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Madagaskar-Fauchschabe - Gromphadorrhina portentosa




Madagaskar-Fauchschabe - Gromphadorrhina portentosa
Madagaskar-Fauchschabe
Männchen




Madagaskar - Fauchschaben zählen zu den größten und schönsten Schabenarten überhaupt. Einfache Haltung und ein gewisses Sozialverhalten untereinander haben dazu geführt dass diese Schabe nicht mehr nur als Futtertier gehalten wird sondern auch um ihrer selbst willen, als harmloses Anschauungstier und genügsames Haustier.




Einordnung



Ihre nächsten Verwandten sind die Madagaskar - Riesenfauchschaben Gromphadorina oblongonata. Sie werden mit 8cm bis 10 cm (Weibchen) nochmals etwas größer; ansonsten gleichen sie den Madagaskar-Fauchschaben sehr in Aussehen und Lebensweise.

Da die Madagaskar-Fauchschaben leben seit 250 bis 300 Millionen Jahren und haben dabei ihre Form nicht verändert. Man kann sie also zu den "lebenden Fossilien" rechnen, zumal die heutigen Insekten wohl auf schabenartige Vorläufer zurückgehen.




Lebensraum



Madagaskar - Fauchschaben leben ursprünglich im Osten von Madagaskar, wo sie in trockenen Baumbeständen und Stauchwäldern lebt. Tagsüber im Unterholz versteckt, geht sich in der Dämmerung und nachts auf Nahrungssuche. Dabei ernähren sie sich von Blättern, reifen oder fauligen Früchten, gelegentlich auch von Aas.

Dabei werden sie zum einen mit langen Hungerperioden gut fertig; zum anderen sind sie, sobald Nahrung verfügbar ist, im Gegenzug dazu in der Lage, inerhalb kurzer Zeit die Hälfte ihres Körpergewichts zu fressen.




Körperbau



Madagaskar-Fauchschabe - Gromphadorrhina portentosa
Fauchschabe:
Natürliche Umgebung.
Madagaskar - Fauchschaben besitzen einen abgeflachten, schabentypischen Körper, der an Kopf und Brust glänzend schwarz, am Hinterleib rötlich-braun gefärbt ist. Am Hinterleib verlaufen augenfällige beidseitige Längsreihen aus dunklen Punkten.

Fauchschaben erreichen die beachtliche Größe von 6,5 bis 7,5 cm; die Weibchen werden etwas länger und kräftiger.

Madagaskar-Fauchschabe - Gromphadorrhina portentosa
Fauchschabe: Körperfarbe.
Anders als andere Schabenarten bleiben beide Geschlechter der Madagaskar-Fauchschaben auch im Erwachsenenstadium flügellos.

Nur die Männchen besitzen am Halsschild zwei nebeneinander gelegene kegelförmige Höcker; ebenso sind ihre Fühler etwas stärker beborstet.

Madagaskar-Fauchschabe - Gromphadorrhina portentosa
Fauchschabe: Größenvergleich.
Die namensgebenden Zischlaute dienen sowohl der Abschreckung, etwa wenn ein Fressfeind angreift, als auch der Kommunikation innerhalb der eigenen Art, etwa beim Verteidigen des Reviers. Dabei wird Atemluft, die über den normalen Weg der Tracheen eingesogen wurde, über zwei spezielle Tracheen im Hinterleib ausgepresst. Ein Atemzug reicht also genau für einmal Zischen.

Wer sich dieses Geräusch mal anhören möchte: in diesem Youtube-Video hat ein Halter seine Schützlinge mal ordendlich auf die Palme gebracht.

Milben: Dieses Phänomen ist von der Riesenfauchschabe schon seit einiger Zeit bekannt; auch auf den Madagaskar-Fauchschaben (Gromphadorrhina portentosa) wurden Milben gesichtet, die umso zahlreicher waren, je höher die Luftfeutigkeit war. Ob es sich jeweils um die gleiche Milbenart handelt, und ob auch die Madagaskar-Fauchschabe in Symbiose mit den Milben lebt, ist noch unbekannt. Für Menschen sind die Milben kaum sichtbar und ungefährlich, vermutlich sind es Kostgänger der Fauchschabe.




