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Steppengrillen - Gryllus assimilis



Steppengrillen, Gryllus assimilis
Steppengrille


Haltungs- und Zuchtbedingungen von Steppengrillen und den drei weiteren Grillenarten, die ich hier vorstelle, sind sehr ähnlich. Unterschiede bestehen geringfügig in der Größe, den Entwicklungszeiten und im Zirp- und Sprungverhalten. Eine ungefähre vergleichende Tabelle dazu hier. Daher habe ich die Rubrik "Heimchen" detailliert gehalten, die Ansprüche der anderen drei Arten sind - soweit nicht anders angegeben - so ähnlich, dass die Beschreibung des Heimchens als Vorlage für alle Grillen dienen kann.


Heimchen Mittelmeergrillen Steppengrillen Kurzflügelgrillen




Die Steppengrille (Gryllus assimilis, engl. " Field Cricket", bisweilen auch als Bananengrille bezeichnet) ist eine weitere Grillenart, die in der Futtertierzucht eine Rolle spielt und die auch im Handel verfügbar ist. Sie wird auch (zumindest auf dem Behälter) als "brown silent cricket" bezeichnet - silent ist sie aber nicht. Nur zirpt sie deutlich seltener und weniger penetrant als z.B. die Heimchen, die damit zur echten Pest werden können. Außerdem springt sie wenig und nicht weit und ist alles in allem deutlich ruhiger im Verhalten.

Das macht sie insgesamt zu einer angenehmen Alternative zum Heimchen.






Aussehen und Vorkommen



Die Steppengrille wird mit ca. 33 mm beim Weibchen ein bisschen größer als das Heimchen; da man aber ohnehin verschiedene Größen kaufen oder bei einer eigenen Zucht sich die Größe aussuchen kann, spielt das praktisch keine Rolle. Charakteristisches Erkennungsmerkmal ist die bräunlich - orange Farbe an der Körpervorderseite und die deutlich sichtbare Häutungsnaht an der Kopfmitte in Form eines umgekehrten "Y". Der Brustbereich ist behaart, daher glänzt sie nicht.

Stammen Heimchen aus Good Old Europe, so haben wir hier einen Vertreter aus der Neuen Welt. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Steppengrille umfasst die Bahamas, Antillen (d.h. Kuba, Jamaika, Puerto Rico) und das Festland rund um die Karibik. Ebenso (vermutlich eingeschleppt) in Südtexas und Südflorida. Die Steppengrille bewohnt üblicherweise offenes Gelände wie Wegränder und Wiesen. Aufgrund der fehlenden Jahreszeiten und Temperaturschwankungen in ihrem Heimatgebiet kennt die Steppengrille keine Winterruhe.


Steppengrillen, Gryllus assimilis Steppengrillen, Gryllus assimilis: Jungtiere.
Steppengrille subadult.
Jungtiere.



Heimchen und Steppengrillen ähneln sich vor allem in ihren Jugendstadien so sehr, dass man sie kaum auseinanderhalten kann. Beim genauerem Hinsehen fällt ein dunkler Längsstreifen auf dem Hinterleib der Steppengrille auf, der den Heimchen fehlt. Rechts: Junge Steppengrillen an einer Steckrübe. Das Gemüse ist als Feuchtigkeitsquelle gut brauchbar, das es viel Wasser enthält, nur langsam trocknet und nicht schnell gammelt.




Nahrung



Allesfresser - Opportunist, wie die Grillen generell. Empfehlenswert ist eine Kombination aus dauerhaftem Futter wie trockenem Katzen - oder Hundefutter und frischem Obst oder Gemüse, das auch zur Feuchtigkeitsaufnahme dient. Allerdings soll nichts schimmeln, man ist also gut beraten diese zwei Gänge des Steppengrillenmenüs im Behälter getrennt einzubringen. Ist eine regelmäßige Versorgung mit saftigem Futter gewährleistet, ist eine zusätzliche Wasserversorgung nicht nötig - im Gegenteil, jede überflüssige Feuchtigkeit sollte vermieden werden, da Steppengrillen trockene Wärme benötigen um zu gedeihen.

