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Schwarze Soldatenfliege - Phoenix Würmer - Hermetia illucens




Soldatenfliegenlarve - Phoenix Würmer - Hermetia illucens
Hermetia illucens
Larve









Einordnung und Lebensraum



Die Schwarze Soldatenfliege (Hermetia illucens) ist im südlichen Europa verbreitet und häufig. Ihr Lebensraum erstreckt sich von Südspanien über Frankreich, Italien bis in die Balkanregion. Während sich die Larven von verrottenden Pflanzenteilen ernähren, besitzen die erwachsenen Tiere keine Mundwerkzeuge.

Soldatenfliege. Adulte Fliege.
Adulte Fliege.
Als Vertreter der artenreichen Ordnung Zweiflügler ist die Waffenfliege ein Verwandter der Stubenfliege. Ihnen gemeinsam ist ein Paar Flügel - statt der "normalen" zwei Paar. Das ehemals hintere Paar ist zu Schwingkölbchen umgebildet, die antiparallel zu den Flüglen geschlagen werden und der Orientierung bei Flugmanövern dienen.

Die Familie der Waffenfliegen (Stratiomyidae) ist mit 2000 bekannten Arten weltweit verbreitet. In Deutschland sind etwa 60 Arten bekannt, von denen einige das Larvenstadium unter Wasser in Teichen verbringen.

Der Name Waffenfliege leitet sich vermutlich vom Aussehen der größeren Arten ab, deren metallisch-glänzende Färbung wohl an Ritterrüstungen erinnert. Allerdings finden sich auch mattschwarze Arten, oder Arten die zur Abschreckung wie eine Wespe gefärbt sind.

Soldatenfliege Hermetia: Puppe.
Puppe
Auch von Hermetia illucens wird vermutet, dass sie eine Grabwespe (Trypoxylon politum) imitiert. Der weiße Fleck am Ansatz des dritten Beinpaares soll die schlanke Wespentaille vortäuschen; die Antennen sehen wespentypisch aus, und die Hinterbeine von Hermetia sind ebenso teilweise weiß gefärbt wie die ihres Vorbildes.

Hermetia illucens besitzt einen schlanken und kompakten Körper. Das adulte Weibchen erreicht eine Gesamtlänge von 18 mm, das Männchen ca 15 mm. Die Larven erreichen entsprechend vergleichbare Längen. Auffällig ist der breite, runde Kopf, dessen Facettenaugen farbig schillern und der an einen Libellenkopf erinnert.

Da Hermetia-Larven sich mitunter auch von Aas ernähren, werden sie bisweilen in der Gerichtsmedizin dazu herangezogen, den Todeszeitpunkt einzugrenzen, indem man den Entwicklungsstand der Larven im Zusammenhang mit den Außentemperaturen betrachtet.




Vermarktung



Soldatenfliegenlarve -  Hermetia illucens
Hermetia illucens.
Die Larven der Schwarzen Waffenfliege (Hermetia illucens) werden auch als Phoenix-Würmer bezeichnet. Der Name Phoenix-Wurm ist kein biologischer Name, sondern ein Phantasie-Begriff. Vielleicht spielt er darauf an, dass Hermetia sich quasi wie der mythische Vogel aus einer organischen Asche, dem Kompost, wieder erhebt.

Soldatenfliege Hermetia: Paarung.
Hermetia. Paarung.
Aus dem englischen Sprachraum stammt die Abkürzung BSF (black soldier fly) für die adulten Fliegen und BSFL (black soldier fly larvae) für die Maden und Puppen.

Die Larven der Soldatenfliege wurde erstmalig als Futtertier 2006 vermarktet, als Dr. Craig Sheppard, der quasi als erster ihren Nutzen für die Heimtierhaltung erkannte, den Begriff "Phoenix Worms" als ersten Markennamen für ein Futtertier eintragen ließ. Der Name Phoenix-Worm ist damit markenrechtlich geschützt.

Andere Firmen folgten, die wenig erfolgreich ihre eigenen Namen wie Reptiworms oder Calciworms etc verwenden. Lange Zeit wurden Phoenix-Würmer importiert. Mittlerweile ist die Nachzucht ein stark wachsendes Experimentiergebiet für eine schnell wachsende Anzahl von Terrarienbesitzern.




Haltung und Zucht



Die Schwarze Waffenfliege fliegt ungern, gerade bei geringer Beleuchtung. Wird sie aber gestört, etwa durch eine starke Erschütterung, fliegt sie aufs geratewohl auch im Halbdunkel. Ihr Flug ist langsam und geradlinig, so dass man sie auch mit wenig Geschick in der Luft mit der Hand noch gut fangen kann.

Von künstlichen Lichtquellen wird sie enorm angezogen - eine Reihe von Tieren sind bei mir im Deckenfluter gelandet, obwohl er stark gedimmt war und nur rötlich glühte.


