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Schokoschaben - Blatta lateralis - Shelfordella lateralis - Shelfordella tartara






Shelfordella lateralis (Schokoschabe)
Schokoschabe




Die Schokoschabe lebt ursprünglich in trockenen und halbtrockenen Gebieten des Mittleren Ostens und Zentralasiens; allerdings hat sie sich als Kulturfolger weit ausgebreitet und siedelt heute von Ägygpten bis Afghanistan, wo sie als Vorratsschädling und vor allem in Müllhalden etc. mitunter zu massenhafter Vermehrung neigt. Die Eindämmung von Tuberkulose, Lepra und Typhus wird nachweislich von den Schaben erschwert, da sie in ihrem Verdauungstrakt große Mengen an Keime enthalten und diese über den ausgeschiedenen Kot verteilen. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und ihrer Robustheit ist eine Weiterverbreitung auf andere Gebiete oder Kontinente zu erwarten oder bereits geschehen.

Als nachtaktives Tier zieht sich die Schokoschabe tagsüber in dunkle Spalten und Verstecke zurück. In der Zucht flüchtet sie zunächst bei hellem Licht, nach einigen Minuten überwiegt dann doch die Neugier und die lebhaften Tiere entwickeln ein munteres Treiben.

Die Tiere sind flink und wenig schreckhaft; Fluchtreflex wird in geringem Maße von Bodenvibrationen ausgelöst, in stärkerem Maße von Luftbewegungen (Atemluft!). Werden sie gescheucht, so legen sie erstaunlich schnelle Spurts hin - zu schnell selbst für die Fliegenpatsche.

Ihren Trivialnamen "Schokoschabe" verdankt sie ihrem angenehm warmen rot - rotbraunen Färbung. Mit ihren Ernährungsgewohnheiten (oder ihrem Geschmack) hat das natürlich nichts zu tun.




Aussehen und Körperbau



Schokoschabe, Männchen
Schokoschabe:
Männchen.
Die Jungtiere sind unabhängig von ihrem Geschlecht rot bis rotbraun gefärbt. Beim der erwachsenen Schokoschabe ist das Weibchen deutlich dunkler, der Farbton geht in Richtung dunkelrot-schwarz. Das Männchen bleibt heller. Ihre Körperlänge erreicht etwa 25mm, die Männchen werden mit 28 - 30 mm etwas größer.

Bei den erwachsenen Tieren besitzen nur die Männchen Flügel; Männchen und Weibchen lassen sich daher leicht unterscheiden. Das Abheben und Fliegen verweigern sie jedoch hartnäckig. Man kann sie getrost als flugunwillig einstufen.
Schokoschabe, Weibchen
Schokoschabe:
Weibchen.


Das Verdauungssystem von Schaben ist auf lange Hungerperioden und kurze Zeiten des Überflusses angelegt. Daher sind sie in der Lage, innerhalb kurzer Zeit sehr viel zu fressen; diese aufgenommene Nahrung wird vor dem eigentlichen Magen in einem Kropf gespeichert. Diese noch unverdauten Nahrung ist auch der Nährboden für zahlreiche Keime, die Schaben in freier Natur beherbergen können. Hat sich die Schabe den Kropf vollgestopft, so wird die erbeutete Nahrung portionsweise an den Magen weitergegeben, wobei chitinhaltige Reibflächen innerhalb des Verdauungstraktes für eine weitere Zerkleinerung der Nahrung sorgen.

Schaben besitzen kein Gehirn, welches sozusagen Gesamtverantwortung übernimmt, wie das bei Säugetiere der Fall ist. Stattdessen verfügt jeder Körperteil über eigene Nervenknoten (Ganglien), die Reize verarbeiten und Bewegung steuern. Untereinander sind diese Ganglien über zwei bauchseitig gelegene Nervenstränge verbunden, über die sie sich koordinieren. Zwei große Nervenknoten im Kopf steuern Antennen, Augen oder Mundwerkzeuge, weitere in der Brust steuern die Beine usw. Die Nervenknoten arbeiten so selbständig, dass die Schabe beim Verlust des Kopfes trotzdem weiterlebt und nicht an der Verletzung stirbt, sondern erst in der weiteren Folge an Hunger und Durst zugrunde geht, da sie ohne den Kopf nicht fressen oder trinken kann.