Die Liste der Möglichkeiten ist lang: Statt Tierfutter kann man auch Weizenkleie oder Haferflocken versuchen (oder Müsli), als Feuchtfutter bietet sich Apfel, Karotten, Gurken oder Paprika an - schlicht alles was in der Küche beim Schneiden so anfällt. Saisonal gesehen kann man im Sommer frisch gepflückter Löwenzahn oder Breitwegerich empfehlen, dazu Gartenkräuter. Im Winter kann man den Steppengrillen mal eine exotische Frucht aus ihrer geographischen Heimat vorsetzen, sei es eine Banane oder Zuckerrohr oder Yams. Wobei es nichts ausmacht, wenn diese Früchte bereits so starke menschliche Fraßspuren aufweisen, dass kaum mehr als nur die Schale übrig ist.




Haltung und Vermehrung



Die üblichen Faunaboxen oder ein altes, kleineres Aquarium haben sich bewährt; als Einstreu ist Sand eine gute Möglichkeit (neben Küchenrolle oder Pappe). Man kann den Sand auch gut auswaschen, wenn der Behälter sonst leer ist - einfach Wasser drauf (ohne Spülmittel) bis der Behälter zu einem Viertel voll ist, dann ausschwenken und alles, was im Wasser so mitschwimmt als Überstand wegkippen. Der Sand selber setzt sich schnell ab und verbleibt im Behälter, wo er trocknet und wiederverwendet werden kann.


Steppengrillen, Gryllus assimilis: Zuchtbehälter. Steppengrillen, Gryllus assimilis: Heizung.
Zuchtbehälter.
Bodenheizung.



Was die Innenarchitektur betrifft, kann jeder seinen eigenen Stil entwickeln. Das kann ein möglichst natürliches Umfeld sein mit pflanzlichen Einrichtungsgegenständen oder man stellt den Kleinen ein Legohaus rein - im Grunde geht es darum, auf begrenztem Platz viel Laufoberfläche entstehen zu lassen, so dass die Krabbler auch ein gewisses Areal zu erkunden haben.

Der Hintergrund der Sache: Steppengrillen wachsen per Häutung, und während so einer Häutung sind sie wehrlos gegenüber ihren Artgenossen, die dann schon mal das Knabbern anfangen und bei entsprechendem Appetit einen weichhäutigen Artgenossen komplett verspeisen. Katzen- und Hundefutter, welches immer tierisches Protein enthält bremst vermutlich den Hunger nach "Fleisch". Trotzdem sollte man den jeweiligen Tieren räumlich die Gelegenheit geben, sich abzusondern und sich in einer einsamen Ecke des Behälters zu verstecken, bis die Häutung überstanden ist.

Steppengrillen benötigen etwas mehr Wärme als Heimchen; 25° bis 30° C sollten es schon sein, damit Wachstum und Fortpflanzung in die Gänge kommen. (Zwar sind sie auch bei tieferen Temperaturen noch zu halten, aber die Fortpflanzung ist sehr träge. Weiterhin sind warme Räume auch stets trockener.) Um zu heizen kann man von oben mit Glühbirnen bzw. Wärmestrahlern oder von unten mit einem Heizkabel Wärme einbringen. Ebenso funktioniert ein Heizstein, wie man das aus dem Reptilienbereich kennt. (Ein Stein oder eine Steinnachbildung, auf dem wechselwarme Wirbeltiere liegen, weil sie die Wärme zur Verdauung benötigen.)

Schwierig ist nun, die elektrische Leitung so in den Behälter einzuführen, dass Ausbruchsversuche unmöglich sind. Da ich Experimente mit Elektrizität dann scheue, sobald 220 Volt im Spiel sind, habe ich mich dazu entschieden, einen Heizstein unter den Behälter zu platzieren. Der Heizstein kommt dabei in eine ausrangierte Plastikbox ohne Deckel, in deren Rand eine Scharte geschnitten wird für das Kabel. Der Stein selbst wird mit einem Dimmer angesteuert, die Temperatur von 30° C ist problemlos zu erreichen.

Man kann auch ein Heizkabel verwenden; das ist ein je nach Leistung einige Meter langes isoliertes Kabel (Durchmesser ca. 5mm) mit einem Stecker für 220 Volt am einen Ende. Das andere Ende endet blind. Solche Kabel werden (mindestens) gut handwarm und sind im Reptilienbereich beliebt zum Anwärmen von Bodengrund. Ich bin mit allerdings nicht ganz sicher ob die Isolierung eines solchen 220V-Kabels den Fresswerkzeugen der Grillen auf Dauer standhält. (Da es sich um PVC handelt ist die allergrößte Skepsis aber fehl am Platze.) Ein Heizkabel für 80 Watt kostet im Fachgeschäft ca 40 Euro, im Internet etwa 16 Euro. Bei einem Heizstein bestehen ähnliche Preisunterschiede, allerdings schlägt der Versand hier wegen des Gewichts stark zu Buche. Die vermutlich beste Methode ist ein Heizkabel unterhalb des Behälterbodens - das hat sich in der Handhabung klar bewährt (siehe Bild). Außerdem sollte es im Behälter möglichst trocken bleiben.