Zucht



Behälter
Fauchschaben - Männchen bilden Reviere - man sollte daher den kleinen Lebensraum, den sie nicht verlassen können, gut strukturieren. Größere und kleinere Zweige, die sich stapeln, Kletteräste oder grobe Stücke von Tontöpfen etc schaffen Reviergrenzen für die dominanten Männchen und Versteckmöglichkeiten für die Unterlegenen. Gerne kann man einen Behälter hochkant verwenden - Fauchschaben sind eifrige Kletterer und werden aufragende Äste nicht verschmähen.


Madagaskar-Fauchschabe - Gromphadorrhina portentosa
Oben: Fauchschaben - Behälter. Auf einen bestehenden Holz-Unterbau wurde ein 54 L Aquarium draufgesetzt. Dazwischen eine Heizkabelkonstruktion. Eine gedimmte Glühbirne als Beleuchtung. Das ganze ist noch nicht ausgereift: Die Restfeuchte des Torf biegt den Deckel aus Hartfaser.


Unten: Detailansicht der Unterbodenheizung, bevor das Becken draufgestellt wurde.
Madagaskar-Fauchschabe - Gromphadorrhina portentosa

Das Heizkabel wurd angesteuert mit einem Temperaturschalter, der das gedimmte Heizkabel temperaturgeregelt mit Strom versorgt. .

Madagaskar-Fauchschabe - Gromphadorrhina portentosa
Trifft man mit der Dimmereinstellung gut die benötigte Heizleistung des Beckens, d.h. liegt man mit der Leistung nur wenig über dem Bedarf, so muss der Temperaturschalter nur selten an - oder ausschalten



Da die Madagaskar - Fauchschabe Wärme liebt und gerne klettert, kann man einen bestimmten Einrichtungsgegenstand, z.B. einen Stein gezielt mit einem Wärmestrahler beheizen, um die Schaben öfters beobachten zu können. Auch beheizbare Steine wie es sie für kleinere Reptilien gibt, kann man ausprobieren.

Als Bodenbelag kann eine Dünne Torfschicht dienen, ebenso Sägespäne, Rindenstücke, geschredderte Zweige und Laub oder Sand. Vorteilhaft ist natürlich wenn das Substrat Feuchtigkeit speichern kann, z.B. ein Gemisch welches Torf enthält. Da Madagaskar-Fauchschaben praktisch alles anknabbern, sollte auf Bodenbelag verzichtet werden, der möglicherweise Pestizide enthält. Vogelsand ist weniger geeignet, das die kleinen Körnchen am Körper haften bleiben - die Fauchschaben sehen stets angekleckert aus.

Fauchschaben klettern praktisch nie an Glasscheiben hoch. Nun, aufgrund von Beobachtungen mehrerer Halter von Fauchschaben ist diese Schabe wohl generell dazu in der Lage, auch glatte und saubere Glaswände hochzuklettern. Ausbruchsichere Behälter werden daher pauschal empfohlen. (Stoff oder Weichplastik hält den Kauwerkzeugen der Fauchschaben auf Dauer nicht stand.) Auch ein Schmierstreifen aus Melkfett am inneren oberen Rand der Glasscheiben soll helfen - ich habe das nicht ausprobiert.

Viele Schabenarten sehen - wie Ameisen auch - kein rotes Licht. Oft wird daher ein Schabenterrarium gerade in Zoologischen Gärten während der Besucherzeit mit Rotlicht beleuchtet, um Nacht vorzutäuschen und die Schaben zu Aktivität zu animieren. Bei Fauchschaben stellen sich die Erfolge mit dieser Methode dürftig dar; rot gefärbte Glühbirnen sind niemals nur rot sondern emittieren immer noch Mischlicht. Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen.

Sollten sich im Substrat kleine Asseln einstellen - sehr gut! Sie ernähren sich vom Kot der Fauchschaben und übernehmen so Putzarbeit. Gerade Weiße Asseln leben seht gut mit Fauchschaben zusammen.