Behälter
Stellt der Behälter bei Bodenlebewesen wie Schaben kein besonderes Problem dar, verhält sich das bei Fliegen deutlich anders. Auch wenn die Fliegen praktisch immer irgendwo sitzen: Die Begattung bei Hermetia erfolgt im Flug. Dieser Umstand erfordert ein genügend großs Volumen, gewissermaßen einen Auslauf, wobei die untere Grenzgröße noch nicht sicher festzulegen ist. Lange Zeit galt als Empfehlung ein würfelförmiges Volumen mit einer Kantenlänge von 60 bis 80 cm.

Das kann über gekaufte Großbehälter geschehen, oder auch mit aneinander geklebten transparenten Mülleimerbeuteln, die als Minigewächshaus aufgestellt werden.

Als optimale, professionelle Lösung schwebt mir eine ausgangierte Vogelvoliere vor, in dessen Untergeschoss eine Schublabe eingebaut ist, mittels derer frische Substratboxen eingebracht und beimpfte Substratboxen entnommen werden.


Substrat
Als Substrat, in das die adulten Weibchen ihre Eier ablegen, dient ein Gemisch aus 1 bis 2 Teilen Kokosfaserhumus oder ungedüngten Torf mit 1 Teil Legemehl aus der Geflügelhaltung. Statt Legemehl funktioniert auch Pelletfutter. Eine grobe Durchmischung der beiden Zutaten reicht aus.

Das Substrat benötigt genug Feuchtigkeit, um Fäulnis in Gang zu setzen. Als Faustregel kann man setzen: Für jede Volumeneinheit, die man mit zwei Händen in den Behälter schaufelt, ein bis zwei kräftiger Spritzer mit einer Pflanzensprühflasche.

Es ist etwas heikel die richtige Menge zu treffen. Meistens gerät das Substrat zu feucht - ein dichter Bewuchs mit Schimmel ist die Folge. Um Schimmel vorzubeugen, wird oft die Zugabe von Essig empfohlen. Hermetialarven sollten naturgemäß unempfindlich gegenüber pH-Wert-Schwankungen sein, die Zugabe von einigen Tropfen Essig dürften sie kaum spüren.

Als Zusatzfutter eignen sich frisches Obst wie Äpfel oder auch die Schalen gekochter Kartoffeln.


Umweltbedingungen
Hermetia-Fliegen lieben Wärme! Geradezu hochsommerlich muten die Temperaturen von ca 30 °C an, unter denen Paarung und Vermehrung optimal ablaufen. Das Optimum liegt im Bereich von 25 - 35° C, die Obergrenze, ab der eine Hitzestarre eintritt, liegt bei 45 °C.

Wichtig ist eine ausreichende Beleuchtung, ohne die es nicht zur Paarung kommt. 3100 lux stellt eine Untergrenze dar, nach deren Überschreitung es zu ersten vereinzelten Paarungen kommt. Das Optimum liegt bei 10 000 Lux und darüber. Zum Vergleich: 2000 - 5000 Lux entspricht der Helligkeit im Schatten an einem Sommersonnentag, direkte Sonne erreicht im Sommer 100 000 Lux. Ein gut beleuchtetes Zimmer oder Büro erreicht 500 - 800 Lux. Das menschliche Auge stellt sich in weiten Bereichen auf Helligkeit ein und kann daher absolute (physikalische) Helligkeit nur schwer einschätzen. Tatsache ist, dass selbst eine leistungsfähige Glühbirne diesen Wert in einer Wohnung nicht annährnd erreicht.

Nur Energiesparlampen mit Reflektoren oder andere effiziente Lichtquellen bringen diese Helligkeit, wobei die erforderliche Wattzahl umso höher ist, je größer das Volumen ist, das man den Tierchen gibt. Eine kleinere Zuchtbox macht es daher viel leichter, die Helligkeit zu erreichen. Hilfreich sind außerdem weiße Behälterwände.

Vermutlich kommt man bei einer größeren Zucht um eine Entladungslampe wie z.B. eine Metalldampflampe nicht herum. Diese hat auch den Vorteil, nicht oder nur wenig zu flimmern. Zwar sind auch Energiesparlampen wie Dulux über einen Kondensator gepuffert, so dass sie nicht flimmern sollten, allerdings kann der Kondensator bei hohen Temperaturen austrocknen und seine Wirkung jedenfalls zum Teil verlieren. Für zeitlich hochauflösende Insektenaugen wird die Beleuchtung damit zum Dauer-Stroboskop - die Lust an der Vermehrung kann einem da schon mal vergehen.

Die Luftfeuchte spielt für adulte Hermetia kaum eine Rolle; ein Bereich von 30% rel bis 90 % (rel.) wird akzeptiert.


Entwicklungszeiten
Begattete Weibchen legen mit einer ausfahrbaren Legeröhre ihre Eier in kleine Ritzen in das Substrat. Insgesamt kann sie 500 Eier legen, die knapp 1 mm lang, oval und von gelblicher Farbe sind. Etwa 3 bis 4 Tage nach dem Ablegen schlüpfen die jungen Larven, die sich eifrig durch das Substrat wühlen und dabei auch erheblich Eigenwärme erzeugen.