Die Vermehrung erfolgt wie bei Mittelmeergrillen oder Heimchen mit der Eiablage in feuchtes Substrat. Praktisch sieht das so aus, dass die Weibchen ihre Eier in eine kleine Box legen, die mit nährstoffarmer Erde gefüllt ist (Torf, Weißtorf, Anzuchterde, sogar feuchte Watte oder ein feuchter Steckschwamm kann funktionieren - umgekehrt ein Grund, keine allzu große Trinkwasserstelle in eine Steppengrillenbox einzubauen: Sie würden womöglich ihre Einer darin ablegen.) Man kann als Box die Plastikbox nehmen, in der man die Tiere gekauft hat; etwas kleiner und genauso funktionsfähig sind diverse andere kleine Behälter und Becherchen. Sobald sie mit feuchter Erde befüllt sind, kommt ein Gitter drüber (Gaze oder ein Moskitonetz) zum Schutz gegen Artgenossen, die die Gelege plündern.

Wichtig ist, das Substrat nie austrocknen zu lassen, aber auch nicht patschnaß zu halten. Man kann in den Eiablagebehälter auf der Unterseite ein paar Löcher reinbohren, damit stellt man sicher daß es keine Staunässe gibt. Zum Anfeuchten stellt man ihn in einen mit Wasser gefüllten Blumenuntersetzer.

Schlupfzeit: Erfahrungsgemäß knapp zwei Wochen bei 25°C, stark temperaturabhängig. Die genaue Temperatur im Substrat ist nicht ganz leicht zu messen, da vermutlich sogar Verdungstungskühle eine Rolle spielt. Generell entwickeln sich junge Grillen im gleichen Behälter, unter gleichen Bedingungen unterschiedlich schnell. Steppengrillen bilden da keine Ausnahme; während allerdings bei Heimchen einige wenige Tiere sehr weit im Wachstum sind und viele, etwa die Hälfte der Tiere deutlich zurückbleiben, ist bei den Steppengrillen die Verteilung günstiger: Die meisten (ca. 90 %) entwickeln sich einheitlich gut, der Rest bleibt etwas zurück. "Vorprescher" treten nicht auf.


Steppengrillen, Gryllus assimilis: Schlüpfbehälter. Steppengrillen, Gryllus assimilis: Jungtier.
Schlupfbehälter
Junge Steppengrille, 2 Tage alt





Ich halte es für kaum praktikabel, die Jungen im gleichen Behälter aufzuziehen wie ihre Eltern. Zwar ist der Kannibalismus bei Steppengrillen und Mittelmeergrillen weniger stark ausgeprägt als wie bei den Heimchen, aber die Überlebensquote dürfte doch stark eingeschränkt sein. Sicher, man kann versuchen, mit Holzwolle Versteckmöglichkeiten zu schaffen, will man aber Tiere in einer relevanten Anzahl nachzüchten, kommt man um eine separate Box nicht drumrum, in die man die bebrütete Ei-Box einstellt, bis die Jungtiere schlüpfen. Ein gern genommenes Anfangstrockenfutter sind zerbröselte Fischfutterflocken.


Die Entwicklungszeiten ähneln bei entsprechend gleichen Temperaturen sehr denen der Heimchen oder sind - von statistischen Ausreisser abgesehen- weitgehend gleich.


von Eiablage bis Schlupf von Schlupf bis Adult
23°C 15 Tage 8 Wochen
30°C 9 Tage 5 - 6 Wochen





Fazit



Die Steppengrille ist ein gutmütiger Geselle! Da sie deutlich weniger springt als das Heimchen und leiser zirpt und ansonsten keine gravierenden Unterschiede zur Heimchenzucht bestehen, kann man diese Grillenart als die angenehme Alternative zum Heimchen nur empfehlen. In Sachen Grillenzucht mein Favorit. Und, nebenbei bemerkt: Schön anzusehen sind die Tiere auch.








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