Umweltbedingungen
  • Temperatur: 25°C bis 30°C. Darunter werden die Schaben sehr träge und stellen ihre Fortpflanzung ein. Temperaturen von über 35°C führen zu Wärmestarre und töten die Tiere. Das läßt sich über Heizmatten oder Heizkabel relisieren, die in den Bodengrund oder außen an der Unterseite des Behälters verlegt werden. Über Fraßschäden an Kabeln ist nichts bekannt; ich würde aber stets sicher gehen und ein Kabel unterhalb des Behälterbodens positionieren. Um die Temperatur des Innenraums auf 26°C zu heben ist keine sehr große Wärmeleistung erforderlich. Für 20cm x 30 cm reichen 15 Watt sicherlich aus, man wird wohl eher noch einen Dimmer vorschalten müssen. Hält man den Bodenbelag luftig und nicht sehr dicht (also eben nicht 10 cm Torf) sollte genügend Wärmeleistung in den Behälter übergehen.

  • Luftfeuchtigkeit: 60% oder weniger. Schaben vertragen durchaus auch Werte, die dauerhaft darunter liegen. Ein tropisches Becken, welches den Regenwald auch im Klima nachbildet ist nicht erforderlich - im Gegenteil, es zieht auch Milben, Fliegen und Schimmelpilz an.

  • Licht: Fauchschaben sind dämmerungsaktive Tiere! Eine starke Beleuchtung ist daher nicht nur unnötig, die Tiere werden sich vor ihr auch verstecken und entziehen sich dem Blick des Halters. Ein gewisser Tag / Nachtrhythmus ist aber wünschenswert.


Nahrung
Fauchschaben sind nicht wählerisch! Bewährt hat sich auch hier eine Kombination von haltbarem Trockenfutter und gelegentlich aufgefülltem Frischfutter, das gleichzeitig als Wasserlieferant dient. Als Dauerfutter dienen Haferflocken, Katzen- oder Hundefutterpellets und gelegentlich Fischfutterflocken. Als Frischfutter werden praktisch alle Sorten von Obst und Gemüse (Äpfel, Karotte, Gurken etc pp) genommen. Auch frisch gekeimtes Getreide (z.B. Weizenkeime), was ein sehr wertvolles Futter darstellt, wird angenommen.

Madagaskar-Fauchschaben verfügen über einen ausgezeichneten Geruchsinn, der sie zuverlässig zum Futter führt. Manchmal werden grobe Brocken, etwa Katzentrockenfutter eifersüchtig durchs halbe Becken gezerrt, bevor sie gefressen werden. Will man das verhindern, zerpulvert man einfach das Trockenfutter zu kleinen Bröseln.

Generationenfolge
Erwachsene Männchen ("Böcke") bilden Reviere, in denen sie kein anderes Männchen dulden. Besonders gefragt sind Reviere mit einer erhöhter Stelle, da diese leichter zu verteidigen sind. Weibchen und Jungtiere werden im Revier geduldet.

Betritt ein adultes Männchen ein fremdes Revier, so wird es von Eigentümer zunächst mit Drohgesten bedacht, indem der Eigentümer den Hinterlleib anhebt. Es folgt ein Fechtduell mit den Antennen und wechselseitiges Wacheln mit dem Hinterleib ("Sterzeln"), schließlich versucht ein Kontrahent mit seitlichen Rammstößen den Konkurrenten vom Platz zu schieben. Als höchste Stufe der Eskalation versucht nun ein Rivale den anderen zu beißen - entweder in die Antennen oder in den Rücken (was dann wie eine Paarung aussehen kann) oder im Eifer des Kampfes einfach irgendwohin. Kaum jemals aber wird ein Konflikt so unerbittlich, meist genügen Drohgebärden, um den Eindringlig zu vertreiben. (Ein besonders erbitterter Kampf in einem wohl überbesetzten Becken ist hier zu sehen.)

