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Biologie
Einordnung
Die Art Hierodula membranacea zählt zur Ordnung der Fangschrecken (Mantodea) und sind damit mit Schaben oder Termiten, die zur gleichen Ordnung gehören, näher verwandt als mit z.B. Stabheuschrecken oder wandelnden Blättern. (Die zur Ordnung der Gespenstschrecken, Phasmatodea, gehören).
Innerhalb der Fangschrecken gehört sie zur Familie der Gottesanbeterinnen ( Mantidae) die neben der Gattung hierodula weitere 400 andere Gattungen beinhaltet und auf insgesamt 2500 Arten kommt. In Bernsteineinschlüssen konnte man Fangschrecken nachweisen die 100 bis 125 mio Jahre alt sind.
Vorkommen
Süd- und Ostasien, im gemäßigten feuchtwarmen Klima von Wäldern.
Körperbau
Sehr auffällig ist der große Kopf dessen Beweglichkeit im Insektenreich fast einmalig ist.Die weit voneinander abstehenden Facettenaugen ermöglichen räumliches Sehen. Da Gottesanbeterinnen sich bei der Jagd fast ganz auf ihre Augen verlassen sind sie sehr leistungsfähig. Gottesanbeterinnen sind dementsprechend tagaktiv. Die schwarzen Punkte die machmal in den Facettenaugen sichtbar sind ("Pseudepupillen") sind eine optische Täuschung. Die Antennen, die dem Geruchsinn dienen, spielen bei der Jagd eine zweitrangige Rolle; sie können zwar auf kurze Entfernung wahrnehmen ob eine potentielle Beute freßbar ist, wichtig sind sie aber vor allem bei der Fortpflanzung für Männchen zum Auffinden der Weibchen.
Es gibt noch weitere Augen (Ocelli), in der Frontansicht etwa in der Kopfmitte. Sie können aber nur hell/dunkel-Unterschiede wahrnehmen.
Die Weibchen besitzen 6, die Männchen 8 Hinterleibssegmente. Die beiden Segmente die das Männchen zusätzlich hat ermöglichen es, bei der Begattung das Abdomen genügend weit zu krümmen und die Geschlechtsöffnung des Weibchens zu erreichen. (Auf dem Foto ist demnach ein Männchen zu sehen.)
Faszinierend ist der Fangapparat, der in Ruheposition an betende Hände erinnert und so Namensgeber wurde. Zum Beutefang schnellt er nach vorne und entwickelt dabei eine Geschwindigkeit von 70 m/sec. Mit Hilfe der Dornen und der Klaue am unteren Ende der Schiene ergreift die Mantis die Beute und zieht sie direkt vor die Fresswerkzeuge. Dabei klappt die Schiene (Tibia) gegen den Schenkel (Femur). Arten, die vorwiegend Fluginsekten erbeuten haben etwas längere Dornen.
Die Farbe variiert von lauchgrün bis bräunlich; manchen Quellen machen das am Geschlecht fest, dh Weibchen sind grüner als Männchen; ich denke eher daß vor allem jüngere Tiere teils eher bräunlich sind und sich im Laufe ihrer Entwicklung zu grün verändern. Vielleicht sind es schlicht einzelne "Rassen" die sich unterschiedlichen Lebensräumen farblich etwas angepasst haben.
Hier mal ein Beispiel wie weit die Farbe variieren kann.
Lebensweise
Gleich nach dem Schlüpfen aus dem Eikokon (Oothek) beginnen die kleinen Mantis, alles zu fressen was sie überwältigen können. Das sind Tiere bis zu 2/3 der eigenen Grösse (va wenn die Mantis noch jung sind sind sie unglaublich draufgängerisch). Ebenso fressen sie Artgenossen, man kann sie also (bis auf wenige Arten) grundsätzlich nur einzeln halten. Beim Beutefang sind sie nicht wählerisch und sehr gefräßig. Wenn sie ein Beutetier erspäht haben beginnt die Mantis sich wackelnd wie ein Zweig im Wind an das Insekt anzuschleichen, was einige - spannungsreiche - Minuten beanspruchen kann. Wenn mehrere kleinere Beutetiere greifbar sind, schafft sie es auch ein Tier in dem einen Fangarm zu halten und mit dem anderen Arm ein weiteres zu erbeuten. Ich habe auch gesehen wie eine Mantis ein Heimchen im Sprung erbeutet hat. Bei älteren Mantis und grösseren Beutetieren, die sich arg wehren wird oft auch der Kopf zuerst gefressen. Pflanzliche Nahrung wird nicht aufgenommen.