Die beiden gut sichtbaren Hinterleibsanhänge (Cerci) am Körperende sind evolutiv betrachtet zurückgebildete Gliedmaßen. Heute dienen sie als Sinnesorgane, die selbst geringe Luftbewegungen wahrnehmen.




Fortpflanzung



Schokoschabe. Oothek.
Schokoschabe: Oothek.
Die Robustheit dieser Tierart zeigt sich auch darin, dass öfter danach gefragt wird, wie man ihre Vermehrung eindämmt, etwa nach einem Ausbruch aus ihrem Behälter, als wie man sie innerhalb des Behälters dazu animiert.

Vermutlich genügt eine Paarung für ein ganzes Leben - jedenfalls ist das so bei zahlreichen Schabenarten. Sobald also ein junges, geschlechtsreifes Weibchen begattet ist, beginnt sie etwa alle 2 - 3 Wochen ein Ei-Paket abzulegen (Oothek). Anders als die Argentinischen Waldschaben, die ihre Ootheken im Körper aufbewahren, legen Schokoschaben ihre Ootheken versteckt in Fugen und dunklen Ecken ab. Die Oothek ist außerdem durch eine widerstandsfähige, ledrige Außenhaut gut geschützt gegenüber zahlreichen Umwelteinflüssen - und auch gegen Pestizide. Sie erreicht die im Vergleich zur Körpergröße beachtliche Länge von ca 10 mm. Bei genauerer Betrachtung ist sie innen in Kammern unterteilt, aus denen die Jungen schlüpfen.

Nach etwa 2 - 4 Wochen schlüpfen die etwa 30 Jungtiere mit einer Größe von ca. 3mm. Nach etwa 4 Monaten sind sie adult und geschlechtsreif. Die Lebenserwartung beträgt 12 bis 18 Monate, wobei alle diese Angaben weit streuen können, insbesondere die Entwicklungszeit der Oothek.




Zucht



Da Schokoschaben gesellig leben, ist eine relativ hohe Besatzdichte möglich.

Es empfielt sich eine Faunabox oder ein vergleichbares Plastikgefäß mit geeigneten Luftlöchern, deren Behälterhohe 15 cm oder mehr betragen sollte. Schokoschaben können keine glatten Wände hochlaufen; da muss schon eine Plastikscheibe eines Faunariums sehr zerkratzt oder klebrig sein, damit eine Schockschabe daran hochkommt. Auszuschließen ist das gerade bei Jungschaben allerdings nicht. Nun sind Schaben nicht gerade das was man nachts in seinem Schlafzimmer haben möchte und eine selbständige Vermehrung in der Wohnung ist nicht ausgeschlossen - eine sichere, engmaschige Abdeckung ist daher dringend zu empfehlen.


Schokoschabe. Behälter.
30 bis 50 lichtscheue Schaben
bevölkern diese Box.



Ein spezielles Bodensubstrat ist nicht nötig. Allerdings brauchen die kleinen Tierchen Versteckmöglichkeiten, wo sie sich dicht aneinanderdrängen. Dazu sind die bekannten Eierkartons geeignet, genauso aber auch zerknüllte Pappe etc, die in mehreren Etagen übereinandergeschichtet wird.

Leicht erhöhte Zimmertemperatur von 23 °C oder etwas mehr scheint günstig, auch wenn Schokoschaben mit einem weiten Temperaturbereich zurechtkommen. Eine hohe Luftfeuchte ist nicht nötig. Frischfutter sollte nur in kleineren Portionen eingebracht werden, um Schimmel zu vermeiden: Wenns über Nacht aufgefuttert wurde, war die Menge genau richtig.