Nach wenigen Wochen (Temperatur!) erreichen die Larven das Vorpuppenstadium (Präpuppe), sie verfärben sich bräunlich, stellen die Nahrungsaufnahme ein und beginnen mit einer Wanderung, um einen geschützten, trockenen Platz zu finden, an dem sie ihre Puppenruhe verbringen. (Optimalerweise erfolgt nun die Verfütterung.) Die Larve erstarrt nun zur Puppe und dunkelt weiter nach. Etwa eine Woche später erfolgt der Schlupf, indem das adulte Insekt die Puppenhülle von innen aufbricht und verlässt. Nach dem Schlupf aus der Puppe verbleiben der Hermetia-Fliege noch eine bis anderthalb Wochen restliche Lebenszeit. Sie nehmen keine Nahrung zu sich (wohl aber gelegentlich Wasser) und widmen sich der kommenden Generation.

Paarungen sind sehr selten zu sehen; es gibt aber Beobachtungen, wonach das Männchen sitzend auf ein vorbeifliegends Weibchen wartet. Dabei beansprucht das Männchen ein kleines Territorium um sich herum, das von eindringenden anderen Männchen freigehalten wird. Kommt ein Weibchen in Reichweite, fliegt das Männchen auf und ergreift im Flug das Weibchen. Sofort beginnt die Paarung und die beiden landen im Territorium, wo die Paarung fortgesetzt wird.

Da die Eiablage gerne in kleine Ritzen und Spalten erfolgt, empfielt sich, einige Stücke Wellpappe auf das Substrat zu legen oder hochkant einzustecken.




Nährwert



Soldatenfliege - Hermetia illucens: Adulte Fliege.
Adulte Fliege.
Sie speichern große Mengen an Calcium die sie für die Verpuppung benötigen. Damit stellt Hermetia illucens ein hochinteressantes Futtertier für Terrarientiere dar. Terrarientiere benötigen viel Kalzium, das ihnen oft nur schwierig mittels der gängigen Futtertiere geliefert werden kann.

Vor allem, wenn Hermetia nicht (nur) mit Kompost sondern, wie in künstlicher Zucht, mit Legemehl großgezogen wird, macht sich der hohe Kalziumanteil im Legemehl positiv bemerkbar, immerhin sollen ja auch die Hühner Eier mit stabiler Schale legen. Hermetia-Larven nehmen dieses Calzium auf und stellen es dem Beutemacher zur Verfügung. Die Lücke in der Kalziumversorgung, die ansonsten mit Päparaten und Einstaubungen überbrückt wird, kann durch Hermetia auf natürliche Art geschlossen werden.

Soldatenfliege Hermetia: Kopfpartie.
Hermetia: Kopfpartie.
Der Waffenfliege steht möglicherweise eine große Zukunft in der Kompostierungsbranche bevor, da sie Biomüll schnell und effektiv umsetzen und dabei selbst ein gut geeignetes Futtertier darstellen, etwa für die Fisch- oder Hühnerzucht. Sie verwandeln also hochwertigen Abfall wie Kompost in verkaufsfähige Biomasse und gehen dabei sogar recht effizient vor. Schweinemist konnte zu knapp 15 % in Lebendgewicht umgesetzt werden, unter Laborbedingungen bis 24 % (jeweils in Trockenmasse). Bei der Menge an Schweinemist, die in der Massentierzucht anfällt und der Menge an Geflügel, das gefüttert werden will sehen wir also wohl eine Multimillionendollar-Larve vor uns.

Selbsterntende Bioreaktoren sind bereits im Einsatz; Larven, die ihre Endgröße erreicht haben und sich zur Verpuppung anschicken, durchwandern das Substrat auf der Suche nach einem geschütztem Platz. Während dieser Wanderung fallen sie durch geeignet eingezogene Rohre und Schiefe Ebenen in einen Sammelbehälter.






Lagerung



Bei 10 - 15 Grad sind Hermetia-Larven 2 bis 3 Wochen lagerfähig. Bei 15 Grad und darunter erfolgt keine Nahrungsaufmahme mehr. Weder Larven noch adulte Fliegen überleben Frost.




Sonstiges



Schmeißfliegen und Stubenfliegen legen keine Eier in Substrat, das bereits mit Hermetia-Larven besetzt ist. Daher lassen sich mit Hermetia große Schwärme von lästigen Stuben- und Schmeißfliegen eindämmen zugunsten von großen Mengen von Hermetia, die still und unauffällig an Hausmauern sitzen und sich weder für Limonade noch für offene Fenster interessieren und daher auch keine Krankheiten übertragen.




Links



Eine Übersicht (engl.):

http://biosystemsblog.com/black-soldier-fly


Engagiertes Zuchtbeispiel (engl.):

http://members.shaw.ca/borealwormer/BSFLx.html


Ein Komposter mit Hermetia - eine Erntevorrichtung (engl.):

http://gardenpool.org/beneficial-insects/black-soldier-fly-composter-automatic-chicken-feeder


Kompostierung mit Hermetia - Grundlagen (engl.):

http://www.blacksoldierflyfarming.com


Paarungsvideo:

http://www.youtube.com/watch?v=40cg1m24MNY


Zuchtanleitung als Video:

http://www.youtube.com/watch?v=o7zBhtzfYRg









11. Nov 2012 - 9. Dez 2012











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