Im Abstand von knapp zwei Wochen häuten sich die Tiere; der Zeitraum zwischen zwei Häutungen hängt von der Umgebungstemperatur und sicher auch von Nahrungsangebot ab. An der Dicke des Hinterleibs ist gut ersichtlich wie "vollgefressen" das Tier gerade ist. Jede Häutung bedeutet einen Wachstumsschub, aber auch zwischen den Häutungen sieht es so aus als ob das Chitinskelett sich etwas dehnen würde. Mit der letzten Häutung (die etwa 3 bis 4 Wochen nach der vorletzten erfolgt) erreicht die Gottesanbeterin ihr Erwachsenenstadium; die erste Häutung erfolgt bereits beim Schlüpfen, die Haut wird im Kokon zurückgelassen. Das Männchen braucht 7, das Weibchen 8 Häutungen um das adulte Stadium zu erreichen. Dann haben sie Flügel und sind geschlechtsreif.
Schreckhaltung im Gefahrenfall:
Gottesanbeterinnen sind ausgesprochen standorttreu, dh sie brauchen keinen Auslauf sondern behalten ihre Position in Lauerstellung bei und warten bis Beute kommt. Auch wenn man den Behälter öffnet: Solange man das Tier nicht rumscheucht bleibt es meist ruhig sitzen. Wenn sie krabbeln dann versuchen sie irgendwie nach oben zu kommen; mit ein bisschen Geschick kann man das gut nutzen um eine freilaufende Mantis wieder sanft einzufangen. Ich kann mir gut vorstellen dass auch in freier Natur eine Mantis auf einer einzelnen Pflanze, genügend Futter vorrausgesetzt, praktisch ihr ganzes Leben zubringt.
Hier mal ein Blick auf die beeindruckenden Fresswerkzeuge:
Das ist eine Nahaufnahme eines auslaufenden Endes eines Fangarmes. Deutch zu sehen ist eine spitz zulaufende Klaue die der Beute ein Entkommen fast unmöglich macht.
Etwa zwei Wochen nach der letzten Häutung kann man Männchen und Weibchen verpaaren.
Hier zeigt sich ein weiterer bizarres Detail dieser Tiere: Bei der Begattung kann es passieren daß das Weibchen das Männchen als Beute ansieht und ihm während der Paarung den Kopf vom Hals frißt.
Das ist erklärbar, da es für die folgende kräftezehrende Zeit der Eiablage große Mengen an Nahrung braucht;
immerhin erfüllt das Männchen trotzdem noch seine Aufgabe zu Ende, das das Kopulationsverhalten sinnigerweise vom letzten Segment des Abdomens gesteuert wird.
Das Weibchen sollte daher gut sattgefüttert sein, wenn man das Mänchen in den Behälter dazu setzt, das sich vorsichtig an das Weibchen herantasten wird.
Die Paarung kann einige Stunden in Anspruch nehmen; etwa zwei Wochen später legt das Weibchen das erste Eipaket ab (Oothek) der weitere folgen können.
Weitere Begattungen sind nicht nötig. Aus diesen Ootheken die erst grünliche, später bräunliche Farbe aufweisen, schlüpfen nach 4 bis 6 Wochen etwa 25 bis 100 Jungtiere.
Auch Weibchen, die nicht begattet wurden, legen Ootheken. Aus ihnen Schlüpfen aber keine Jungtiere.
Die gesamte Lebenserwartung beträgt - wie immer abhängig von der Temperatur- 7 bis 10 Monate, wobei Weibchen etwas langlebiger sind.
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