generation vergehen also knapp 2 Wochen.

Verfüttert werden in der Regel die erwachsenen Fliegen. Da den Terfly zwar die Flugfähigkeit abgezüchtet wurde, nicht aber die schnellen Reflexe eines Insekts, sind sie recht schwierig mit der Pinsette zu fangen. Das artet schnell in ein Geduldsspiel aus. Einfacher ist es, die Tiere mit einem Schlauch anzusaugen, wobei spätestens am Mundstück ein Filter aus Gaze/Nylon sich befinden sollte, um die Fliegen nicht selbst zu verschlucken. Optimal ist ein Exhaustor .

Gegenüber den Goldfliegen stellen sie eine fast geruchsfreie, angenehme, nahezu problemlose Alternative dar.

Die Lebensspanne einer Terfly - Stubenfliege beträgt maximal etwa 4 Wochen, wobei die meisten nach bereits 3 Wochen eines natürlichen Todes gestorben sind. In freier Natur liegt sie - abgesehen von den Tieren die in Mauerritzen etc. überwintern - durch den höheren Stoffwechselumsatz beim Fliegen noch deutlich darunter.




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Diese Liste ist natürlich nicht vollständig. Immer wieder findet sich ein Organismus, der relativ leicht zu züchten ist und den Fische und andere Beutemacher gerne annehmen. Dem Entdeckertum sind also kaum Grenzen gesetzt..











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