Wie bei allen Schaben lockt das paarungsbereite Weibchen mit Duftstoffen Männchen an bzw. signalisiert dem Revierbesitzer, in dessen Gebiet sie sich gerade befindet, ihre Paarungsbereitschaft. Das Männchen erklimmt nun den Rücken des Weibchens und hakt sich mit seinen Genitalanhängen an die Geschlechtsöffnung des Weibchens. Die eigentliche Kopulation erfolgt allerdings erst sobald Männchen und Weibchen in entgegengesetzter Richtung orientiert sind und nur mit dem Hinterleib aneinander haften.

Madagaskar-Fauchschabe - Gromphadorrhina portentosa
Fauchschabe: Oothek.
Ist eine Befruchtung erfolgt, so reift im Weibchen ein Eipaket (Oothek) heran. Ootheken sind typisch für Schaben und auch Fangschrecken (Mantodea). Während aber Fangschrecken ihre Ootheken aus einer weichen, schaumigen Körperausscheidung bilden, sind die der Schaben hart und ledrig. Eine Oothek ist ein Schutzbehälter für die Eier (Eikokon), in dem alle Eier fest in ein widerstandfähiges Material eingebunden sind. Je nach Art und Lebensraum schützt eine Oothek vor den spezifischen Gefahren, im Regenwald verhindern styroporartige Materialien Durchnässung, andere Arten setzen je nach Lebensraum eher auf Tarnung, Temperaturschutz etc. Bei Schaben sind Ootheken auch chemisch sehr widerstandsfähig, speziell gegen Säuren und Laugen. Eine erfolgreiche Kopulation genügt für mehrere Ootheken, d.h. ein Weibchen kann viele Male Eier legen auch wenn gerade kein Männchen zur Stelle ist.

Viele Schaben und alle Fangschrecken legen Ootheken irgendwo mehr oder weniger versteckt ab; Fauchschaben tun das nicht sondern verstecken sie in einer Genitaltasche im eigenen Körper, bis die Jungen in der Oothek schlüpfen und aus der Genitaltasche krabbeln. Nätürlich muss die Oothek von ihrem Entstehungsort im Körperinneren des Weibchens in diese Tasche wandern. Dazu wird sie am Hinterleib ausgestoßen - ein längliches hellbräunliches Objekt wird sichtbar - und anschliessend wieder eingezogen, nur eben in eine Falte des Körpers. Muttertier und Junge sind nun auch biologisch getrennt, das Muttertier kann den Nachwuchs nicht mehr mit Nährstoffen versorgen.

Gut 2 Monate (8 bis 10 Wochen) nach der Befruchtung erscheinen die jungen Fauchschaben, die aus dem aufgeplatzten Hinterende der Oothek am Hinterleib des Muttertieres ins Freie krabbeln. Sie sehen (bis auf die Größe aus) wie die adulten Tiere und sind nach etwa 5 Monaten und 6 Häutungen selbst geschlechtsreif. Wie stets bei Häutungstieren sind die Fauchschaben nach einer Häutung weißlich und verletzlich - nach einem Tag aber ist der neue Panzer ausgehärtet und gewohnt dunkel gefärbt. Der abgestreifte Altpanzer wird meist aufgefressen.

Unter großem Stress kann das Muttertier die Oothek aus dem Körper befördern, etwa um ihr Leben zu retten. Die Oothek bleibt dann liegen und die Jungtiere müssen sich ohne den Schutz der Mutter entwickeln.

Madagaskar-Fauchschaben erreichen ein Alter von insgesamt etwa 3 Jahren - für Insekten ist das eine beachtliche Lebensspanne.




Fazit



Fauchschaben sind weder giftig noch aggressiv, sie können nicht beißen und sind in ihrer Fortbewegung recht langsam, ja geradezu behäbig. Sie laufen nicht an Glas - oder Plastikscheiben hoch, können lange Hungerperioden gut überstehen und verzeihen im großen und ganzen Pflegefehler. Sie lassen sich leicht fangen und mit zwei Fingern aus dem Behälter entnehmen. Ebenso lassen sich Männchen und Weibchen gut unterscheiden und ein gewisses Sozialverhalten beobachten. Das macht sie zu einem gut geeigneten Einsteigertier für junge Leute, die sich für Terraristik interessieren.






letzte Änderung: 14. Oktober 2012











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