Da man um eine regelmäßige Verfütterung von Grünfutter ohnehin nicht drumrumkommt und Schokoschaben sehr tolerant gegenüber einigen Tagen der Trockenheit sind, so halte ich eine gesonderte Tränke nicht für nötig. Wer so etwas trotzdem relisieren will: Schokoschaben ertrinken sehr leicht. Unbedingt einen Docht oder ein Abschminkpad etc. verwenden.

Schokoschabe
Klassisch im Profil:
Eine echte Schabe.
Schokoschaben sind als Resteverwerter nicht wählerisch und nehmen als Trockenfutter Haferflocken, Hühnerfutter, Katzen- und Hundetrockenpellets, Fischflockenfutter und vieles mehr an. Zusätzlich benötigen sie (auch als Feuchtigkeitsquelle) Frischfutter. Obst und Gemüse jeglicher Art kann dazu dienen, ausgenommen Zitrusfrüchte (Zitronen, Orangen, Mandarinen, Limetten). Ihre großen Mahlzeiten halten sie nachts ab. Bringt man tagsüber Futter ein, knabbern sie zwar ein bisschen dran rum aber ohne Appetit. Der kommt dann über Nacht.

Schokoschaben sind wie alls Schaben wahre Hungerkünstler und kommen ohne Nahrung sicher zwei Monate aus, bei tiefen Temperaturen auch länger. Entsprechend lassen sich Schaben auch lange lagern. Dabei sollte nur mit etwas Trockenfutter gefüttert werden, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Schokoschabe
Schokoschabe: Portrait
Trockenfutter kann man wie Bodensubstrat einbringen - dann aber koten die Tiere in ihr Futter. Ein separates Behältnis, z.B. ein umgedrehter Gurkenglasdeckel erscheint mir empfehlenswert. Andererseits packen die Schokoschaben gerne ihr Fressen und verschleppen es durch den halben Behälter, bevor sie zu Fressen beginnen. (Wer das verhindern will, kann das Schabenfutter fein pulverisieren, vielleicht funktioniert das mit einem Pürierstab oder einem Mixer.)

Schokoschaben besitzen viel Protein bei geringem Fettanteil. Dazu ist der Chitinpanzer vergleichsweise weich und wenig widerstandsfähig.

Werden ausschließlich Männchen verfüttert, so bleibt die Vermehrungsquote im Zuchtbehälter erhalten; gleichzeitig vermeidet man, dass im Terrarium des Beutemachers plötzlich junge Schaben auftauchen. Die Zucht kann kontinuierlich in nur einem Behälter erfolgen, in dem die adulten Tiere Ootheken ablegen und die Jungtiere schlüpfen und heranwachsen. Aus ihm wird kontinuierlich entnommen. Reinigung nach Bedarf, etwa einmal im Monat bei dichtem Besatz.




Fazit



Schokoschaben springen nicht, sind geruchsfrei, zirpen nicht, laufen keine Scheiben hoch, sind flugunfähig, einfach in der Ernährung und ertragreich in der Zucht. Durch eine relativ dünne Chitinhülle sind sie eher weichhäutig. Sie benötigt weniger Wärme als die Argentinische Waldschabe. Durch ihre Widerstandsfähigkeit verzeihen sie viele Pflegefehler. Genau das ist allerings auch der Grund warum sie, sobald sie in der Wohnung ausgebüchst sind, mitunter zu einer Plage werden können. Eine sichere Unterbringung ist daher wichtig.

Diese vorausgesetzt, stellt die Schokschabe ein ausgezeichnetes Nährtier dar, das in Zukunft sicher noch deutlich mehr Züchter finden wird.







letzte Änderung: 1. Oktober 2012











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